Im Gleichschritt mit anderen Privatbanken erzielte EFG International im ersten Semester 2021 ein Glanzergebnis. Allerdings hat das Finanzinstitut dies unter besonderen Vorzeichen erzielt.

Die lange Zeit kriselnde Schweizer Privatbank EFG International (EFG) hat in den vergangenen zwei Jahren einen weiten Weg zurückgelegt, wie die am Mittwoch präsentierten Erst-Semesterzahlen 2021 illustrieren.

Das Finanzinstitut verdreifachte in den vergangenen sechs Monaten nicht nur seinen Semestergewinn gegenüber dem Vorjahr, sondern verzeichnete einen erfreulichen Neugeldzufluss – dies erst noch mit weniger Personal. Das wiederum entlastet die Aufwandseite enorm, was unter dem Strich zum guten Resultat verhalf, wie finews.ch am Mittwoch bereits berichtete.

Fast wie unabhängige Vermögensverwalter

Die Anzahl der Kundenberater, oder Client Relationship Officers (CRO), wie sie bei EFG heissen, ist insofern relevant, als die Bank diesen Mitarbeitenden einen vergleichsweise hohen Handlungsspielraum bietet. Innerhalb des Instituts können sie ähnlich wie unabhängige Vermögensverwalter agieren können. Insofern sagt die Zahl dieser CRO im Verhältnis zum Netto-Neugeld sehr viel über die Geschäftsentwicklung der Bank aus.

So engagierte EFG seit Anfang 2021 insgesamt 36 neue CRO, was zu einem Total von 545 führte (ohne die 206 Mitarbeitenden bei der australischen Tochter Shaw and Partners). Unter dem Strich resultiert allerdings ein Minus von 22 CRO. Die Abgängen kommen daher, dass die Berater einerseits den Leistungserwartungen der Bank nicht Stand hielten, oder aber im Zuge der Devestionen der Firma Oudart in Frankreich und des Retailgeschäfts im Tessin wegfielen. 

Knapp 300 Millionen Franken im Kundenbuch

Gleichzeitig gelang es den verbleibenen 545 CRO, ihr durchschnittliches Kundenbuch um beachtliche 24 Prozent auf 294 Millionen Franken zu steigern, was einen guten Anhaltspunkt liefert, was ein Kundenberater bei EFG derzeit leistet.

Insgesamt beschäftigte EFG per Mitte 2021 3'019 Personen; vor Jahresfrist waren es 3'127 gewesen.

Diese Effizienzsteigerungen gehen einher mit diversen Einsparungen und ausserordentlichen Bereinigungen. So gelang es EFG im ersten Halbjahr 2021 ein Altlasten-Portefeuille von Lebensversicherungen abzuschliessen, über das finews.ch schon früher berichtet hatte. Die bereits erwähnten Devestitionen in Frankreich und im Tessin, verbunden mit Veräusserung der Luxemburger Fondsmanagement-Gesellschaft sowie dem Verkauf der Beteiligung an der spanischen Privatbank A&G tragen zusätzlich zur Verbesserung der Ertragssituation bei.

Keine Buchungen mehr in Guernsey

Vor diesem Hintergrund verbesserte sich auch das Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) im ersten Semester 2021 auf 79,6 Prozent gegenüber 87,3 Prozent in der Vorjahresperiode.

Ausserdem will EFG, die in der Steueroase Guernsey gebuchten Kundenvermögen auf andere Buchungszentren umlagern, was im zweiten Halbjahr 2021 ebenfalls noch geschehen soll. Mit all diesen Massnahmen dürfte die Bank für die nächsten Monate gut positioniert sein, selbst wenn CEO Giorgio Pradelli in der Mitteilung keine konkreten Aussagen zum zweiten Semester machte.

Überraschender Abgang im Verwaltungsrat

Im Verwaltungsrat von EFG International kommt es zu einer überraschenden Veränderung. Ilan Hayim tritt von seinen Ämtern als Mitglied des Aufsichtsgremiums und des Nominationsausschusses zurück; er war erst im Herbst 2020 an einer ausserordentlichen Generalversammlung zugewählt worden.

Dem weiteren Vernehmen nach bleibt er jedoch Verwaltungsrat der EFG Bank European Financial Group. Dabei handelt es sich um die grösste Aktionärin von EFG International, hinter der die griechisch-schweizerische Familie Latsis mit 44 Prozent steht.