Die umtriebige Energy Infrastructure Partners will weltweit institutionelle Grosskunden gewinnen. Dazu emanzipiert sich die Fondstochter von der Credit Suisse, zügelt aber in deren nächste Nachbarschaft in Zürich.
Aus Credit Suisse Energy Infrastructure Partners wird kürzer Energy Infrastructure Partners (EIP): Die Fondsfirma, die 2014 als Joint-Venture mit Mehrheitsbeteiligung der Credit Suisse (CS) gegründet wurde, hat bei der Eidgenössischen Finanzmarkaufsicht (Finma) um eine Lizenz als unabhängiger Investmentmanager ersucht. Die Lizenz könnte Anfangs Dezember erteilt werden, wie am Mittwoch zu erfahren war.
In der neuen Form wird die Grossbank nur noch einen Minderheitsanteil am Unternehmen halten. Die Aktien werden von den Managing Partnern rund um den ehemaligen Energiefirmen-Berater Roland Dörig und den früheren Banker Dominik Bollier übernommen.
Zwischen Pensionskassen und Strombaronen
«Eine Investmentboutique wie die unsere muss unabhängig sein, dies gilt aus Sicht der Institutionellen Investoren weltweit als state-of-the-art», begründet Dörig den Schritt gegenüber finews.ch. «Ohne Unabhängigkeit wäre es uns nicht möglich, unser Potenzial im globalen Markt voll auszuschöpfen.» Der Entscheid, so der EIP-Gründer weiter, erfolge im gegenseitigen Einvernehmen mit der Credit Suisse. Die operative Zusammenarbeit bleibe bestehen.
Die Fondsboutique ist in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Akteur im Schweizer und auch im ausländischen Versorgersektor aufgestiegen. So verwaltet sie das Vermögen der Anlagegruppe CSA, die der Credit Suisse Anlagestiftung gehört. Dieses Anlagegefäss verwaltet Schweizer Pensionskassen-Gelder von 1,7 Milliarden Franken und investiert diese in hiesige Energie-Infrastruktur.
Auf diese Weise ist CSA zur Grossaktionärin des Versorgers Alpiq und bei der Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid aufgestiegen. Im Ausland beteiligten sich die Schweizer am Bau des grössten Windparks Europas in Norwegen.
CS in der zweiten Reihe
Mit rund 40 Mitarbeitenden verwaltet EIP rund 3 Milliarden Franken von Institutionellen aus der Schweiz, Europa und Asien. Laut Dörig hat sich dabei die defensive Qualität von Energie-Infrastruktur-Investments in der Coronakrise erneut unter Beweis gestellt. «Alle Portfolio-Firmen verfügen über Notfallpläne, wodurch es dieses Jahr nirgendwo zu negativen Ertragsentwicklungen gekommen ist», erklärt er. «Die Anlagen generieren stabile Cashflows, die primär auf regulierten oder vertraglich abgesicherten Einkünften basieren.»
Für den Teilrückzug der CS bei der Infrastruktur-Spezialistin gibt es noch einen weiteren Grund. Der Schritt erlaubt es der Grossbank nämlich, gegenüber der Öffentlichkeit sozusagen ins zweite Glied zu treten. Die von EIP verwalteten Anteile an Alpiq, Swissgrid und in Norwegen sind eben nicht «nur» Investments, sondern verfügen aufgrund ihrer systemkritischen Bedeutung auch über eine enorme gesellschaftspolitische Dimension.
Christoph Brunner als Präsident
Im Verwaltungsrat behält die Bank dennoch einige Fäden in der Hand. Neben zwei unabhängigen Verwaltungsräten wird die CS zwei Vertreter in den EIP-Verwaltungsrat schicken. Christoph Brunner übernimmt das Präsidium; er amtet seit letztem April als Verwaltungsrat der Schweizer Rechtseinheit der CS und blickt auf eine lange operative Laufbahn beim Institut zurück.
Sinnigerweise zieht es die Fondsfirma zudem noch näher ans Zürcher Hauptquartier der CS. Wie zu erfahren war, zügelt EIP bald an den Paradeplatz 5. Zuvor war das Unternehmen im Zürcher Sihlcity-Komplex angesiedelt, wo auch das Schweizer Fondsgeschäft der CS ansässig ist – und wo ein CS-Immobilienfonds als Vermieter auftritt.