Der Startup-Fonds von Softbank verteilt seine Milliarden immer grosszügiger. Nach dem Riesenflop mit Wework stellt sich die Frage: Macht Gründer Masayoshi Son die Gründer-Kultur kaputt?
Matt Levine, der stets lesenswerte Kommentator der Nachrichtenagentur «Bloomberg», brachte die Vorgänge (Artikel bezahlpflichtig) ums Immobilien-Startup Wework, Gründer Adam Neumann und dessen Geldgeber Softbank auf den Punkt: «Neumann schuf eine Firma, welche in atemberaubender Geschwindigkeit Geld vernichtete, schaffte es aber gleichzeitig, 1 Milliarde Dollar für sich selber rauszuholen.»
Und weiter: «Er verbrannte 10 Milliarden Dollar von Softbank und bekam dafür noch eine Kommission von 10 Prozent. Was für eine Legende.»
Was fangen diese Startups mit den Milliarden eigentlich an?
Während Neumann und sein grossspuriges und exzentrisches Gehabe zuletzt Gegenstand vieler Artikel und Kommentare waren (Privatjet, Marihuana-Konsum, Aktien für Kredit verkauft), stellt der Fall Wework auch eine andere Frage in den Raum: Verderben Investoren wie Masayoshi Son mit ihren Milliarden die Startup-Kultur?
Als Beobachter greift man sich weniger bei der Wahl der Investments von Softbank und seinem Vision Fund zunehmend an den Kopf, sondern vielmehr darüber, was die mit Milliarden eingedeckten Startup-Unternehmer mit den Softbank-Geldern anfangen.
Anhaltende Milliardenverluste sind Normalität
Am Beispiel Wework: Das Unternehmen verlor im Jahr 2018 rund 219'000 Dollar – pro Stunde. Am Beispiel von Uber: Die Taxi-App machte im zweiten Quartal 2019 allein einen Verlust von 5 Milliarden Dollar. Uber war letzten Mai mit einer Bewertung von 82 Milliarden Dollar an die Börse gegangen. Davon sind heute noch rund 56 Milliarden Dollar übrig.
Neumann strebte mit Weworks Börsengang eine Bewertung von 47 Milliarden Dollar an. Der Wert implodierte inzwischen um über 80 Prozent.
Atemberaubende Verluste und im Gegenzug atemberaubende Bewertungen und Wertprojektionen: Es scheint, als ob sich solche Muster in der heiss umkämpften Startup- und Risikokapital-Szene zu einer Art Normalität entwickelt hätten.
Hauptsache ein Privatjet
Gründer wie Neumann oder bei Uber Travis Kalanick feiern sich derweil als Stars, welche die Welt (zumindest in Teilen) neu erfinden, und pflegen einen entsprechenden Lifestyle, in welchem ein Privatjet das erstrebenswerteste Asset zu sein scheint.
Das wäre an sich nicht stossend. Doch aus Sicht eines Geldgebers, der sein Milliardeninvestment schmelzen sieht wie Butter in der Sonne, müsste solche Hybris mehr als schmerzen.
Es stellen sich Fragen
Tatsächlich hat Softbank-Gründer Masayoshi Son zuletzt eingeräumt, die jüngsten Leistungen seines Vision-Fonds seien ihm peinlich. «Ich schäme mich und bin ungeduldig», sagte er dem japanischen Magazin «Nikkei Business». Gleichwohl schob er Neumann wenig später als eine Art Abfindung mehr als 1 Milliarde Dollar über den Tisch.
Während Softbank, ein IT-Internet-Energie-Finanz-Konglomerat, mit seinem über 100 Milliarden Dollar schweren Vision Fund zu Beginn noch Bewunderung erntete und Nachahmer herausforderte, neigen die Kommentatoren in der jüngeren Zeit eher dazu, die unglaublichen Bewertungen von Startups in den Fokus zu stellen, welche in den Softbank-Geldregen geraten sind.
In diesem Jahr hat beispielsweise Getyourguide, ein von HSG-Studenten in Zürich gegründeter Ticketanbieter von Touristenattraktionen, eine für Europa rekordhohe Finanzierungsrunde von rund einer halben Milliarde Dollar abgeschlossen. Hauptgeldgeber war Softbank. Getyourguide hat gemäss eigenen Angaben bislang 25 Millionen Tickets verkauft und erhält dafür eine Bewertung von über 1,8 Milliarden Dollar.
Kann er die Zukunft sehen?
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