Die kombinierte Grossbank hat sich mit der heimischen Industrie überworfen. Dies könnte sie teuer zu stehen kommen, findet finews-Chefredaktor Dominik Buholzer.
UBS-Chef Sergio Ermotti liess sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres keine Gelegenheit entgehen, öffentlich Kritik zu üben an den Plänen von Bund und Regulator für schärfere Eigenmittelanforderungen. Dass sich bei den Schweizer Industrievertretern die Stimmung zusehends trübte und sie immer schlechter auf die neue Grossbank zu sprechen waren, war bei Ermottis Vorträgen kaum ein Thema.
Dafür erwischt es die UBS-Spitze jetzt umso heftiger. Martin Hirzel, Chef des einflussreichen Industrie-Verbandes Swissmem, wirft der UBS in der jüngsten Ausgabe der «NZZamSonntag» Machtmissbrauch vor; finews.ch berichtete darüber. In einer Umfrage des Verbandes gaben 23 Prozent der Firmen, die eine Antwort gaben, an, dass sich die Konditionen der UBS seit der CS-Übernahme verschlechtert hätten. Im Vergleich zur letzten Umfrage vor einem Jahr hat sich der Anteil der betroffenen Firmen mehr als verdoppelt.
Bemühungen von Sabine Keller-Busse griffen zu kurz
Nicht, dass die UBS-Führung das Thema nicht auf dem Radar gehabt hätte. Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse hatte in Gesprächen mit Journalisten immer wieder versucht, geltend zu machen, wie sehr sich die UBS um die heimische Industrie bemüht. Doch auch sie hatte die Probleme unterschätzt, wenn sie wie zuletzt auch an einem Firmenkundenevent am vergangenen Mittwoch hervorhob, mit der überwiegenden Mehrheit von ihnen habe man keine Probleme.
Die Ergebnisse der Swissmem-Umfrage rücken dies in ein anderes Bild. Allerdings zeigen diese auch – und dies wurde wohl bewusst verschwiegen –, dass laut der Umfrage 68 Prozent der Befragten keine Probleme mit der UBS haben, sich ihre Bedingungen nicht verändert haben (siehe Grafik unten). Zudem hat sich der Markt verändert, Stichwort: Zinsen, Geldmenge.
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Trotzdem trifft die Kritik die UBS auf dem falschen Fuss. Sie kommt zu einem heiklen Zeitpunkt: Die Bereinigung des Stellenetats tritt hierzulande in die entscheidende Phase, gleichzeitig startet die neue Grossbank mit den Filialschliessungen, und zudem laufen die Vorbereitungen für die Migration der Kundendaten.
Es ist offensichtlich: Die Schweizer Industrie fühlt sich von der neuen Grossbank zu wenig umgarnt.
Die UBS-Spitze tut aber gut daran, die Kritik ernst zu nehmen und ihre Lobbyarbeit zu überprüfen. Schärfere Eigenmittelanforderungen mögen zwar die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Bank einschränken. Aber wenn eine Grossbank nicht den Rückhalt der heimischen Industrie hat, wird es für sie zusätzlich schwieriger, ihre Anliegen auf dem politischen Parkett durchzubringen. Denn Unternehmer sind in der Regel gut vernetzt mit der Politik.