Der UBS ist es im richtigen Moment gelungen, ihre Stärken in der Vermögensverwaltung abzurufen. Ein Umbau der Einheit unter dem neuen Co-Chef Iqbal Khan kam dafür gerade noch rechtzeitig.
In den ersten Monaten der wohl grössten Wirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg gelang dem Global Wealth Management der UBS das stärkste Quartal seit mindestens zwei Jahren. Die Einheit lieferte einen Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Dollar ab, eine Steigerung um 41 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres.
Während sich die Bank in allen Bereichen steigern konnte, machte vor allem die Handelsaktivität der Kunden den Unterschied. In der Vergangenheit hatten die Kundenberater der Bank Mühe bekundet, ihren Kunden neue Investment-Ideen schmackhaft zu machen.
Glückliches Timing
Angesichts der enormen Volatilität nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie sprangen die Transaktions-Erträge im ersten Quartal um 46 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. Gleichzeitig stiegen die Gebühreneinnahmen trotz abnehmender Vermögen weiter, und auch die Zinserträge lagen leicht im Plus.
Auch wenn die Börsenturbulenzen den Ausschlag gaben, hatte die UBS ein glückliches Händchen beim Timing. In den ersten Januarwochen hatten Wealth-Management Chef Tom Naratil und sein neu dazu gestossener Co-Head Iqbal Khan einen Umbau eingeleitet, der unter anderem die Distanz zwischen den Produkteschmieden der Investmentbank und den Kunden verringern sollte.
Animierte Kundenberater
Mit dem Umbau, der Khans Regionen stärker betrifft als die Americas unter Naratil, gelang ersterem etwas, woran sein Vorgänger Martin Blessing scheiterte: Den als notorisch träge bekannten «Supertanker» UBS mit seinen 2,3 Billionen an investierten Vermögen zu beschleunigen und die Kundenberater zu Höchstleistungen zu animieren.
Frappant ist der Vergleich mit Khans früherer – kleinerer – Arbeitgeberin Credit Suisse: Über alle Private-Banking-Aktivitäten hinweg stieg dort der Vorsteuergewinn um 17 Prozent, der Handelsertrag stieg um 31 Prozent auf 784 Millionen Franken.
Einheitliche Meinung
Bei der UBS verortet man den Grund für diesen Erfolg auch beim Chief Investment Office unter Mark Haefele. Im ersten Quartal hat seine Truppe 95'000 Kunden der Bank über Anlässe erreicht, allein im März hat die Bank 13'000 globale Research Reports veröffentlicht. Die einheitliche Meinung über die richtige Investment-Strategie habe den Kundenberatern wiederum geholfen, die Kunden bei der Stange zu halten, hiess es.
Über diese organisatorischen Aspekte hinaus profitierte die UBS aber auch von ihrer starken Präsenz in Asien, wo sie – wie auch weltweit – die grösste Privatbank ist. Da die Krise dort zuerst ausbrach, profitierte die UBS entsprechend länger von der damit verbundenen Volatilität.
Erfolgreiches Asien
So generierte die Region Asien Pazifik mit den grössten Gewinnbeitrag für die Einheit. Mit 398 Millionen Dollar war es mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, wobei Apac nur ein Drittel der Erträge der ungleich grösseren Americas-Region generiert.
Dass das gute Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) von 50 Prozent in Asien und 72,4 Prozent in der Vermögensverwaltung weltweit allerdings so tief bleibt, ist unwahrscheinlich. Dieselbe Krise, welche die Kunden im ersten Quartal aus ihrer jahrelangen Lethargie gerissen hat, wird künftig auf den Geschäftsverlauf drücken.
Wie es die UBS in ihrer Pressemitteilung selbst formuliert hat: «Die gesunkenen Vermögenspreise werden unseren Ertrag aus wiederkehrenden Gebühren beeinträchtigen, die niedrigeren Zinsen werden den Nettozinsertrag belasten und die Kundenaktivität wird voraussichtlich abnehmen und sich auf die transaktionsbasierten Erträge auswirken.»