Abgeltungssteuer, Auslandbanken, Abzocker-Initiative, Personalfluktuation, Bankiervereinigung, UBS: Die 10 grossen Pendenzen auf dem Finanzplatz Schweiz.
1. Hat die Abgeltungssteuer überhaupt eine Chance?
Der Druck der EU auf den Schweizer Finanzplatz wird weiter gehen, zumal sich nur die wenigsten Staaten mit einer Abgeltungssteuer zufrieden geben. Einzig Deutschland und Italien sind auf dieses Thema gut zu sprechen. Für alle anderen Länder steht eine solche Regelung kaum zur Debatte.
Schon die Zinssteuer war eine Zwischenlösung und eine wenig ergiebige. Das Fernziel bleibt der automatische Informationsaustausch. Für diese Schweiz lautet also 2010 die Kernfrage: Wie lässt sich der automatische Informationsaustausch verhindern?
2. Für die UBS wird 2010 das Jahr der Wahrheit
Bis in fünf Jahren will die UBS nach den Worten von CEO Oswald Grübel wieder an der Spitze sein. Allerdings hat die Grossbank nicht so lange Zeit. Sie muss im ersten Halbjahr 2010 beweisen, dass sie wieder Gewinne erzielen kann. Länger haben weder die Investoren noch die Kundschaft Geduld.
Darum ist in den nächsten Monaten wohl noch mit einigen personellen Veränderungen, etwa im Wealth Management zu rechnen. Bleibt ein positives Signal in den ersten sechs Monate 2010 aus, droht der UBS das Schicksal der Swissair. Und: Der Erfolg der Bank strahlt auf das Image des gesamten Finanzplatzes ab. Darbt die UBS, ist dies keine gute Werbung für alle anderen Banken in diesem Land.
3. Gemischtwarenläden haben keine Zukunft
Allein mit dem Argument der «Steueroptimierung» ist kein Geschäft mehr zu machen. Erfolg werden künftig jene Banken haben, die eine eigenständige «Value Proposition» anbieten, indem sie bestimmte Kundensegmente anpeilen, tiefere Konditionen offerieren, das Online-Banking fördern oder sich mit einer unverwechselbaren Geschäftsstrategie profilieren, etwa mit nachhaltigen Anlagen, als Anlaufstelle für Unternehmer und KMUs oder mit einem Schweiz-zentrierten Geschäft. «Gemischtwarenläden» werden es in Zukunft sehr schwer haben.
4. Boni und kein Ende
Spätestens ab Februar, wenn man in den Geschäftsberichten wird lesen können, wie hoch die Boni der Banker für das Geschäftsjahr 2008 waren, wird die Lohn-Debatte einem neuen Höhepunkt zustreben. Die Gehaltsdiskussion bleibt ein Problem, solange viele Fragen (Regulierung der Grossbanken, Eigenkapitalunterlegung, Aufsicht, Bankgeheimnis) pendent sind.
Die Entschlossenheit, mit der die Spitzenpolitiker im Ausland die Boni mit Steuern belegen wollen, beweisst, dass der Druck auf die Entlöhnung der Banker weiter zunehmen wird. In diesem Umfeld hat auch die «Abzocker-Initiative» enorme Erfolgschancen.
5. Im Jahr 2010 trennt sich die Spreu vom Weizen
2009 war ein unsicheres Jahr. Nach drei katastrophalen Monaten im ersten Quartal erholte sich die Börse rasant und bescherte manchen Banken riesige Erträge. Das beste Beispiel dafür war die Geschäftsentwicklung der Credit Suisse. Umgekehrt mussten diverse Geldhäuser ihr Geschäft redimensionieren, es kam zu Konsolidierungen. In diesem Umfeld blieb die Mehrheit des Bankpersonals abwartend.
Sobald aber Anfang 2010 die Boni ausbezahlt sein werden, wird es zu einer Welle von Personalwechseln kommen. Die erfolgreichen Banken werden die guten Leute anziehen, während die weniger guten Institute das Nachsehen haben. Jeder Banker, der eine Chance hat, zu einem besseren Konkurrenten zu wechseln, wird es tun, denn einfacher wird das Geschäft ohnehin nicht. Fazit: Banken, die erfolgreich unterwegs sind, werden noch erfolgreicher werden, während die Verlierer hoch verlieren werden.