Bis 2027 wird es weltweit 26 Millionen zusätzliche Millionäre geben, schätzen UBS und Credit Suisse. Ein enormes Potenzial für Schweizer Privatbanken – wenn sie in den richtigen Märkten Fuss fassen.
Mit der Übernahme der Credit Suisse (CS) ist die UBS zur zweitgrössten Vermögensverwaltungsbank der Welt aufgestiegen. Die Schweizer Grossbank ist – zumindest auf den Papier – bestens positioniert, um von den neuesten Trends bei den Millionären zu profitieren. Und es winken hohe Erträge, wenn es ihr gelingt, ihre traditionellen Stärken auch während der laufenden Integration der ehemaligen Rivalin CS auszuspielen.
Oft unterschätzt
Wie schnell die Zahl der vermögenden Privatkunden wächst, wird in der Öffentlichkeit oft unterschätzt. Der neue «Global Wealth Report», den die CS und die UBS am (gestrigen) Dienstag erstmals gemeinsam veröffentlicht haben, macht deutlich, warum nicht nur die UBS, sondern Vermögensverwalter generell um diese exklusive Privatkundschaft buhlen.
Gemäss deren neusten Schätzungen wird die Zahl der Millionäre weltweit bis 2027 auf über 85 Millionen ansteigen. Das sind 26 Millionen mehr als 2022. Im Segment der Superreichen (Ultra-High Net Worth Individuals, UHNWI), zu denen die UBS Personen mit einem Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar zählt, sollen es rund 372'000 sein. Dies entspricht einer Zunahme von 129’000.
China gibt Gas
Mehr als die Hälfte aller UHNWIs sind derzeit in Nordamerika ansässig. In den Ländern der Apac-Region (der erweiterte asiatisch-pazifische Raum inklusive China und Indien) leben mit über 66’000 bereits deutlich mehr Superreiche als in Europa mit rund 40’000. Und dieser Unterschied zugunsten von Asien-Pazifik dürfte sich vergrössern.
Die UBS erwartet, dass sich die Zahl der Reichbegüterten in der APAC-Region verdoppeln wird. Die Gesamtzahl dürfte 2027 bei knapp 123’000 liegen. Schätzungsweise 56 Prozent davon werden dann allein aus China stammen. Damit wird es in der Volksrepublik dann mehr Superreiche (rund 68’000) geben als in ganz Europa (57’000).
Vergleichsweise zurückhaltend lesen sich die Prognosen für Lateinamerika. Dort leben zwar 8 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung, aber nur 2 Prozent der Steinreichen. Dieser Anteil dürfte sich in den nächsten vier Jahren kaum erhöhen. Die Zahl der lateinamerikanischen Millionäre soll dagegen um 89 Prozent auf 2,2 Millionen steigen. Afrika dürfte prozentual noch besser abschneiden, mit 768'000 Millionären im Jahr 2027, was einem Zuwachs von 113 Prozent entspricht.
US-Vorsprung verringert sich
Derzeit gibt es jedoch nirgendwo mehr Millionäre als in den USA. Um möglichst viele dieser Kunden für sich zu gewinnen, konzentrieren sich viele Vermögensverwalter auf dem US-Markt darauf, die besten Finanzberaterteams und alle damit verbundenen Unterstützungsleistungen an sich zu binden. Im Wochentakt gibt es Meldungen, dass ganze Teams von einer Bank zur anderen wechseln. Besonders aggressiv ist in letzter Zeit die UBS vorgegangen.
Zwar führen die USA die weltweite Millionärsliste immer noch mit deutlichem Vorsprung vor China an, doch der Abstand verringert sich zusehends. Nach Schätzungen der UBS wird die Zahl der Millionäre auf dem chinesischen Festland um 112 Prozent auf 13,2 Millionen steigen. Für die USA wird «nur» ein Anstieg um 16 Prozent auf knapp 26,4 Millionen erwartet. Auch in Indien werden künftig viel mehr Millionäre leben. Im Jahr 2027 sollen es über 1,4 Millionen sein, fast 70 Prozent mehr als heute.
Iqbal Khan priorisiert USA und Asien
Diese Trends bei den Millionären und Superreichen unterstreichen, warum Iqbal Khan, der Chef der UBS-Kernsparte Global Wealth Management (GWM), den Wachstumsmärkten Asien und USA heute eine so hohe Priorität einräumt. Während die UBS in Europa und Asien bereits eine führende Position einnimmt, hinkt sie in den USA im Geschäft mit den Finanzen der Millionären und Superreichen bisher den US-Banken allerdings hinterher.
Im grössten Vermögensmarkt der Welt hat sie deshalb in den letzten drei Jahren die Zahl ihrer US-Finanzberater deutlich erhöht, um den Rückstand auf die Wall-Street-Giganten zu verringern. Sie dürfte auch künftig ihr UNHWI-Geschäft ausbauen.
Im Millionärsvergleich braucht sich die Schweiz übrigens nicht zu verstecken, für Privatbanken und Vermögensverwalter bleiben die Aussichten chancenreich, auch wenn der Wettebeweb knallhart sein wird. Bis 2027 wird die Zahl der Millionäre hierzulande die Marke von 1,5 Millionen überschreiten, das sind gut 39 Prozent mehr als heute. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 gab es in der Schweiz erst 195'000 Millionäre.