Der Bank Julius Bär floss im ersten Semester 2024 deutlich weniger Neugeld zu als im ersten Halbjahr 2023. Trotzdem freute sich der CEO ad interim über das Resultat. Doch der höhere Zinsaufwand trübt das Betriebsergebnis.
Nic Dreckmann, CEO ad interim der Bank Julius Bär, freute sich an einer Telefonrunde für die Medien am Donnerstagmorgen über das im ersten Halbjahr 2024 wiedergewonnene Momentum «nach einem schwierigen Start ins 2024» – und auch auf die Zusammenarbeit mit dem diese Woche designierten neuen CEO Stefan Bollinger.
Positiv wertete er die Zunahme von 11 Prozent bei den verwalteten Vermögen auf 474 Milliarden Franken und insbesondere die Nettozuflüsse von 3,7 Milliarden Fragen. Im ersten Halbjahr 2023 hatte der Netto-Neugeldzufluss allerdings noch 7,1 Milliarden Franken betragen, aber das war noch vor dem Problem mit der österreichischen Immobiliengruppe Signa, der die Bank hohe Kredite gewährt hatte.
Altlasten-Entsorgung auf Kurs, weiterer Stellenaufbau
Dreckmann betonte denn auch, dass man bei der Bewältigung dieser Altlasten, also der Abwicklung des sogenannten Privat-Debt-Kreditbuchs, gut vorankomme, und dass man die entsprechenden internen Prozesse (Kreditvergabe und Überwachung) verbessert habe. Nicht äussern wollte oder konnte er sich zu den laufenden Untersuchungen der Finanzmarktaufsicht Finma, aber man stehe im ständigen Dialog mit allen Aufsichtsbehörden.
Auch als Arbeitgeberin ist die Bank offenbar weiterhin attraktiv. Ende Juni zählte die Bank 7'484 Vollzeitstellen, 58 mehr als Ende 2023. Davon waren 1'344 Kundenberater – wobei bei Vergleichen zu beachten ist, dass die italienische Tochter Kairos im ersten Halbjahr 2024 verkauft worden ist.
Freundliche Börsen beflügeln Kommissionsgeschäft
Während bei den verwalteten Vermögen sich alle Faktoren in die richtige Richtung bewegten – Hausse an den Aktienmärkten, positiver Währungseffekt aufgrund des schwächeren Frankens und die erwähnten Zuflüsse – lief es beim Betriebsertrag nicht ganz so rund.
Er ging um 4 Prozent auf 1'945 Millionen Franken zurück, die Bruttomarge sank von 93 auf 85 Basispunkte. Zwar befeuerte die gute Börse den Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, der um 14 Prozent auf 1'093 Millionen Franken stieg (wobei das Wachstum der Courtagen von 24 Prozent besonders hervorsticht).
Doch der Erfolg aus dem Zinsgeschäft halbierte sich auf 223 Millionen Franken, obschon die Erträge aus dem Treasury-Portfolio (Schuldinstrumente, das heisst Anleihen und Geldmarktpapiere) um 33 Prozent auf 309 Millionen Franken zulegte. Denn die Erträge aus Kundenausleihungen stagnierten praktisch, während gleichzeitig der Zinsaufwand mit 39 Prozent markant auf 926 Millionen Franken zunahm.
Umschichtungen der Kunden verhageln Zinserfolg
Offenbar zeigte sich auch bei den eher begüterten Kunden der Privatbank der gleiche Reflex wie bei den Sparern der Kantonalbanken; sie schichteten gemäss Medienmitteilung von (nicht- oder tiefverzinsten) Kontokorrentkonten in besser rentierende Call- und Festgelder um. Die Vermutung liegt nahe, dass Julius Bär dafür relativ gute Konditionen bot, weil die Bank lieber einen höheren Zinsaufwand als einen Abfluss an Kundengeldern in Kauf nahm.
Nach dem Geschmack der Finma dürfte schliesslich sein, dass die Bank ihre Kapitalausstattung weiter verbesserte. Das Kernkapital (CET-1-Kapital) beträgt nun 3,3 Milliarden Franken, 10 Prozent mehr als zu Jahresbeginn.
Die entsprechende Quote erhöhte sich von 14,6 auf 16,3 Prozent, die Gesamtkapitalquote betrug 26,3 Prozent. Das ist dem Finanzinstitut so wichtig, dass es explizit festhält, man liege damit «sehr deutlich über den Ende Juni geltenden regulatorischen Mindestanforderungen».