Banken sind bislang nur begrenzt im Kryptowährungsmarkt engagiert. Für die digitalen Währungen sollten künftig aber ähnliche Regulierungen gelten wie für andere Vermögensklassen auch, urteilt eine Studie der Notenbank der Notenbanken.
Der Nahezu-Zusammenbruch des TerraLuna-Ökosystems verdeutlicht: Das rapide Wachstum der Kryptowährungsmärkte wirft wichtige Fragen auf. Welche Rolle spielen die traditionellen Finanzintermediäre auf diesem Markt? Was treibt ihr Engagement an? Welche möglichen Auswirkungen haben digitale Währungen auf die Stabilität des internationalen Finanzsystems?
Diesen und ähnlichen Fragen gehen Experten der in Basel domizilierten Bank für Internationalen Zahlungsausgleich im neuen Working Paper «Banking in the shadow of Bitcoin? The institutional adoption of cryptocurrencies» nach.
Bislang überschaubares Risiko
Bisher sind die direkten Engagements der Banken in Kryptowährungen begrenzt, schreiben die Studienautoren. Die Ergebnisse basieren auf der Grundlage der jüngsten verfügbaren globalen Aufsichtsdaten (d.h. Ende 2020), wobei nur eine Handvoll international tätiger Banken ein Engagement in Kryptowährungen meldete. Das durchschnittliche Engagement belief sich demzufolge auf weniger als 0,02 Prozent der risikogewichteten Aktiva (RWA), und keine der Banken meldete ein Engagement von mehr als 0,05 Prozent der RWA.
Zuzuschreiben sind diese Engagements in erster Linie dem wachsenden Kundeninteresse. Der Grossteil der Engagements der Banken bezieht sich laut Studie auf den Handel mit Kundenkonten, gefolgt von solchen, die auf das Clearing von Futures zurückzuführen sind.
Exponentielles Wachstum birgt Risiken
Mit Blick auf das rasante Marktwachstum ziehen die Studienautoren aus ihrer Analyse drei politische Implikationen. So ist eine neue Gruppe von Marktteilnehmern entstanden, die aus Kryptobörsen und Nebenunternehmen (z.B. Wallet-Anbietern) besteht.
Das exponentielle Wachstum dieser Branche, die auch andere Institutionen wie Hedgefonds und Investmentfonds bedient, erfordere einen «proaktiven, sektorübergreifenden und vorausschauenden Ansatz zur Regulierung und Beaufsichtigung des entstehenden Krypto-Finanzsystems». Im Hinblick auf Finanzstabilität, Konsumenten- und Anlegerschutz seien Regulierungen und Aufsicht im gleichen Rahmen wie bei anderen Vermögensklassen gerechtfertigt.
Datenlücken schliessen
Zweitens und am dringlichsten ist gemäss BIZ-Studie die Notwendigkeit, die wachsenden Datenlücken in der Branche zu schliessen. Das Wachstum und die Trends der vergangenen Jahre unterstreichen das Potenzial von Kryptowährungen, schnell zu wachsen und rasch eine breitere Akzeptanz zu finden. Es bestehe die Gefahr, dass «Datenlücken die Fähigkeit der Behörden untergraben, Kryptowährungen ganzheitlich zu überwachen und zu regulieren», weisen die Autoren auf bestehende Risiken hin.
Nicht zuletzt erfordert das Potenzial für zahlreiche Verflechtungen zwischen neuartigen Kryptowährungs-Intermediären und dem regulären Finanzsystem einen umfassenden Ansatz zur Risikobewertung und -abschwächung. Die wachsende Nachfrage nach Kryptowährungen könnte dazu führen, dass traditionelle Knotenpunkte des Finanzsystems – wie Banken und institutionelle Anleger – zunehmend direkt und indirekt auf neue Knotenpunkte wie Kryptobörsen angewiesen sind.
So warnen die Studienautoren mit Blick auf eine wiederkehrende Lehre aus der Geschichte der Finanzkrisen: Risiken in den «Schatten»-Ecken des Finanzsystems können schnell ihren Weg zu etablierten und regulierten Institutionen finden.