Die Credit Suisse will ihre verschiedenen Wealth-Management-Einheiten zu einer einzigen, globalen Sparte zusammenzulegen. Für die Leitung dieser Division ist auch ein ehemaliger Kadermann im Rennen.
Die Spitze der Credit Suisse (CS) will die internationale Vermögensverwaltung (IWM) mit dem Schweizer Private Banking (SUB) und dem Pendant in Asien bündeln, wie finews.ch bereits vor Wochenfrist berichtete. Nun mehren sich die Hinweise dafür, wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen weiter erklärten.
Die globale Privatbank-Einheit – man denkt unweigerlich an die 2018 gegründete Globale Vermögensverwaltung der Konkurrentin UBS – ist ein denkbares Puzzlestück in der neuen Gesamtstrategie der CS, die Verwaltungsrats-Präsident António Horta Osório (Bild unten) bis zum Jahresende in Aussicht gestellt hat.
Verwaltungsrat kurz vor dem Entscheid
Der Verwaltungsrat der Grossbank trifft sich diese Woche und wird voraussichtlich einen entsprechenden Entscheid fällen; in der Folge könnte der Plan mit der Bekanntgabe der Ergebnisse zum dritten Quartal 2021 am 4. November 2021 bekannt gegeben werden. Die Grossbank wollte sich auf Anfrage von finews.ch dazu nicht äussern.
Eine Schlüsselfrage ist, ob das substanzielle Schweizer Geschäft in die neue Sparte integriert werden soll – und wenn ja, wie. Die reichen Schweizerinnen und Schweizer sind derzeit das Kronjuwel der SUB, die auch Retail-Privatkunden und Schweizer Firmen bedient.
Eine Co-Leitung?
Wie weiter zu erfahren war, wird das Vermögensverwaltungs-Projekt bankintern von IWM-Chef Philipp Wehle, Yves-Alain Sommerhalder, dem Leiter des Handelsgeschäfts, sowie SUB-Chef André Helfenstein vorangetrieben. Gemäss einer weiteren Quelle ist auch Markus Klebermass, COO International Wealth Management Chief of Staff, an der Planung beteiligt.
Die Führungsspitze der neuen Einheit ist noch nicht bestimmt. Zu den internen Kandidaten zähen die oben erwähnten Kaderleute – möglicherweise in einer Co-Leiter-Struktur.
Asien-Veteran als Kandidat
Als ein vielversprechendster, externer Kandidat gilt Francesco De Ferrari. Der einstige Chef des Private Banking der CS in Asien hatte 2018 zu AMP gewechselt, einem angeschlagenen australischen Vermögensverwalter. De Ferrari stand bereits 2015 auch im Rennen um die IWM-Leitung, die schliesslich an Iqbal Khan ging.
Keiner der genannten hochrangigen Banker wollte sich gegenüber finews.ch äussern.
Die Fusion der Privatbank würde die im Jahr 2015 unter Ex-CEO Tidjane Thiam ersonnene Strategie umkehren, welche die Schweiz und den asiatisch-pazifischen Raum in separat geführte Regionen aufspaltete. Dies begünstigte die lokale Autonomie, insbesondere auf dem am schnellsten wachsenden Markt für vermögende Privatkunden – Asien.
Getrennt und doch verbunden
Die eingeleitete Überprüfung der Strategie folgt bei der Bank auf ein «Annus horribilis». So wurde das Institut vergangenen März vom Doppel-Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds und einen Verlust von 5 Milliarden Dollar in Zusammenhang mit der New Yorker Finanzfirma Archegos Capital erschüttert. Im Oktober erfolgten Abmahnung durch die Schweizer und amerikanischen Behörden in den Affären um interne Beschattungen (Spygate) sowie und um Mosambik.
Nach Bekanntwerden des Greensill-Problems beschloss die CS-Führung die Asset-Management-Einheit von der IWM-Sparte abzutrennen und stellte sie unter die Leitung von Ulrich Körner. Die beiden Sparten sind jedoch untrennbar miteinander verbunden, da die Supply-Chain-Notes der Greensill-Fonds aus dem Asset Management vorwiegend an die vermögenden Privatkunden der Credit Suisse verkauft wurden.