Die russische Währung ist seit einigen Wochen wieder stabil. Mit dem realen Wert habe das nichts zu tun, sagt Militärökonom Marcus Keupp von der ETH Zürich.
Die russische Notenbankpräsidentin Elwira Nabiullina hat auf die westlichen Sanktionen hart reagiert, indem sie die Zinsen massiv erhöhte und die russischen Energieexporteure gezwungen hat, ihre Einnahmen in Rubel zu wechseln. Darum ist die russische Währung wieder stabil – zumindest auf dem Papier.
«Mit dem realen Wert hat das nichts zu tun», sagte Militärökonom Marcus Keupp von der ETH Zürich gegenüber dem «Sonntagsblick». «Der Rubel wird nämlich nur noch in Moskau gehandelt. Die russische Zentralbank kann ihn deshalb manipulieren wie zu Sowjetzeiten.»
Fantasiekurs hat zentrale Bedeutung
Für Putins Regime habe dieser Fantasiekurs eine zentrale Bedeutung, sagt Keupp: «Das Schauspiel trägt wesentlich dazu bei, dass die Bevölkerung Putin weiter unterstützt. Denn seit dem Fall der Sowjetunion setzen die Russen den Rubelkurs mit dem Zustand ihrer Wirtschaft gleich. Das Problem ist nur, dass das längst nicht mehr zutrifft.»
Das falsche Bild einer funktionierenden Wirtschaft flimmert der Bevölkerung an jeder Strassenecke entgegen: In den russischen Städten wimmelt es von Wechselstuben mit leuchtenden Anzeigen der Währungskurse.
Täuschung der Bevölkerung
Und solange diese Anzeigen einen stabilen Rubel vermelden, fühlen sich die Russen sicher. «Elwira Nabiullina ist für die Währungsmanipulation und damit die Täuschung der Bevölkerung verantwortlich», sagt ETH-Dozent Keupp. «Sie hilft mit, Putins Popularität zu sichern, und trägt so auch zur Verlängerung des Krieges bei.»