5. Standort-Marketing: Wilde Mythen statt harte Fakten

Singapore 5111

Die Schweiz verfügt zwar über einen der am besten funktionierenden Finanzplätze der Welt – bloss scheint das kaum jemand zu wissen. Noch immer ranken sich die wildesten Mythen rund um das Swiss Banking. Das hat sehr viel mit Standort-Marketing zu tun. Das beste Beispiel, wie man einen Finanzplatz global positionieren kann, hat Singapur (Bild oben, Shutterstock) bewiesen.

Alle Welt weiss, dass dies ein dynamisches Zentrum ist, das die «alte» Welt der Vermögensverwaltung mit der «neuen» Fintech-Szene kompetent verbinden kann, wobei die die Monetary Authority of Singapore (MAS) unermüdlich in der ganzen Welt herumweibelt.

Die Schweiz versucht zwar ebenfalls, sich auf der Weltkarte zu positionieren. Aber offenbar gelingt dies zu wenig, weil dafür ein paar isolierte Bundesratsreisen nicht genügen. Vielmehr wäre eine langfristige, global ausgelegte Marketingkampagne nötig, um dieses Ziel zu erreichen – das wäre die Aufgabe der SBVg.

6. Auslandsstrategie spaltet die Bankiervereinigung

Herbert Scheidt 510

Seitens der SBVg heisst es, 90 Prozent aller Entscheide fälle der Verwaltungsrat einstimmig. Doch seit Jahren spaltet die Frage nach dem Fokus aufs Ausland das Gremium; die nun abtrünnig gewordene Raiffeisen ist Mitglied der Koordination Inlandbanken (KIB), die sich auf die Bedürfnisse der im Heimmarkt tätigen Institute konzentriert.

Unter dem amtierenden Präsidenten Herbert Scheidt (Bild oben) verstärkte die SBVg – zumindest in der Aussenwirkung – das Standortmarketing im Ausland. So begleitete die Verbandsspitze etwa den Bundesrat auf Reisen nach Asien und Nahost. Die «Finanz-Promotion» kam bei den daheimgebliebenen Retailbankern aber nicht nur gut an. Dies auch wegen der hohen Kosten, die gemeinsam geschultert wurden. Gerade die Standortpolitik, die im Zentrum der Verbandsarbeit steht, geriet so zum Stein des Anstosses.

7. Mutlose Leadership

JG 510

Gross waren die Erwartungen, als Jörg Gasser (Bild oben) im Mai 2019 das Amt des CEOs der SBVg übernahm. Mit seinem Leistungsausweis in der nationalen wie internationalen Politik, Diplomatie und der Finanzmarktpolitik brachte er alle Voraussetzungen mit, um den Dachverband der Schweizer Banken zu dynamisieren. Auch deswegen, weil er als früherer Staatssekretär und Vorsteher des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF) die Gestaltung des Schweizer Finanzplatz massgeblich mitgeprägt hatte.

Leider ist es ihm bis heute nicht gelungen, diese Leistung auch in der SBVg einzubringen respektive diese nach aussen zu tragen. Wie stark dies auf die Interaktion mit dem Präsidenten Herbert Scheidt zurückzuführen ist, lässt sich nur vermuten. Das entmutigt viele Mitgliedsbanken.

8. Das verschwundene Korrektiv der Privatbanken

Genf 510

(Genf als wichtiger Finanzplatz für Privatbanken, Bild: Shutterstock)

Differenzen zwischen den inlandorientierten Schweizer Banken und den Grossbanken gab es auch schon früher. Doch damals wirkte noch das vermittelnde Korrektiv der Privatbanken, nicht zuletzt, indem sie traditionell auch den Präsidenten stellten, wie Georg Krayer (Sarasin), Pierre Mirabaud (Mirabaud) und Patrick Odier (Lombard Odier).

Die Rolle der Privatbanken hat sich jedoch in den vergangenen fünf Jahren massiv gewandelt. Manche Institute sind verschwunden oder besinnen sich auf ihre eigenen Stärken, um in der «neuen» Welt zu überleben. Ihr Fokus hat sich von der SBVg entfernt, was die Fronten zwischen den eingangs erwähnten Bankengruppen erheblich verhärtet hat.