Der designierte CEO von Bitcoin Suisse, Dirk Klee, sieht das Unternehmen als Partner von Banken und will auch ausserhalb der Schweiz expandieren, wie er in einem Exklusivinterview mit finews.ch erklärt.
Dirk Klee, Sie wechseln bald vom traditionellen Finanzsektor in die Kryptobranche. Warum?
Das ist schon ein Thema in meinem Lebenslauf gewesen, als ich bei iShares für Kontinentaleuropa verantwortlich war. Meine Leidenschaft gilt der Finanzinnovation. Daher beobachte ich die Krypto- und Blockchain-Entwicklungen schon seit vielen Jahren. Traditionelle Banken verfolgen einen eher langsameren Ansatz und verpassen so vielleicht eine Chance.
Welchen Platz nehmen Kryptowährungen in den traditionellen Finanzdienstleistungen ein?
Ich denke, es gibt viele Möglichkeiten. Bitcoin ist eine neue Anlageklasse, die neben den traditionellen Anlagemöglichkeiten existiert. Man könnte argumentieren, dass der Bitcoin ein wenig mit der Aufbewahrung von Vermögen konkurriert; am meisten mit Gold. Aber der interessantere Teil sind die zugrundeliegende Technologie und andere Anwendungsfälle, die Kryptowährungen generell ermöglichen.
«Wir können Traditionsbanken unterstützen»
Es gibt so viele Dinge zu erforschen – einige konkret, andere nicht. Bitcoin Suisse ist in einer einzigartigen Position, um dies zu tun und den Kunden einen Mehrwert zu bieten.
Was würden Sie gerne an der Positionierung oder Strategie von Bitcoin Suisse ändern?
Es geht darum, die Erfolgsgeschichte von Bitcoin Suisse fortzusetzen und das Potenzial des Unternehmens zu nutzen. Mein Ziel ist es natürlich, die Firma in die nächste Phase zu führen.
Können Sie das genauer erläutern?
Ich denke, es gibt zwei Themen, die hervorstechen: Einerseits ist das die Institutionalisierung, um Bitcoin Suisse zu einem führenden institutionellen Akteur zu machen, der mit anderen Finanzunternehmen zusammenarbeitet. Das andere ist die Internationalisierung: Kann Bitcoin Suisse über die Schweiz hinaus expandieren?
«Soweit ich weiss, zögern die Banken, sich zu früh in einen anderen Risikobereich zu begeben.»
Dies sind die Prioritäten der vom Verwaltungsrat festgelegten Strategie, die wir in den kommenden Jahren weiterentwickeln und umsetzen werden.
Wie sehen Sie die Annäherung der Digital-Asset-Industrie an das traditionelle Bankwesen?
Es ist offensichtlich, dass sich beide Welten annähern, aber in gewisser Weise konkurrieren sie auch miteinander. Auch wenn sich die traditionellen Institutionen erst langsam für Krypto-Assets erwärmen konnten, holen sie schnell auf. Dies eröffnet mehr und mehr Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Das ist eine Chance für die Anlageklasse als Ganzes. Wir konkurrieren teilweise miteinander und laufen teilweise parallel.
Wie optimistisch sind Sie, dass die Bankenwelt bei der Einführung digitaler Vermögenswerte ein wenig schneller wird?
Sie haben eine Menge an Altlasten zu bewältigen. Soweit ich weiss, zögern die Banken, sich zu früh in einen anderen Risikobereich zu begeben. Irgendwann werden sie aber einsteigen, allerdings werden sie sich erst einmal Zeit nehmen, um die Sache gründlich zu prüfen.
«In den kommenden Jahren wartet eine einmalige Chance auf Bitcoin Suisse»
Auf der anderen Seite höre ich aus der Bankenwelt, dass ihre Kunden eine starke Nachfrage nach Krypto-Finanzdienstleistungen haben. Die Traditionsbanken sehen die Geld-Abflüsse und die Nachfragelücke, die derzeit nicht durch ihr eigenes Angebot abgedeckt wird. Ich bin daher überzeugt, dass in den kommenden Jahren eine einmalige Chance auf Bitcoin Suisse wartet.
Dirk Klee ist der designierte CEO von Bitcoin Suisse. Der gebürtige Deutsche verbrachte die vergangenen vier Jahre bei Barclays, wo er für das Vermögens- und Anlagegeschäft in Grossbritannien zuständig war. Zuvor arbeitete er als operativer Leiter im UBS Wealth Management, wo er eine Technologieplattform im Wert von 1 Milliarde Dollar sowie einen Robo-Advisor lancierte. Von 2008 bis zu seinem Wechsel zur Schweizer Bank im Jahr 2013 leitete Klee das iShares-Geschäft von Blackrock in Kontinentaleuropa, davor war er Leiter der Geschäftsentwicklung von Pimco in Deutschland und Österreich gewesen. Er hat einen Master und einen Doktortitel in Jura.