Merrill Lynch hat es auf die Söhne und Töchter der reichsten Klienten abgesehen. In einem Seminar erfahren die Kids, wie sie ihr Vermögen «besser informiert» verwalten.
Merrill Lynch Wealth Management startet diese Woche sein jährliches Global Investing Programme (GIP), wie der US-Finanzdienstleister bekannt gibt. Zu diesem Anlass begrüsst das Unternehmen rund 50 Kinder sehr vermögender Privatkunden (UHNWI) aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) im Bank of America Merrill Lynch Financial Centre in London.
Das Thema des diesjährigen Kurses lautet «Investieren und Werte», wobei es schwerpunktmässig um Philanthropie und die soziale Verantwortung von Unternehmen geht.
Die Teilnehmer des Kurses, der nur auf Einladung besucht werden kann und seit 2007 durchgeführt wird, sind zwischen 18 und 25 Jahre alt und kommen aus Ländern wie Grossbritannien, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Italien, der Türkei und Dubai.
Sozial verantwortliches Investieren
Während der einwöchigen Veranstaltung nimmt die Nachkommenschaft an Seminaren teil, die von internen sowie externen Experten geleitet werden und Themen wie Finanzplanung, Portfoliomanagement und Kapitalanlagen abdecken soll.
Neben Finanz- und Anlageplanung will sich der Kurs auf «Werte» konzentrieren, wie es weiter heisst, und dazu Seminare über Philanthropie, unternehmerische Verantwortung und sozial verantwortliches Investieren anbieten.
«Wertegeleitete» Themen
Die Experten werden die zunehmende Bedeutung dieser «wertegeleiteten Themen» und die Möglichkeiten untersuchen, die sie bieten, und dabei Wege aufzeigen, wie die nächste Generation sie in ihre Finanzplanung und Anlageportfolios integrieren kann.
Neuer Bestandteil des Kurses ist zudem ein Seminar, das von der Global Shapers Community des Weltwirtschaftsforums (WEF) geleitet wird – einem globalen Netzwerk junger, aussergewöhnlicher Persönlichkeiten, die für die dringendsten Herausforderungen der Welt neue Ideen und unternehmerische Lösungen entwickeln wollen.
Dieses Seminar beinhaltet ein Brainstorming über Gemeinschaftsentwicklung und Führungsqualitäten, wobei dem Engagement des WEF zur Verbesserung der Weltlage Rechnung getragen und aufgezeigt werden soll, welche Rolle der Einzelne durch entsprechendes Engagement in seiner lokalen Gemeinschaft übernehmen kann.
Besuch von Wohltätigkeitsorganisationen
Zentraler Bestandteil des GIP ist darüber hinaus ein Workshop über Philanthropie, der die verschiedenen Wege zu einer effektiven Spendentätigkeit untersuchen will. Im Anschluss werden folgende ausgewählte Wohltätigkeitsorganisationen besucht:
- Cardinal Hume Centre, welches obdachlose Jugendliche und Familien unterstützt, die in schlechten Wohnverhältnissen leben
- Organisation Clean Break, welche über das Medium Theater die Geschichte inhaftierter Frauen erzählt
- Epic Arts, die durch Freizeitaktivitäten soziale Interaktion für Behinderte bietet
- Envision, welche junge Menschen zur Erzeugung von sozial-ökologischem Wandel mobilisiert
- Maggie's Centres, die Krebsbetroffene informiert und unterstützt
- Greenhouse, welche städtische Jugendliche in Sport und Kunst unterrichtet
Wissen in die Tat umsetzen
Diese Besuche sollen den Teilnehmern ein breiteres Verständnis von Philanthropie vermitteln – angefangen dabei, wie man eine Spendentätigkeit in Angriff nimmt, bis zu der Frage, wie Wohltätigkeitsorganisationen vor Ort arbeiten und Spenden gesammelt werden.
Anschliessend soll die wohlhabende Nachkommenschaft ihr Wissen in die Tat umsetzen. Dazu werden sie in Teams eingeteilt, um über eine konkrete wohltätige Sache zu recherchieren, einen Vortrag darüber zu entwickeln und damit dann im Namen ihrer zugeteilten Wohltätigkeitsorganisation schliesslich um eine finanzielle Spende von Merrill Lynch Wealth Management zu werben.
Affenexpertin für Millionärskinder
Das Bemühen um die Reichen von morgen ist nicht neu, sondern ein wichtiges Element in der Geschäftsstrategie vieler global tätiger Banken, die erkannt haben, dass sich der Umgang mit den Kids durchaus lohnen kann.
finews.ch hat verschiedentlich über vergleichbare Initiativen der Schweizer Grossbanken berichtet. Bei der UBS gibt sogar eine Affenexpertin ihr Wissen den Millionärskindern weiter, wie finews.ch vor einiger Zeit berichtete.