Wegen ihrer Energie-Investitionspolitik hat die Schweizer Grossbank im US-Bundesstaat Texas einen schweren Stand. Der «Lone Star State» hat nun seine schwarze Liste aktualisiert. Ein Schweizer Geldhaus wird von der Liste gestrichen.
Republikanische US-Politiker sehen beim Thema ESG rot und greifen Finanzinstitute wegen ihrer Nachhaltigkeit-Praktiken teilweise heftig an. So werden etwa im amerikanischen Bundesstaat Texas seit August 2022 Finanzunternehmen für ihre Rücksicht auf Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) gebrandmarkt.
Auch die Schweizer Grossbank UBS wurde damals als Boykotteurin der lokalen Öl- und Energieindustrie auf eine schwarze Liste gesetzt.
«Ich bin sehr stolz darauf, dass Texas der erste Bundesstaat war, der eine Führungsrolle übernommen hat, indem er ein helles Licht auf dieses absolut kritische Thema geworfen hat», sagte jetzt Glenn Hegar, der Rechnungsprüfer im «Lone Star State». Er hatte im vergangenen Jahr zehn grosse Finanzdienstleister auf die Liste gesetzt, darunter auch den weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock.
Credit Suisse fällt weg
Nun sind fünf weitere Finanzunternehmen auf der Liste seiner Behörde gelandet, die die Öl- und Gasindustrie in Texas boykottieren. Eine Grossbank wurde hingegen von der Liste gestrichen. Da die Credit Suisse (CS) von ihrer Schweizer Konkurrentin UBS übernommen wurde, wird sie nicht mehr aufgeführt, wie aus einer Medienmitteilung des texanischen Rechnungshofes hervorgeht. Auch die FAQ-Liste mit den am häufigsten gestellten Fragen zum Verfahren liess Hegar nun aktualisieren.
Die UBS hingegen gilt in Texas weiterhin als «schwarzes Schaf». Sie findet sich auf der aktualisierten Liste unter anderem in Gesellschaft von namhaften Grossbanken wie der britischen HSBC, BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole aus Frankreich oder den skandinavischen Kreditinstituten Danske Bank und Svenska Handelsbanken.
«Doppelzüngige» Unternehmen
Die aufgeführten Finanzhäuser unterliegen den Desinvestitionsbestimmungen des sogenannten Texas Government Code Chapter 809, der ein Finanzunternehmen als börsennotiertes Finanzdienstleistungs-, Bank- oder Investmentunternehmen definiert. Darüber hinaus überprüft das Büro des Rechnungshofs weiterhin Investmentfonds, die denselben Bestimmungen unterliegen, und identifizierte etwa 350 Investmentfonds, die für eine Desinvestition in Frage kommen.
«Ich wollte der Doppelzüngigkeit so vieler Unternehmen ein Ende setzen und die kritischen Auswirkungen aufzeigen, die fossile Brennstoffe auf unser tägliches Leben haben», lässt sich Hegar nun zitieren. «Die Förderung einer transparenten Diskussion in Texas und im ganzen Land wird letztlich zu einer Verhaltensänderung bei den Finanzinstituten führen», ist er überzeugt.
Überraschender Kurswechsel
Er verweist unter anderem auf die US-Ratingagentur Standard & Poor’s, die einen Kurswechsel bei ihren ESG-Ratings vollzogen hat, wie auch finews.ch berichtete. «Aber es gibt noch viel zu tun», warnt der republikanische Politiker vorsorglich.
Das Office des Comptroller überprüft die Daten laufend, die Liste kann sich vierteljährlich ändern. Zu den staatlichen Einrichtungen, die den Investitionsverboten und Desinvestitionsauflagen des Gesetzes unterliegen, gehören unter anderem das Employees Retirement System of Texas, das Teacher Retirement System of Texas und das Texas Municipal Retirement System.
Am 30. Tag nach Erhalt der aktualisierten Liste muss eine staatliche Einrichtung dem Rechnungsprüfer die aufgelisteten Finanzunternehmen mitteilen, an denen sie direkt oder indirekt beteiligt ist.