Abgeltungssteuer, Auslandbanken, UBS, Abzocker-Initiative, Datendiebstahl und High-Risk-Potenzial. Den Banken fehlt es 2010 nicht an Zündstoff.
6. Genf und Lugano müssen sich neu erfinden
Jahrzehntelang haben die Finanzplätze Genf und Lugano dank ausländischer Steuerhinterzieher-Klientel sehr gut gelebt. Dadurch florierten die regionale Wirtschaft und der Stellenmarkt. Wie verwundbar aber Genf und Lugano sind, haben in den letzten zwölf Monaten insbesondere zwei Ereignisse offenbart: die Madoff-Affäre hat der Rhonestadt imagemässig enorm zugesetzt, während die eben zu Ende gegangene Steueramnestie Italiens im Tessin zu einem massiven Geldabfluss geführt hat.
Die Selbstverständlichkeit, mit der in Genf und Lugano bisher geschäftet wurde, ist endgültig vorbei. Wollen diese beiden Zentren ihren Marktanteil nicht an Zürich und Umgebung verlieren, müssen sie sich einiges einfallen lassen. Ohnehin lautet die Frage, wie viele Finanzzentren sich die kleine Schweiz in Zukunft überhaupt leisten kann.
7. Wie einig ist die Bankiervereinigung?
Die Bilanz der Schweizerischen Bankiervereinigung über die letzten acht Jahre ist desolat. Als Dachverband der Schweizer Banken ist es ihr nicht gelungen, eine Schrittmacherrolle zu übernehmen und die tief greifenden Veränderungen zu antizipieren. Zum einen führte grobe Nachlässigkeit dazu, gleichzeitig wurde immer offensichtlicher, dass diese Organisation intern absolut zerstritten ist.
Das Rumoren begann schon vor einigen Jahren, als der Ostschweizer Privatbankier Konrad Hummler aus Protest aus der Vereinigung austrat, zog sich weiter, indem die Kantonalbanken verschiedentlich gegen das Grossbankengehabe monierten und kulminierte unlängst darin, dass der Genfer Privatbankier Ivan Pictet dem neuen Präsidenten der Bankiervereinigung, Patrick Odier, öffentlich widersprach.
Vor dem Hintergrund, dass die Bankiervereinigung die wichtigste Branche des Landes vertritt, ist es dringend nötig, dass sie die gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder bündelt und damit an die Öffentlichkeit tritt und den Takt angibt. Ansonsten driftet dieser Dachverband bald in die Belanglosigkeit ab.
8. High-Flyers mit High-Risk-Potenzial
Manche Banken haben von der Krise enorm profitiert, allen voran die Kantonalbanken, die Raiffeisen-Kassen sowie manche Regionalbanken, namentlich die Valiant-Gruppe. Der Erfolg hat diese Institute auch expansionsmässig beflügelt. Allen voran die Valiant-Gruppe, die in den letzten zwölf Monaten ihr Einzugsgebiet mit Übernahmen massiv ausgeweitet hat. Es ist bloss noch eine Frage der Zeit, bis sie auch Zürich zu ihrem Territorium erklären wird.
Allerdings mehren sich in der Branche auch die kritischen Stimmen, die hinter der aggressiven Expansionsstrategie von Valiant-Chef Kurt Streit ein Fragezeichen setzen. Übernimmt er sich damit? Ähnlich die Frage bei den Kantonalbanken, die in fremden Gefilden grasen oder gar ins Ausland expandiert haben. Zahlen sich diese Investitionen wirklich aus, oder bleibt am Ende bloss ein Kostenberg?
Der Wettbewerb im Bankgeschäft wird nicht einfacher. Vor diesem Hintergrund werden allzu forsche Expansionsstrategien im nächsten Jahr mit einem High-Risk-Potenzial behaftet sein.
9. Viele Wachstumsmärkte bleiben auf Sand gebaut
Viele Vermögensverwaltungsbanken zieht es in die Golfregion oder nach Südostasien. Dort verspricht man sich das Heil und die nötigen Erträge in der Zukunft. Allerdings haben die Ereignisse der letzten Wochen in Dubai gezeigt, wie fragil diese Märkte in diesen viel gepriesenen Schwellenländern sind.
Ausserdem stellt sich die Frage, ob es nicht schon zu spät ist, erst jetzt in diesen Regionen Fuss zu fassen. Schliesslich war das Image des Swiss Banking auch schon besser im Ausland, und das Verkaufsargument «Bankgeheimnis» muss derzeit wohl mit noch etwas mehr Überzeugung angepriesen werden – vor allem falls sich weitere Datendiebstähle wie im Fall HSBC ereignen.
10. Was geschieht mit den Auslandbanken?
Bereits sind verschiedene Schweizer Standbeine von ausländischen Banken geschluckt worden. Doch das war erst der Anfang. Denn für viele ausländische Filialen lohnt sich das Geschäft in und aus der Schweiz künftig immer weniger, wenn der «Steuervorteil» wegfällt. Neben den veränderten Rahmenbedingungen ist noch ein weiterer Umstand zu beachten: Viele Mutterhäuser sind nicht mehr in der Lage, ihre Schweizer Filialen zu alimentieren, da sie Staatsgelder zurückzahlen müssen.
Darum verkaufen sie manche ihrer Standbeine im Ausland, namentlich auch in der Schweiz. Dies wird die Situation der Auslandbanken im nächsten Jahr massgeblich prägen und damit auch den Schweizer Finanzplatz modifizieren, der in der Vergangenheit enorm von diesen Instituten profitiert hat.