Die letzten Monaten haben den Abgang gleich mehrerer hochrangiger Persönlichkeiten besiegelt, die das Swiss Banking teils über Jahrzehnte prägten. Das eröffnet nun auch die Chance eines Neuanfangs.

1. Grossbanken ohne Urs Rohner und Axel Weber

Wenn Grossaktionäre ultimativ das Ende einer Amtszeit einfordern, ist dies kein gutes Zeichen: Urs Rohner (Bild unten) ist vergangenen April im Schatten des Greensill-Archegos-Debakels und unter viel Kritik als Präsident der Credit Suisse (CS) abgelöst worden. Seit 2004 im Dienst der zweitgrössten Schweizer Bank und ab 2011 an der Spitze des Verwaltungsrats, wird seine Amtszeit als verlorenes Jahrzehnt für die CS betrachtet, in der das Institut an der Börse fast vier Fünftel seines Werts eingebüsst hat.

Rohner 500

(Bild: Keystone)

Greensill und Archegos, aber auch der unsägliche Spitzel-Skandal und die Affäre um betrogene Oligarchen begleiten das Institut ins neue Jahr 2022.

Allerdings wurde unter Rohner ab 2015 der Rückbau der Investmentbank zugunsten der Vermögensverwaltung in Angriff genommen – das strategische Thema, das nun auch sein Nachfolger António Horta-Osório bei der CS forciert. Ob die in ihren Grundfesten erschütterte Bank damit Tritt findet, muss sich weisen. Zum Ende der Ära Rohner tastet die Führung des Instituts scheinbar durch den Nebel.

Derweil legt Axel Weber (Bild unten) die letzten Handriffe an sein Vermächtnis bei der UBS. Der einstige Bundesbanker hatte 2012 das Präsidium bei der UBS übernommen und bildete bald ein kongeniales Gespann mit dem Langzeit-CEO Sergio Ermotti; gemeinsam legten sie die Blaupause für die wenig kapitalintensive Vermögensverwaltungs-Bank, die mittlerweile über 3 Billionen Dollar an investierten Vermögen beherbergt. Webers eigene Nachfolge ist mit dem Iren Colm Kelleher nun ebenfalls aufgegleist, während der neue Bankchef Ralph Hamers den technologischen und kulturellen Umbau in den Kulissen der UBS angerissen hat.

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(Bild: Keystone)

Ob es Webers Nachfolgern gelingt, das Potenzial der weltgrössten Privatbank auf den Boden zu bringen, steht auf einem anderen Blatt. Bekanntermassen kann sich die Grossbank als schwerfälliger Tanker erweisen. Als «Tolggen» im Reineheft des Deutschen verbleibt der Steuerstreit mit Fankreich, der seine Amtszeit beim Institut aller Voraussicht nach überdauern wird.

2. Herbert Scheidt – Verbandspräsident mit Reibungsfläche

Im Jahr 2016 war Herbert Scheidt (Bild unten) als Präsident des Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) angetreten. Fünf Jahre später erreichten die Fliehkräfte beim Dachverband einen Höhepunkt, als die Raiffeisen-Banken vergangenen März ihren Austritt vollzogen. Am eloquenten Private Banker Scheidt, der den Kurs der Lobby akribisch vorgab und das Standing des Bankenplatzes im Ausland besonders im Auge hatte, rieben sich besonders die Vertreter der Inlandbanken.

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Sein Nachfolger Marcel Rohner ist nun erneut ein Vertreter des «internationalen Flügels» der Bankbranche. Mit Themen wie der Cyber-Sicherheit hat er aber bereits Schwerpunkte zu setzen gewusst, die alle SBVg-Mitglieder etwas angehen. Ob es ihm mittelfristig gelingt, Gräben zuzuschütten und Mauern einzureissen, die sich über Jahre in der Schweizer Bankenlandschaft gebildet haben, steht bislang offen.

3. Raiffeisen: auf der Suche nach Konstanz an der Spitze

Von einer präsidialen Ära konnte bei Raiffeisen Schweiz zuletzt keine Rede sein. Vielmehr herrschte an der Spitze der Gruppen-Gesellschaft der Raiffeisen-Banken ein reges Kommen und Gehen – Anfang Dezember wurde mit Thomas Müller der dritte Präsident innert drei Jahren installiert. Nach dem Akademiker Johannes Rüegg-Stürm, der angesichts der Affäre um den Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz 2018 das Handtuch werfen musste, und dem Ex-Basler-Kantonalbank-Chef Guy Lachappelle (Bild unten), der im vergangen Sommer über ein aus dem Ruder gelaufene Liebesbeziehung stolperte, entschieden sich die Raiffeisen-Delegierten nun für den bisherigen Verwaltungsrat Müller.

Lachapelle

(Bild: Keystone)

Allerdings ergab die Wahl kein Glanzresultat, wie finews.ch berichtete, nachdem in den Medien Finanzaffären bei früheren beruflichen Stationen des Kandidaten zu reden gaben. Nach den vergangenen Turbulenzen haben die Raiffeisenbanker aber auch dies inkauf genommen – wohl in der Hoffnung, das im Präsidium von Raiffeisen Schweiz endlich Ruhe und Kontinuität einkehren.

4. Boris Collardi wie ein Komet

Als der smarte Romand Ende 2017 seinen Job als Chef von Julius Bär an den Nagel hängte und in den noblen Kreis der Teilhaber der Genfer Privatbank Pictet wechselte, staunte der ganze Bankenplatz: Höher als Boris Collardi konnte einer in einer Schweizer Private-Banking-Karriere nicht klettern. Mindestens so gross war die Überraschung dann, als er vergangenen August bei Pictet kündigte. Dies bei einem Institut, bei dem für Teilhaber lebenslanges Commitment die Regel ist.

Der helle Stern des Collardis war schon zuvor im Sinken begriffen gewesen, wie Recherchen zeigten; der umtriebige 47-Jährige eckte offenbar mit seinen Ideen im Gremium der Pictet-Teilhaber an. Mag nun auch seine Laufbahn dem Schweif eines Kometen gleichen, so ist Collardis Strahlkraft noch längst nicht erloschen: Über kurz oder lang wird er irgendwo im Banking auftauchen und wohl noch für so manche Überraschung gut sein.

5. ZKB: Sanfte Renovation nach 150 Jahren