Die Genfer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP) hat im vergangenen Jahr 150 Kundenberater eingestellt. Doch künftig könnte das Institut vor allem im Ausland rekrutieren, wo das Wachstum herkommt, sagt Bankchef Guy de Picciotto in einem Interview. Es selber zeigt sich mit 64 Jahren noch kein bisschen amtsmüde.
«Die Vermögensverwaltung in der Schweiz findet ihr Wachstum sicherlich im Nahen Osten, in Asien, aber auch in Osteuropa ausserhalb Russlands», sagt UBP-CEO Guy de Picciotto im Interview mit der Zeitung «Le Temps» von Montag (Artikel bezahlpflichtig).
Dies wird laut de Picciotto dazu führen, dass das Wachstum in den nächsten fünf bis zehn Jahren im Ausland grösser sein wird als in der Schweiz: «Es gibt auch wahrscheinlich mehr Möglichkeiten, Banker im Ausland zu rekrutieren als in der Schweiz. Die Gesetzgebung für grenzüberschreitende Aktivitäten drängt ebenfalls auf ein stärkeres Wachstum im Ausland», sagt er.
Herzsstück soll die Schweiz bleiben
Allerdings wird der Standort Schweiz seiner Ansicht nach auch zukünftig eine entscheidende Rolle spielen: «Um asiatische Kunden zu bedienen, muss man in Singapur und Hongkong sein. Für europäische Kunden ist Luxemburg sicherlich ein guter Ort. Für den Nahen Osten muss man mindestens in Dubai sein. Aber das Herzstück des Systems muss in der Schweiz bleiben, die ein Qualitätssiegel darstellt.»
Die UBP hat jüngst auch Mitarbeiter von Credit Suisse rekrutiert, allerdings weniger als andere Institute: «Von den 150 Nettoeinstellungen, die wir im vergangenen Jahr vorgenommen haben, waren die Hälfte oder mehr Vermögensverwalter, und von ihnen kamen etwa die Hälfte von Credit Suisse.»
Noch nicht bereit für die Rente
De Picciotto äussert sich in dem Interview auch zu seiner Zukunft; er steht seit 26 Jahren an der Spitze der UBP und wird nächstes Jahr 65 Jahre alt. Abtreten kommt für ihn aber noch nicht in Frage: «Ich fühle mich noch nicht bereit, in Rente zu gehen. Solange man glaubt, dass ich eine Rolle in der Bank spielen kann, möchte ich bleiben», sagt er.
Ans Aufhören denkt er noch lange nicht, aber sehr wohl an die Nachfolgeplanung. Dass jemand ausserhalb der Familie die Leitung der Bank übernehmen würde, ist für de Picciotto «nur vorübergehend» vorstellbar: «Man kann sich leicht vorstellen, welche Konflikte entstehen könnten, beispielsweise in Bezug auf das Risikolevel. Wenn etwas schief geht, könnte ein externer CEO immer noch entscheiden, abzutreten und die Familie das Problem lösen zu lassen.»
Sohn und Neffe müssen sich rätig werden
Daher bevorzuge er es, wenn die Familie weiterhin die operativen Geschäfte der Bank führe, anstatt jemanden von aussen hinzuzuziehen. Zwei mögliche Kandidaten gibt es dafür: einen Neffen und de Picciottos Sohn.
«Mein Neffe war Onkologe, und mein Sohn hat nach seinem Aufenthalt bei McKinsey eine Bank-Startup gegründet. Sie werden die Dinge nun nach und nach herausfinden. Es liegt an ihnen zu bestimmen, ob sie mit dem Unternehmen und seinen Ambitionen übereinstimmen», sagt er.