Das Formula E Rennen in Zürich fördert die Reputation des Finanzplatzes, sagt Christian Bretscher vom Zürcher Bankenverband im Interview mit finews.ch. Die Begeisterung für das Rennen sollte auch den Banken gelten.
Herr Bretscher, freuen Sie sich auf das Rennen der Formula E in Zürich mehr als Privatperson oder mehr als Geschäftsführer des Zürcher Bankenverbandes?
Beides gleichermassen – zum Glück: Ich finde es toll, dass unsere Stadt Austragungsort einer innovativen Veranstaltung mit internationaler Ausstrahlung sein wird. Und ich freue mich darüber, dass es offensichtlich doch möglich ist, ein Grossprojekt wie dieses in so kurzer Zeit zu realisieren.
Aus Ihrer Beobachtung: Ging ein hoffnungsvolles Aufatmen durch die Reihen der hiesigen Banker, als sich die als autofeindlich verschrieene Stadt Zürich für die Durchführung des Rennens entschloss?
Es war eher ein leises Staunen darüber, dass Autos und sogar Autorennen ihre Qualität als Feindbilder so radikal verlieren, wenn sie elektrisch betrieben sind.
Was für ein Zeichen setzt dies international?
Mit der Austragung eines Formel E-Rennens zeigt sich Zürich von seiner innovativen und technologiefreundlichen Seite.
«Die Schweiz liegt im internationalen Vergleich ganz vorne»
Das ist zweifellos ein gutes Signal.
Die Formula E gehört in den kommenden zehn Jahren zu Zürich: Sehen Sie dadurch Chancen, auch den Zürcher Bankenplatz und seine Reputation wieder zu stärken?
Wenn einer breiteren internationalen Öffentlichkeit bewusst wird, dass die Schweiz nicht nur für traditionelle Werte, sondern auch für Innovation, Fortschritt und Entwicklung steht, dann hilft das der gesamten Schweizer Wirtschaft – und damit auch dem Bankenplatz.
Die Formula E verkauft sich als Innovator. Schweizer Ingenieurskunst oder auch die ETH nutzen die Rennserie als Plattform: Sehen Sie Anknüpfungspunkte für die hiesige Finanzbranche?
Ein wesentlicher Treiber für Innovation, Fortschritt und Entwicklung ist die Verfügbarkeit von Kapital. Dass die Schweiz hier im internationalen Vergleich ganz vorne liegt, hängt nicht zuletzt mit dem starken Finanzplatz zusammen. Grossanlässe wie dieser geben Gelegenheit, auf diesen Zusammenhang hinzuweisen.
Stadtkurse wie hier in Zürich schaffen eine Volksnähe, wie sie der Schweizer Hochfinanz zuletzt auch gefehlt hat. Eine Chance?
Trotz aller Begeisterung: Es haben wesentlich mehr Zürcherinnen und Zürcher einen regelmässigen, direkten und persönlichen Kontakt zu ihrer Bank als zum Autorennsport. Auch mit ihren Vertrauenswerten um 95 Prozent und den Zufriedenheitswerten um 85 Prozent dürften die Banken noch ein paar Längen Vorsprung haben.
«Da werden wir wohl nicht so schnell aufholen»
Dagegen hat die Rennszene mehrere Runden Vorsprung, wenn es um die öffentliche Meinung über die Bezüge ihrer grossen Stars geht. Da werden wir wohl nicht so schnell aufholen.
Wo werden Sie das Rennen verfolgen?
Am liebsten in einer Lounge mit Zugang zu den Boxen – aber mir fehlt noch eine entsprechende Einladung (schmunzelt).
Christian Bretscher amtet seit 2013 als Geschäftsführer des Zürcher Bankenverbands (ZBV). Darüber hinaus ist er mit diversen Verwaltungsrats- und Stiftungsratsmandaten betraut. Mitglieder des ZBV sind rund 40 Banken mit insgesamt 50’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als assoziierte Mitglieder gehören ihm auch die wichtigsten Versicherungsgesellschaften auf dem Platz Zürich an.