Im ersten Quartal des Jahres spülte die Coronavirus-Pandemie der Credit Suisse noch ordentlich Geld in die Kasse. Die längerfristigen Aussichten sind im Gegensatz dazu düster.
Im ersten Quartal des turbulenten Jahres 2020 waren die europäischen Banken, darunter auch die Schweizer Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS, erstmals seit langer Zeit besser aufgestellt, als ihre US-Rivalen. Während bei den dortigen Instituten die Gewinne aufgrund von Rückstellungen für Kreditrisiken bereits eingebrochen sind, werden die beiden Schweizer Institute deutlich bessere Zahlen liefern als vor Jahresfrist.
Die Erwartungen für den Reingewinn der CS, welche morgen Donnerstag ihr Resultat präsentiert, liegen knapp ein Drittel über dem Wert von letztem Jahr: 997 Millionen Franken schätzen die Analysten im Durchschnitt.
Kein lukratives Jahr
Die CS hat selbst schon Mitte März bekanntgegeben, dass die hohen Handelsvolumen sich positiv auf die Erträge ausgewirkt haben. Schon in den ersten zwei Monaten habe man den Vorsteuergewinn des Vergleichszeitraums von 2019 egalisiert, hiess es.
Doch falls die längerfristigen Erwartungen stimmen, wird sich CS-Chef Thomas Gottstein nicht über ein lukratives erstes Jahr in dieser Rolle freuen können. Noch Ende Januar – vor der weltweiten Verbreitung des Coronavirus und dem Beginn der drastischen Massnahmen gegen die Pandemie – rechneten die Analysten mit einem Jahresgewinn von 3,8 Milliarden Franken, was der höchsten Gewinn seit dem Umbau der Bank unter Gottsteins Vorgänger Tidjane Thiam entsprochen hätte.
Ausfall von 1,2 Milliarden
Stattdessen wird den ohnehin gebeutelten CS-Eignern – die Aktie war 2015 mehr als dreimal so viel wert – nun bloss noch ein Jahresgewinn von 2,6 Milliarden Franken prognostiziert. Nach dem derzeitigen Wissensstand dürfte die Bank also 1,2 Milliarden Franken weniger verdienen, als wenn das Coronavirus nicht ausgebrochen wäre.
Obwohl die Analysten hinter diesen Schätzungen natürlich den weiteren Verlauf der Pandemie nicht vorhersagen können, zeigen die Schätzungen, dass die guten Resultate der Schweizer Grossbanken im ersten Quartal wohl ein Strohfeuer bleiben werden. Sind die Portfolios der Kunden einmal umgeschichtet oder in sicherem Cash parkiert, ist nicht mehr mit viel Initiative zu rechnen, bis sich die Stimmung wieder erholt hat.
Sorgenkind Investmentbank
Immerhin ist die CS inzwischen so positioniert, dass sie in ihren wichtigsten Divisionen weiterhin Geld verdienen dürfte. Namentlich das wichtige Schweizer Geschäft, welches den grössten Gewinnbeitrag liefert, wird von der ausbrechenden Krise am wenigsten stark gebremst werden.
Dort wo die CS aber ohnehin schon schwächelt, rechnen die Experten mit einem Totalausfall: Investment Banking & Capital Markets, welches seit letztem Herbst unter neuer Führung steht, wird wohl den zweiten Jahresverlust in Folge einfahren, auch im ersten Quartal hatte dieser Bereich bereits zu kämpfen.
Die UBS sagte Anfang dieses Monats, sie rechne mit einem Gewinn von 1,5 Milliarden Dollar für das erste Quartal. Das wäre ebenfalls mehr als ein Drittel mehr als in der Vorjahresperiode. Neue Schätzungen für das Gesamtjahr liegen für die grösste Schweizer Bank allerdings noch nicht vor.