Im US-Prozess zum Korruptions-Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB hatte ein früherer Banker des Tessiner Instituts BSI einen Auftritt. Er berichtete, wie seine Bedenken abgekanzelt wurden.
Der ehemalige BSI-Banker Kevin Swampillai hat vor den Geschworenen des Bundesgerichts in Brooklyn im Prozess gegen den ehemaligen Goldman-Sachs-Banker Roger Ng ausgesagt. Dabei gab er an, dass er gegenüber Tim Leissner, einst Südostasien-Chef und ein mächtiger «Regenmacher» der US-Investmentbank, vor ungewöhmlichen Zahlungen an eine Briefkasten-Firma gewarnt habe.
Das sei von Leissner mit den Worten abgewiesen worden, die Sorgfaltspflicht sei «nicht Goldmans Aufgabe», wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.
Der Korruptions-Skandal um fast 4,5 Milliarden Dollar, die aus dem malaysischen Staatsfonds 1MDB geplündert worden waren, wurde im Jahr 2015 ruchbar und hat seither mehrere Banken weltweit in Mitleidenschaft gezogen – darunter auch die Banca Svizzera Italiana BSI. Diese wurde von der Schweizer Aufsicht nach schweren Geldwäscherei-Verstössen faktisch aus dem Verkehr gezogen und ist seither in der heutigen Privatbank EFG International aufgegangen. Ein Teil der zweckentremdeten Gelder soll dabei dem Umfeld des damaligen malaysischen Premierministers Najib Razak zugeflossen sein.
Ng alleine auf der Anklagebank
Der Prozess gegen Ng, der vergangenen Februar begonnen hat, ist das einzige Verfahren gegen einen Goldman-Sachs-Banker im 1MDB-Fall. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft. Sein Vorgesetzter Leissner hatte sich bereits der Geldwäsche und der Bestechung schuldig bekannt und tritt in dem Verfahren als Zeuge der Staatsanwaltschaft gegen Ng auf.
Goldman Sachs hatte zwischen 2012 und 2013 drei Anleiheemissionen des Staatsfonds 1MDB im Gesamtvolumen von 6,5 Milliarden Dollar begleitet. Ein Grossteil des Geldes wurde entwendet, Goldman Sachs kassierte aber 600 Millionen Dollar an Gebühren. Im Zuge einer Einigung mit den US-Behörden zahlte die amerikanischen Bank im Jahr 2020 eine Rekordstrafe von 2,9 Milliarden Dollar.
Auch Jho Low im Spiel
Vor Gericht berichtet Swampillai nun, er habe Leissner gefragt, warum die Gebühren nicht direkt an den in Abu Dhabi ansässigen Fonds Aabar Investments PJS gezahlt wurden und stattdessen an eine Offshore-Mantelgesellschaft gingen. Der Fonds war Bürge für zwei der drei 1MDB-Anleihegeschäfte. Swampillai fügte hinzu, dass der mutmassliche Drahtzieher Jho Low Geschäfte an BSI herangetragen und darum gebeten habe, ein Joint-Venture zwischen Aabar und der neuen Briefkastenfirma einzugehen.
Bevor die erste 1MDB-Anleihen-Emission im Mai 2012 abgeschlossen wurde, habe die Bank BSI Leissner und Ng zu einem Treffen in Singapur eingeladen, so der Ex-Swiss-Banker. Dabei habe man Bedenken darüber geäussert, warum die angeblichen Gebühren für Aabar an die Offshore-Gesellschaft gingen.
«Leissner wies die von uns aufgeworfenen Fragen im Wesentlichen zurück» erklärte Swampillai. «Im Grunde sagte er, Due Diligence ist nicht die Aufgabe von Goldman – es ist die Aufgabe von BSI, seine eigene Due Diligence durchzuführen.»
Schon mit Berufsverbot belegt
Roger Ng habe das nicht kommentiert, sagte der Ex-BSI-Banker. Die Staatsanwaltschaft könnte nun argumentieren, dass dies als stillschweigende Billigung gewertet werden könnte und als Unterstützung Leissners bei dem Versuch BSI zu täuschen.
Swampillai sagte zudem aus, dass er in einen nicht mit 1MDB zusammenhängenden Betrugsfall verwickelt gewesen war. Er sei dafür von den Behörden in Singapur mit einem Berufsverbot belegt worden – ohne dass er aber je strafrechtlich belangt worden sei.