In Grossbritannien ist die Genfer Grossbank in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Jetzt will das Institut den nächsten Schritt machen – trotz veränderter Rahmenbedingungen.

Die Neuerungen folgen bei Lombard Odier im Monatstakt: Zuerst Ende September die Ernennung von Chris Bonello zum neuen Leiter des UK- und Nordeuropa-Desk in Zürich und dann vier Wochen später jene von Mark Goddard zum neuen CEO in London.

Grossbritannien nimmt eine zentrale Bedeutung bei Lombard Odier ein. Der Markt auf der Insel ist gemessen an den Anzahl Kunden der zweitwichtigste für die Genfer Privatbank. In Grossbritannien konnte sie seit 2018 ihr Geschäft verdoppeln und hier strebt sie nach weiterem Wachstum. Die Voraussetzungen dazu sind nicht schlecht. In Grossbritannien verzeichnete Lombard Odier in den vergangenen Monaten eine stark ansteigende Nachfrage nach Finanzdienstleistungen. «Wir haben in der Vergangenheit vieles richtig gemacht», Duncan MacIntyre, Limited Partner and UK Region Head. 

Die zentrale Rolle des Finanzplatzes Schweiz

Seit dem Brexit ist dies nicht einfacher geworden. Immerhin haben Grossbritannien und die Schweiz nach intensiven Verhandlungen im vergangenen Dezember ein Finanzdienstleistungsabkommen abgeschlossen, das weitgehend auf gegenseitiger Anerkennung von Regulierungen basiert. Nun muss das Abkommen noch die Parlamente in den beiden Ländern passieren.

Duncan MacIntyre ist zuversichtlich, dass auch dieser Prozess ohne grosse Nebengeräusche über die Bühne gehen wird, wie er beim Treffen mit finews.ch sagt. «Der Finanzplatz Schweiz ist für Very High Net Worth Individuals, die in London leben, wichtig», betont er.

«Es hat niemand ein ernsthaftes Interesse, die Reichen loszuwerden»

Auch die Steuerreform, die die britische Regierung beabsichtigt und die insbesondere auch vermögende Personen tangieren, die bislang vom «Non Domiciled»-Steuerstatus profitierten, dürfte laut MacIntyre daran nichts ändern. «Es hat niemand in Grossbritannien ein ernsthaftes Interesse, die Reichen loszuwerden», wendet er ein.

Lombard Odier hat sich mit einem Team von 75 Personen in UK als High End Investment House gut im Spannungsfeld zwischen Family Offices und Grossbanken etablieren können. Laut MacIntyre spielte da auch die UK-Struktur von Lombard Odier eine Rolle; das Finanzhaus betreibt Niederlassungen in Genf, Zürich, London und Nassau. «Sehr vermögende Personen sind sehr mobil. Diesem Umstand tragen wir mit unserem einheitlichen Geschäftsmodell für alle vier Standorte Rechnung», sagt er.

Neue Büros in London

Von den Kunden zu lernen ist ein Punkt, dem Lombard Odier grosse Bedeutung beimisst: «Wir streben Partnerschaften an. Dies gelingt nur, wenn man wirklich Lösungen anbietet, die auf den Kunden zugeschnitten sind und nicht einfach von der Stange kommen», betont er. In diesem Geschäft könne man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, meint er.

Ein wenig feiern geht aber. Spätestens Ende dieses Jahres ist dies angezeigt. Am 27. Dezember bezieht Lombard Odier neue Büros in der Londoner City. «Wir freuen uns ungemein auf unser neues Zuhause», sagt MacIntyre.