Während die Finanzmärkte 2020 eine wahre Berg-und-Talfahrt erlebten, und es in den USA gleichzeitig zu spektakulären Börsengängen zu kam, herrschte in der Schweiz in Sachen Publikumsöffnungen eine grosse Flaute.
Nachdem der Schweizer Aktienmarkt zu Beginn des Jahres 2020 wegen der Coronakrise starke Kursrückschläge hatte hinnehmen müssen, stabilisierte sich die Entwicklung in den Folgemonaten. Verlor der Swiss Performance Index (SPI) im ersten Quartal 2020 noch knapp 12 Prozent an Wert, schlossen die drei Folgequartale jeweils mit einem Kursplus ab.
Mit einem Schlussstand von 13’328 Punkten beendete der SPI das Jahr 2020 über dem letzten Stand des Vorjahres (+3,8 Prozent) und nahe am «All-Time High» vom Februar 2020 (-1,7 Prozent), wie aus dem IPO-Newsletter der Zürcher Kantonalbank (ZKB) hervorgeht.
Via Spin-off an die Börse
Nachdem bereits zu Beginn des Jahres absehbar war, dass sich der IPO-Jahrgang 2020 anspruchsvoller gestalten dürfte als in den Vorjahren, verschlechterten sich die IPO-Aussichten mit der zunehmenden Zuspitzung der Corona-Situation im Frühjahr zusätzlich. Die allmähliche Beruhigung der Märkte ermöglichten Ina Invest und V-Zug gegen Ende des zweiten Quartals den Gang mittels Spin-off an die Börse.
Die beiden Abspaltungen liessen die Hoffnung aufkeimen, dass sich das Fenster für «klassische IPOs» in diesem Jahr nochmals öffnen könnte. Doch nach dem dritten Quartal verstrich auch das vierte Quartal ohne Initial Public Offering (IPO) an der Schweizer Börse SIX.
Verdoppelung der Börsengänge in Nordamerika
Anders im Ausland: In Europa gingen 180 Unternehmen mit einem Gesamtemissionsvolumen von 25 Milliarden Euro an die Börse, und Nordamerika verzeichnete mit mehr als 500 IPOs und einem Volumen von fast 200 Milliarden Dollar mehr als doppelt so viele Publikumsöffnungen wie im Vorjahr.
Die Verdoppelung der Anzahl Börsengänge in Nordamerika lässt sich vor allem auf das hohe Aufkommen von IPOs von sogenannten Special Purpose Acquisition Companies (Spacs) zurückführen, die 2020 fast die Hälfte aller Börsengänge Nordamerikas ausgemacht haben.
Nachholbedarf in der Schweiz?
Nach einem ereignisreichen und anspruchsvollen Jahr besteht die Hoffnung, dass sich das Marktumfeld für Börsengänge in der Schweiz im Jahr 2021 wieder verbessern wird. «Da der Investitionsbedarf der Anleger auch in der Schweiz hoch bleibt, könnten einige verschobene IPOs im Jahr 2021 über die Bühne gehen», schreiben die Experten der ZKB.
Ob dabei aber die hohe IPO-Aktivität der Vorkrisenjahre erreicht werden dürfte, ist jedoch eher fraglich.