Ein weiteres Urgestein verlässt das UBS-Management. Konzernchef Ralph Hamers hat inzwischen die wichtigsten Schalthebel in der Mechanik der Grossbank neu besetzt.
Im operativen Geschäft hat Ralph Hamers (Bild unten) bei der UBS seit seinem Antritt Ende 2019 zumeist sanfte Akzente gesetzt. Hingegen legte er bei seinen Zudienern im Top-Management der UBS kräftig Hand an: So holte er Mike Dargan als neuen Chief Digital and Information Officer – quasi operationeller und IT-Chef in einem – in die Geschäftsleitung.
Mit Barbara Levi holte er eine Nachfolgerin für den im vergangenen Herbst ausgeschiedenen Chefjuristen Markus Diethelm. Asset-Management-Chefin Suni Harford erhielt das Nachhaltigkeits-Mandat mit Michael Baldinger als Ausführendem (Baldinger sitzt nicht in der UBS-Geschäftsleitung).
Rechte Hand von Jamie Dimon
Nun löst die UBS mit Kirt Gardner einen weiteren Veteranen an der Spitze der grössten Schweizer Bank ab. Für diesen tritt im Mai Sarah Youngwood (Bild unten) neu an, die bei der US-Grossbank J.P. Morgan unter anderem für die Beziehung zu den Investoren zuständig war und in dieser Rolle als Vetrauensperson von Langzeit-Bankchef Jamie Dimon wirkte.
Mit der jüngsten Ernennung sind nun fast sämtliche Schalthebel der operationellen Mechanik beim Institut neu besetzt; dies im Gegensatz zur Leitung der operativen Divisionen, die Hamers bisher unangetastet liess.
Das scheint die stille Übereinkunft an der Spitze der UBS zu sein: Hamers konzentriert sich darauf, die weltweit grösste Privatbank fit fürs digitale Zeitalter zu machen, während etwa im Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung die Co-Chefs Iqbal Khan und Tom Naratil dafür sorgen, dass der Rubel für die Grossbank rollt. Angesichts der Glanzresultate der vergangenen Monate sowie dem Umbau der IT eine Arbeitsteilung, die sichtbar von Erfolg gekrönt ist.
Der Tanker ist in Bewegung
Die Ernennung Youngwoods kann nun als weiteres Zeichen gewertet werden, dass der «Supertanker» UBS in Bewegung ist. Sie folgt nur kurz auf die Nomination von Colm Kelleher, der kommenden April die Nachfolge von Axel Weber als Präsident des Verwaltungsrats antritt – eine Personalie, welche das Geldhaus pünktlich ankündigen konnte, und damit der Schweizer Erzrivalin Credit Suisse auch bei der Besetzung von Top-Positionen davoneilt, wie finews.ch kürzlich bemerkte.
Anderseits holt Hamers den Generationenwechsel im UBS-Management nach, der eigentlich noch unter Vorgänger Sergio Ermotti hätte stattfinden sollen, dann aber aus verschiedenen Gründen unvollendet blieb. In den vergangenen zwei Jahren hat sich nach Berechnungen von finews.ch das Durchschnittsalter in der Führungsriege von 56 auf 54,5 Jahre verjüngt und wird mit dem Antritt der neuen Finanzchefin nochmals sinken. Ebenfalls sind dannzumal vier von zwölf Geschäftsleitungs-Mitglieder Frauen.
Tiefe Fussstapfen
Dessen ungeachtet muss die designierte Finanzchefin in tiefe Fussstapfen treten. Gardner hatte 2016 als Finanzchef übernommen und den Rückbau des Investmentbanking bei der UBS und die Zuwendung der Vermögensverwaltung mitgeprägt. Zuletzt hatte er im Auftrag von CEO Hamers ein Kostenspar-Programm von jährlich rund 1 Milliarde Dollar und den Abbau von Hunderten von Stellen ausgeführt. Solch unangenehme Aufgaben könnten künftig Youngwood zufallen.
Auch in die IFRS-Berichterstattung der Grossbank muss sie sich im Eiltempo einarbeiten – aus ihren Stationen in Amerika ist sie wohl den Standard US-Gaap mehr gewohnt.
Zudem: In Industriebetrieben ist der Finanzchef oftmals der CEO-Stellvertreter. Im Banking ist dies weniger klar geregelt, von der UBS wird die Rolle des Deputy-CEO nicht nach aussen kommuniziert. Allerdings ist die für die Schweiz systemrelevante Bank gehalten, diese Position für den Notfall zu regeln. Das ist bei der UBS insofern von besonderer Bedeutung, als gegen Hamers eine Voruntersuchung der niederländischen Staatsanwaltschaft läuft. Deren Ausgang und die Folgen für den Chefposten bei der Schweizer Grossbank sind völlig offen.