Die berufliche und freiwillige Altersvorsorge wird auch künftig mehr Rendite abwerfen als die AHV. Alle drei Säulen des Schweizer Vorsorgesystems zeigen aber Risse, warnt die Grossbank UBS.
In der Schweiz wird die Altersvorsorge auf drei eigenständige, sich ergänzende Säulen verteilt. Der Anspruch der Versicherten bleibt allerdings immer derselbe: möglichst hohe Renten für Alter und Todesfall zu erwirtschaften. Dabei haben die AHV, die berufliche und die freiwillige Vorsorge nicht dieselben Karten.
Wie eine Analyse der UBS zeigt, weisen die zweite und dritte Säule ein ähnlich starkes Renditepotenzial auf und können längerfristig dank dem «dritten Beitragszahler» höhere Renten für geringere Beiträge finanzieren als die erste Säule. Allerdings sind sie auch grösseren Schwankungen ausgesetzt als die erste Säule. Deshalb eignet sich die AHV besser zur Existenzsicherung.
Bescheidenere Renditen bis 2050
Auch künftig weisen die berufliche und die private Säule gemäss den UBS-Analysen ein grösseres Renditepotenzial auf als die staatliche Vorsorge. Bis zum Jahr 2050 dürfte es allerdings geringer sein als in der Vergangenheit und stärker schwanken.
In der Vergangenheit erzielte die AHV nach Abzug einer Administrationsgebühr von 0,3 Prozentpunkten eine Nettorealrendite von etwa 1,2 Prozent. In Zukunft erwarten die UBS-Ökonomen mit 1 Prozent eine etwas tiefere Performance, was vor allem auf die alternde Gesellschaft zurückzuführen ist.
In der beruflichen Vorsorge betrug die um die Inflationsrate und Gebühren bereinigte jährliche Kapitalmarktrendite seit 1985 im Schnitt 4,75 Prozent. In Zukunft soll die Nettorendite eines durchschnittlichen Pensionskassenportfolios auf 2,1 Prozent sinken.
Verlagerung zur beruflichen Vorsorge
Bei der steuerbegünstigten privaten Altersvorsorge, der sogennannten Säule 3a, schauten von 1985 bis heute eine durchschnittliche Netto-Realrendite von rund 2 Prozent heraus. Diese Rendite-Perspektiven erachten die UBS-Experten auch in Zukunft als realistisch. Zukünftige Innovationen und Gesetzesanpassungen könnten den Spielraum sogar noch vergrössern.
Angesichts dieser Prognosen drängt sich für die UBS-Ökonomen eine Verlagerung zur beruflichen Vorsorge auf. Damit könnte das gleiche Rentenniveau mit geringeren Einzahlungen oder höhere Renten bei gleichen Einzahlungen erreicht werden.
Wie der Analyse weiter zu entnehmen ist, würden durch tiefere Einzahlungen die Lohnnebenkosten sinken, was sich positiv auf die Beschäftigung auswirken dürfte. Zudem würde mit den Beiträgen, im Gegensatz zur Umlagefinanzierung in der AHV, ein Kapitalstock aufgebaut, mit dem die Produktionskapazitäten und somit die Löhne steigen würden.
Rezepte gegen den Reformstau
Gleichwohl betonen die UBS-Ökonomen den Mehrwert von drei unabhängigen Säulen zur Altersvorsorge. Sie warnen aber, dass jede Säule reformiert werden muss, um künftigen Generationen auch weiterhin einen sicheren Ruhestand zu bieten.
Sie appellieren deshalb an eine ausgewogenen Risikoverteilung zwischen der staatlichen, beruflichen und freiwilligen Vorsorge. Diese Risiken müssen aber nicht nur über drei Säulen, sondern auch fair über die Generationen verteilt sein, wie die UBS schon in einem früheren Bericht zur «Generationenbilanz» mahnte.
Die Reformen sollten deshalb nicht nur darauf hinarbeiten, die Säule mit dem grössten Renditepotenzial zu fördern. Gleichzeitig sollten auch die Solidaritäts-, Risiko- und Nachhaltigkeits-Aspekte berücksichtigt werden. Mit der richtigen Balance können so höchstmögliche Renditen in Aussicht gestellt werden, die langfristig finanzierbar sind.