Dan Zilberman vertritt Warburg Pincus im Avaloq-Verwaltungsrat. Im Interview mit finews.ch spricht er über Fehlschläge und Schwächen beim Raiffeisen-Projekt.
Dan Zilberman, was sind die Erfolge und was die Fehlschläge von Avaloq, seit Warburg Pincus vor gut 18 Monaten eine Minderheit gekauft hat?
Wir haben das Managementteam professionalisiert. Ein Teil davon war die Stabsübergabe von Avaloq-Gründer Francisco Fernandez an den neuen CEO. Natürlich ist Avaloq das Baby von Fernandez – also braucht der Übergang seine Zeit.
Wir haben einen wichtigen Vertrag mit der deutschen Apotheker- und Aerztebank abgeschlossen. Wir erwarten, dass wir unsere Budgetvorgaben in diesem Jahr erreichen werden. Der Umsatz stieg im laufenden Jahr um 8 Prozent.
Aber nicht alles lief nach Plan.
Manchmal macht man drei Schritte vorwärts und zwei zurück. Wir haben zwar eine ganze Anzahl neuer Verträge abgeschlossen, verloren aber auch zwei Kunden, die wir gerne behalten hätten (Anmerkung der Redaktion: Syz Privatbank und Berner Kantonalbank).
«Das habe wir nicht geschafft»
Einen dieser Kunden verloren wir aufgrund einer zweijährigen Verzögerung, einen Entscheid zu treffen. Doch insgesamt stimmt die Richtung.
Was ist mit dem grössten Projekt, der Migration der 246 Raiffeisen-Banken?
Geplant war, dass das Projekt jetzt abgeschlossen sein würde. Das haben wir nicht geschafft. Derzeit sind es 101 Raiffeisen-Banken, die auf der neuen IT-Plattform laufen. Wir hoffen, dass es bis zum Jahresende alle Banken sein werden.
Die Raiffeisen-Banken sind sich sehr ähnlich und gehören derselben Gruppe an. Was ist der Grund für die Verzögerung?
Ein Grund war eine Fehlfunktion in der Berechnung von Hypothekarzinsen. Die Ursache lag aber nicht in der Avaloq-Software, sondern in deren Abgleich. Das Problem ist gelöst. Wir müssen uns eingestehen, dass Tech-Projekte oftmals langsamer vorangehen als man sich das wünscht.
«Hier können wir nur spekulieren»
Und hier handelt es sich um die Mutter aller Tech-Projekte – die grösste IT-Migration überhaupt.
Wie haben sich der Skandal um den ehemaligen Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz und die Turbulenzen bei Raiffeisen auf das Projekt ausgewirkt?
Ich glaube, dass solche Entwicklungen immer das Potenzial haben, laufende Projekte zu stören – in jedem Unternehmen. Hier können wir allerdings nur spekulieren, ob das Projekt nun anders verlaufen wäre. Aber es ist schon so, dass das Projekt hinter dem Zeitplan zurückliegt.
Die Situation hat sich inzwischen beruhigt?
Wie gesagt erwarten wir, dass alle 246 Raiffeisen-Banken bis Ende Jahr migriert sein werden, spätestens Anfang 2019.
«Den Verlust von BSI spüren wir immer noch»
Wir haben den Sieg also noch nicht in der Tasche, doch wird nach der Vollendung ein Schweizer Technologieunternehmen Bemerkenswertes geleistet haben. Kein US-Unternehmen hätte sowas geschafft.
Was geschieht mit dem Joint-Venture Arizon?
Wir erwarten, dass nach der Migration Arizon ganz an Avaloq geht. Das macht Sinn und ist so auch vertraglich festgehalten.
Wo haben Sie noch Gegenwind?
Den Verlust der Tessiner Bank BSI als Outsourcing-Partner spüren wir immer noch. Wir müssen das Team neu ausrichten. Das Hauptziel muss derzeit sein, unsere Kunden zu beliefern.
Das lief in der jüngeren Vergangenheit nicht immer nach Wunsch.
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