Das einst strategisch wichtige Geschäft mit reichen Russen liegt bei der Credit Suisse weitgehend darnieder. Doch von Entlassungen sieht die Grossbank vorderhand ab.
Die Credit Suisse (CS) hat im Russen-Banking über Jahre ein grosses Rad gedreht. Dafür sprechen die über 120 Angestellten in Moskau, welche für die zweitgrösste Bank noch vor dem Einmarsch Russlands in der Ukraine tätig waren – und die rund 28 Milliarden Franken an Vermögen, welche die Gruppe zuletzt in Zusammenhang mit russischen Kunden ausgewiesen hat.
Zum Vergleich: Die weltgrösste Privatbank UBS unterhielt derweil ein rund 50-köpfiges Team in Moskau und meldete, dass rund 22 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen von russischen Kunden von den Einlagen-Vorschriften des Bundes betroffen seien.
Neuen Tätigkeiten zugewiesen
Doch nun drehen sich die Speichen im Russen-Banking kaum mehr. Die Grossbank setzt nach eigenen Angaben alle geltenden Sanktionen gegen russische Personen und Organisationen um; Neugeschäft tätigt die zweitgrösste Schweizer Bank gegenüber Russland schon seit Monaten nicht mehr. Wie CEO Thomas Gottstein Ende vergangenen April ausführte, wurden die meisten Mitarbeitenden der russischen Tochterfirmen zudem in den bezahltem Urlaub geschickt. Dies, da die Bank abwäge, wie stark sie ihre Aktivitäten dort reduzieren wolle.
Wie nun die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) in einem grossen Stück über die Russland-Aktivitäten der CS berichtete, soll es unter den rund 70 Mitarbeitenden der diversen Russland-Desks des Instituts gar zu Entlassungen gekommen sein. Im Umfeld der Bank wird dies indes bestritten, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben. Zutreffend sei, dass Kundenberater und Hilfskräfte teils anderen Tätigkeiten innerhalb der Vermögensverwaltungs-Sparte der Grossbank (Wealth Management) zugewiesen würden.
Faktisch nicht mehr bedient
Derweil machen die Betreuung von nicht blockierten Vermögenswerten und Krediten sowie andere Dienstleistungen weiterhin Arbeit; im Wesentlichen zur Untätigkeit verdammt sind nur die CS-Mitarbeitenden in Moskau.
Dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das einst so begehrte Business mit Russlands Reichen für Schweizer Banken jede Attraktivität eingebüsst hat. Da Vermögenswerte über 100’000 Franken von russischen Kunden ohne EU- oder Schweizer Pass oder einer entsprechenden Niederlassungsbewilligung faktisch nicht mehr bedient werden dürften, zieht die Klientel jenes Geld aus der Schweiz ab.
Compliance frisst Margen weg
Wieviel von den gemäss Branchenschätzung rund 200 Milliarden Franken an russischen Vermögen bei hiesigen Banken so schon ins Ausland abgeflossen sind, bleibt ungewiss. Laut der letzten Wasserstandsmeldung beträgt die Summe der auf Schweizer Bankkonti gesperrten Vermögenswerte 6,3 Milliarden Franken.
Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht lohne das Business nicht mehr, erklärten Experten gegenüber finews.ch. Dies, weil angesichts des hohen Risikos die Compliance-Kosten ebenfalls markant ansteigen. Und die fressen den Banken die Marge weg.