Lara Warner machte die Compliance der Credit Suisse zum Vorzeige-Bereich. Der Weg dahin war allerdings holprig, wie das abrupte Scheitern eines Joint-Ventures mit Palantir zeigt.
Im Februar 2017 war die Welt bei der Firma Signac noch in Ordnung. Das Gemeinschaftsunternehmen der amerikanischen IT-Firma Palantir und der Credit Suisse (CS) schien, knapp ein Jahr nach der Gründung, auf Kurs zu sein.
So sah es zumindest die damalige Compliance-Chefin der Schweizer Bank, Lara Warner. Erste Erfahrungen mit der Software seien positiv, hiess es in einem Artikel der «Handelszeitung», für welchen die heutige CS-Risikochefin Rede und Antwort gestanden hatte.
Grosse Zukunftspläne
Neben den Risiken im Handel, welche dank Signac nun «adressiert» seien, sollte das Joint-Venture die Kundenberater in der Vermögensverwaltung ins Auge fassen. Bereits Ende 2017 war geplant, die Software des gut 40-köpfigen Teams an weitere Banken zu verkaufen.
Es kam anders: Signac wurde zwar im Corporate Responsibility Report für 2016, erschienen im März, noch einmal lobend erwähnt, bereits im Juni gab es die Firma aber nicht mehr.
Endspurt bei Signac
Dazwischen war es in den schicken Büros – komplett mit Büro-Hund Roger – des Software-Startups im New Yorker Meatpacking District drunter und drüber gegangen. Räumlich und kulturell von der CS getrennt, arbeiteten die Programmierer an der Software zur Überwachung der Händler, deren erste Version bald in der Bank eingesetzt werden sollte.
Dabei stand das Team unter der Führung der ehemaligen CS-Compliance-Frau Colleen Graham und des von Palantir kommenden Technikchefs Sean Hunter allerdings unter Druck. Das Gemeinschaftsunternehmen, an welchem die beiden Manager finanziell beteiligt waren, hatte nicht alle Vorgaben termingemäss erfüllt.
Buchhaltungs-Probleme
Trotzdem war man bei Signac stolz auf die eigene Leistung. Auf der Basis eines Standard-Produkts von Palantir hatte man dort ein Programm gebaut, welches Händler mit kriminellen Absichten auf frischer Tat ertappen sollte.
In ihrem Stolz auf das eigene Produkt – noch besser als dasjenige der Datenkrake Palantir, welche von der CIA eine Anschubfinanzierung bekommen hatte und unter anderem auch für das FBI arbeitet – hatte Signac seinen Mehrheitseignern allerdings einen Bärendienst erwiesen: Die Bezahlung der CS für das Produkt durfte erst als Ertrag verbucht werden, wenn dieses dereinst fertig abgeliefert würde. Denn statt einer Dienstleistung handelte es sich dabei nun um etwas völlig Neues, was buchhalterisch nicht gleich behandelt werden konnte.
Harsche Reaktionen
Deshalb wurde aus dem – konsolidierten – Gewinn des Startups ein Verlust und dasselbe verlor an Wert, mit negativen Folgen für die Zahlen beider Grossunternehmen, der CS und Palantir. Das wäre für beide zur Unzeit gekommen: Palantir dachte damals schon über einen Börsengang nach (der bis heute auf sich warten lässt), während sich die CS mitten im strategischen Umbau unter CEO Tidjane Thiam befand.
Zwar konnte die CS die negativen Folgen dem Vernehmen nach abwenden, trotzdem waren die Reaktionen harsch. Warner überlegte sich, den Signac-CFO zu feuern, die hochrangige Palantir-Angestellte Melody Hildebrandt bezeichnete das Buchhaltungs-Problem in einer internen E-Mail als «Clusterf*».
Illegale Methoden
In derselben Mail schrieb die Managerin, niemand bei der CS wolle mehr mit Signac zusammenarbeiten und Warner und Palantir-Chef Alex Karp hätten jegliches Vertrauen ins Führungsduo des Startups verloren. Damit schien das Schicksal von Signac zwei Monate nach den optimistischen Aussagen der CS-Compliance-Chefin besiegelt – allem Anschein nach wegen einer Meinungsverschiedenheit über die Buchhaltung.
Diese internen Nachrichten wurden öffentlich, weil Signac-Chefin und CS-Veteranin Graham der Bank vorwirft, zu illegalen Methoden gegriffen zu haben. Unter anderem sei sie von einer Unbekannten tagelang verfolgt und von Meetings ausgeschlossen worden, weil sie KPMG nicht davon überzeugen wollte, den Gewinn im Jahr 2016 stehen zu lassen.
Klammheimlich aufgelöst
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