Im Falle Thiams haben einige Exponenten aus diesem Establishment ein Ziel, wie finews.ch inzwischen von mehreren Quellen weiss. Das Ziel lautet, Thiam als CS-Chef loszuwerden.
Nun sind allerdings mindestens zwei Drittel der Aktien der zweitgrössten Schweizer Bank in ausländischer Hand. Warum also sollte sich Thiam um die Handvoll einflussreicher Zürcher scheren? Antwort: Weil diese Kreise die Medien füttern und den «Spygate»-Skandal am Kochen halten.
Thiam weiss das. Er sei Opfer einer Kampagne, die ihre Ursprung bei Leuten habe, die Gerüchte über ihn verbreiteten, sagte er Ende vergangenen Oktober dem Westschweizer Fernsehen. Seit er im Sommer öffentlich den Wunsch geäussert habe, Schweizer zu werden, hätten sich die Attacken verstärkt.
Rassistische Kommentare
Es ist wohl kein Zufall, dass es ausgerechnet die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) war, die den Primeur über die zweite Beschattung, jene des ehemaligen Personalchefs Peter Goerke, kurz vor Weihnachten publizierte. Die traditionsgemäss CS-freundliche NZZ hat einen scharfen Ton eingeschlagen, forderte unmissverständlich den Rücktritt Thiams und verglich diesen gar mit Pierin Vincenz, den tief gefallenen, ehemaligen Raiffeisen-Chef.
Thiam blies in Zürich seit dem Tag seiner Ankündigung als neuer CS-Chef im März 2015 nicht nur ein kalter Wind entgegen. Der Top-Manager musste sich sogar rassistische Kommentare anhören – und bis heute schwingen in manchen Gesprächen in Banker- und Wirtschaftskreisen rassistische Untertöne mit.
Wahrlich kein Engel
Die Ironie: Wenn Thiam in der Limmatstadt einen öffentlichen Auftritt hat, ist er witzig, charmant und charismatisch. Trotzdem er ist alles andere als ein Engel. Thiam hat innerhalb der CS ein Klima des Misstrauens und der Angst geschaffen. Er verlangt von seinen Mitarbeitern uneingeschränkte Loyalität und akzeptiert keine Gegenrede.
Ein enger Kreis von Verbündeten (unter ihnen der über die Beschattungsaffäre gestolperte COO Pierre-Olivier Bouée), sorgt für die Ausführung von Thiams Befehlen. Hybris und Selbstüberhöhung sind ein Ursprung dieses Banken-Skandals.
Prozess der «Entschweizerung»
War die CS unter ihrem Vorgänger Brady Dougan bereits im Prozess der «Entschweizerung», scheint sich das Traditionshaus unter Thiam von seinen hiesigen Wurzeln vollends entfremdet zu haben. Dougan führte immerhin noch eine Schweizer Investmentbank an der Wall Street. Doch mit seiner Strategie hat Thiam die CS als globale Bank positioniert, deren Identität jedoch nicht mehr fassbar ist. Die Beschattungsaffäre um Khan und Goerke hat den Ruf der CS nachhaltig beschädigt. Ein solches Vorgehen passe nicht zu ihrer Kultur, hatte der CS-Verwaltungsrat verlauten lassen.
Trotz aller Beteuerungen, er habe von den Beschattungen nichts gewusst, dünkt Thiam diesbezüglich unglaubwürdig. Die «Spygate»-Affäre bleibt an ihm haften, und die intrasparente Kommunikation der CS und ihres Präsidenten Urs Rohner bietet Raum für anhaltende Spekulationen und Angriffsflächen für weitere Attacken.
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