Im Banking wird aufgrund der Coronakrise ein massiver Schub für digitale Kanäle erwartet. Reiche Privatkunden sehen das offenbar anders, wie eine neue Studie feststellt.

Die letzten zwölf Jahre haben mindesten zwei Zäsuren für reiche Privatanleger gebracht – die Finanzkrise und die Folgen der Corona-Pandemie. Angesichts der turbulenten Zeiten hat sich die vermögende Klientel in ihrem Anlageverhalten aber erstaunlich wenig bewegt. Dies stellte jedenfalls die Liechtensteiner Fürstenbank LGT in einer neuen Studie fest, die sie am Donnerstag publizierte.

Der Report beruht auf einer Umfrage der Johannes Kepler Universität im österreichischen Linz unter der Leitung des Finanzwissenschafters und finews.ch-Autoren Teodoro Cocca bei Private-Banking-Kunden in der Schweiz, Österreich und Deutschland. 80 Prozent der Befragten haben beide Krisen miterlebt. Effektive Verhaltensänderungen ergaben sich aber höchstens bei einer Minderheit.

Cash und Gold nur kurzfristig

Zwar sind die Cash- und Goldquoten in den Portefeuilles unmittelbar nach den Krisen angestiegen. Ansonsten blieb weitgehend alles beim Alten: Die Aktienquote und der Cash-Anteil erhöhten sich von 2010 bis 2020 nur leicht (von 34 auf 3 Prozent und von 28 auf 29 Prozent). Lediglich der Anteil von Anleihen hat angesichts des Tiefzinsumfelds bis 2020 signifikant abgenommen, von 14 auf nurmehr 6 Prozent.

Das zeigt, dass die investierten Vermögen «stickier» sind als gedacht. Das mag für Privatbanken, die gerne neue Produkte forcieren, zum Verzweifeln sein. Anderseits gilt die konservative Haltung der Kunden auch gegenüber «ihrem» Institut.

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Denn laut der Studie hat die Wechselbereitschaft von Private-Banking-Kunden im deutschsprachigen Raum tendenziell abgenommen. Hatten 2010 kurz nach der Finanzkrise noch 26 Prozent der Befragten daran gedacht, die Bank zu wechseln, waren es 2020 nur noch 12 Prozent. Dies dürfte auch ein Hinweis darauf sein, dass die intensiven Retentionsmassnahmen der Geldhäuser greifen.

Ebenfalls hängen die Kunden am persönlichen Kontakt. 59 Prozent der Anleger betonen gemäss LGT-Report, dass ihnen die Auftragsübermittlung im persönlichen Kontakt mit dem eigenen Kundenberater wichtig ist. Dabei wird sogar eine höhere Kontaktintensität gewünscht, speziell im Rahmen von persönlichen Gesprächen und Events.

Digitalisieren gegen den Willen der Kunden

Dazu passt, dass der Digitalisierungstrend vor allem in den letzten zwei Jahren abgeflacht ist. Online-Angebote, etwa für die Auftragserteilung und das Monitoring der Portfolios, haben zwar mittlerweile in allen Altersklassen eine hohe, teils aber leicht rückläufige Bedeutung – von 79 Prozent im Jahr 2018 zu 75 Prozent in diesem Jahr.

Für die Banken dürfte jener Befund Segen und Fluch zugleich sein. Denn dies bedeutet, dass an sich nötige digitale Neuerungen teils gegen den Willen der Kunden durchgedrückt werden müssen.