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Craig Wallis, Global Head of Institutional and Fund Distribution des Asset-Managers GAM, spricht im Interview mit finews.ch, wie der Starmanager-Ansatz von GAM funktioniert und wie man selber zum Fonds-Manager wird.

Herr Wallis, bei GAM arbeiten ja nicht nur interne Fund-Manager, sondern Sie kooperieren auch mit Externen. Wie genau sieht Ihre Manager-Struktur aus?

Man kann unsere Manager in drei Kategorien unterteilen. Erstens unsere In-House-Leute, die als Experten auf ihrem Gebiet jeweils für ihre eigenen GAM-Fonds verantwortlich sind. Zweitens arbeiten wir eng mit gewissen externen Fund-Managern zusammen.

Diese verfügen über eine Expertise in einem gewissen Gebiet, das unsere eigenen GAM-Spezialisten nicht abdecken. Diese Partner erhalten ein spezielles GAM-Mandat, unter welchem sie für uns einen Fonds verwalten. Damit erweitern wir unser Angebotsspektrum. Zudem arbeiten die meisten dieser Partner exklusiv mit GAM zusammen. Drittens investieren unsere Fund of Hedge Funds Experten in diverse Hedge-Funds.

Ihre In-House Leute sind alles erfahrene Fund-Manager. Bilden Sie auch eigene künftige Stars aus oder kaufen Sie die Expertise zur Hauptsache ein?

Die meisten unserer Manager haben wir explizit aufgrund ihrer Expertise angeheuert oder übernommen. Es gibt aber Beispiele von Individuen, die intern zum Fund-Manager aufgestiegen sind. Unser Absolute Return Bond Fund beispielsweise besteht aus vielen verschiedenen Teilen.


«Jemanden anzustellen ist einfacher»


Einer davon ist Zinsen und FX. Dieser Bereich des Absolute Return Bond Funds wurde vor rund acht Jahren von Adrian Owens geleitet. Daraus hat sich nun sein eigener Fund, der Global Rates & Currency Strategy Fund, ergeben. Insgesamt verwaltet er heute vier eigene Funds.

Es geht also schon, dass ein Angestellter durch seine Expertise, die er über die Jahre bei GAM sammelt, zum Manager eines eigenen Fonds wird. Hauptsächlich werden wir aber Top-Manager anstellen oder durch Übernahmen bei uns integrieren. Jemanden anstellen oder übernehmen ist einfacher, da diese Person dann schon über einen langjährigen Track-Record und Erfahrung im Verwalten von Geldern besitzt.

Kommt man so auch schneller zu passenden Leuten?

Nicht zwangsläufig. Auch wenn wir jemanden anstellen, ist dies ein langwieriger Prozess. Nehmen wir beispielsweise die Übernahme von Arkos, dem Asset Manager aus Lugano, den GAM anfangs Jahres übernommen hatte. Arkos agiert seit zehn Jahren als Asset Manager.


«Ein Manager muss Geld so verwalten, als wäre es sein eigenes»


 An deren Spitze steht Gianmarco Mondani, dessen Anlagestrategie ist sehr eigen und anhand seiner Performance sehen wir, wie er in verschiedenen Szenarien zu unterschiedlichen Marktumgebungen agiert hat. Bevor wir Arkos übernommen haben, mussten wir das Unternehmen anhand der harten Fakten durchleuchten und das hat gut ein Jahr in Anspruch genommen, sodass wir sicherstellen können, dass Arkos gut zu GAM passt.

Wer genau passt denn zu GAM?

Da wir keinen Chief Investment Officer haben, also jemanden der bestimmt, in welche Richtung Gelder angelegt werden, brauchen wir Leute, die in einer solchen unabhängigen Umgebung florieren und es schätzen, so frei arbeiten zu können. Dies verlangt aber auch ein gewisses Mass an Maturität. Sie sollten das Geld so verwalten, als wäre es ihr eigenes.

Kommt es nicht sehr teuer sich durch die Übernahme von Teams Zugang zu neuen Ideen zu verschaffen?

Wir machen dies ja nicht mehrmals im Jahr. Einfacher ist dies natürlich, wenn ein Team auch gleich die entsprechenden Assets mitbringt. Was wir nie machen, ist ein Team ohne Assets zu erstehen. Ein grosses Team ohne Assets zu integrieren, ist sehr schwer und risikoreich. Wenn wir Leute ohne Assets einstellen, dann sind das Einzelpersonen mit einer hohen Expertise, die man in der Branche auch kennt.


«Investoren entscheiden über den Erfolg eines Managers»


Ist ein anderes grosses Risiko Ihres Star-Manager-Ansatzes, also dass einzelne bekannte Köpfe Ihre Funds leiten, wenn ein solcher Star-Manager GAM verlässt und seine Asset mitnimmt?

Seit meiner Zeit bei GAM ist dies erst einmal geschehen. Ich denke, dass die Leute so gerne bei GAM bleiben, weil ihnen genau das Umfeld gefällt, also das freie Umfeld ohne CIO, der ihnen vorgibt, wie sie investieren sollen und die flache Hierarchie ohne grosse Bürokratie – abgesehen von den Risiko- und Sicherheitsmechanismen, die unser Geschäft verlangt.

Dann entscheiden natürlich die Investoren über den Erfolg eines Fonds-Managers. Wenn ein Manager keinen Erfolg verzeichnet, kann es auch vorkommen, dass wir uns von ihm trennen. Das ist dann eine Art natürliche Selektion.

Nach der Arkos Akquisition, was kommt als nächstes?

Arkos ist erst zwei Drittel «GAMifiziert». Wenn das Unternehmen vollständig integriert ist, was in drei bis vier Monaten der Fall ist, können wir weiter planen. Wir schauen uns monatlich drei bis vier neue Ideen an. Einerseits CVs von Experten und andererseits kommen auch Manager auf uns zu, die gerne mit uns zusammenarbeiten möchten.

Möglicherweise ergibt sich daraus etwas. Auch unser Fund-of-Hedge-Funds-Team sieht permanent neue Manager und stösst ab und an auf interessante Kandidaten.


«Geographisch könnte sich ein Partner auf dem Mond befinden»


Sie haben also einen geographischen Fokus für Partner- oder Übernahmekandidaten?

Nein, überhaupt nicht. Das Hauptkriterium ist die Qualität der Vermögensanlage. Geographisch könnte sich ein Partner auf dem Mond befinden.

Und eine Mindestgrösse an Assets, die ein Manager verwalten muss?

Ehrlich gesagt, kommt es nur auf die Qualität des Anlegens und die Fähigkeiten des Managers drauf an. Ich würde mich jeden Tag für einen qualitativ hochstehenden Manager mit zehn Millionen Dollar an Assets entscheiden gegenüber einem Durchschnittlichen mit 800 Millionen Dollar. Was auch wichtig ist, ist ob der Manager zu GAM passt.


GAM wurde 1983 von Gilbert de Botton gegründet und war von 1999 bis zur Übernahme durch Julius Bär im Dezember 2005 eine Tochtergesellschaft der UBS. Per September 2009 schloss Julius Bär die Aufteilung des Private Banking- und Asset Managements in zwei unabhängige Unternehmensgruppen ab.

Seither ist die GAM Holding, die Dachgesellschaft der GAM Gruppe, eigenständig an der Swiss Stock Exchange notiert. GAM hat weltweit 10 Niederlassungen mit mehr als 750 Angestellten. Das Kundenvermögen belief sich per Ende 2010 auf insgesamt 57,5 Milliarden Franken.