Einmal sagte Syz im Gespräch auch, dass es enorm wichtig sei, in einem neu gegründeten Unternehmen von Anfang an Strukturen zu schaffen, die es ermöglichen, rasch wachsen zu können, ohne dass die Organisation darunter leide. Auch damit lag Syz richtig, denn sein Unternehmen legte schnell an Kontur zu – wobei auch er der einen oder anderen Herausforderung begegnen musste.
Vor fünf Jahren stiegen seine beiden Gründungspartner, Alfredo Piacentini und Paolo Luban, aus dem Unternehmen aus und machten ihm fortan Konkurrenz. Im Jahr 2015 akquirierte Syz das Schweizer Standbein der Royal Bank of Canada – mitsamt Filiale in den USA. So weitete er das Amerika-Geschäft zwar aus, musste aber aufgrund von Steueramnestien in Europa und Kundenabgängen im Zusammenhang mit der RBC-Übernahme Rückschläge beklagen, was sich aufs Jahresergebnis niederschlug.
Ungewollt in Geldwäscherei-Skandal gerutscht
Der Deal mit den Kanadiern hatte auch zur Folge, dass die Bank Syz ungewollt in einen Geldwäscherei-Skandal rund um das brasilianische Unternehmen Petrobras rutschte, was der Reputation der Bank zusetzte und Syz selber zur lakonischen Erkenntnis bewegte: «In diesen Ländern muss man die Kundschaft besonders vorsichtig auswählen.»
Im Herbst 2018 löste Syz die Zusammenarbeit mit der Schweizer Software-Firma Avaloq abrupt auf und wechselte auf die Plattform der Konkurrenzbank Lombard Odier, was allerdings einen gehörigen Abschreiber in zweistelliger Millionenhöhe zur Folge hatte, der das Ergebnis von 2018 belasten wird, wie Syz ankündigte.
Kundeninformations-Zentrum für KYC
Über kurz oder lang ist selbstredend jeder Schweizer Bankier mit einigen Problemen konfrontiert. Wie er sich daraus heraushilft, sagt indessen sehr viel aus über seine Qualitäten als Unternehmer. Syz verstand es aber auch, seinen Berufskollegen und letztlich der Branche als Ganzes wichtige Denkanstösse zu liefern; etwa mit seiner nüchternen Beurteilung des Schweizer Bankgeheimnisses, aber später auch mit seiner Forderung, in der Schweiz so etwas wie ein zentrales Kundeninformations-Zentrum für Compliance-Abfragen, kurz KYC, zu gründen.
Dieses würde alle Informationen zum Kunden enthalten, ganz gleich, bei welcher Bank dieser ist. Damit liessen sich die aufwändigen Onboarding-Prozesse massiv reduzieren, wie er damals exklusiv in einem Interview mit finews.ch erklärte. «Die Schweiz könnte international zur Swiss Fortress werden, wo Kunden ihre KYC-Daten sicher gespeichert wissen. Der Schweizer Finanzplatz übernähme da eine neue Vorreiterrolle», sagte Syz konkret.
Dominierende Behäbigkeit
Dass das Projekt bis heute nicht steht, hängt vor allem mit den vielgestaltigen Partikularinteressen auf dem hiesigen Finanzplatz zusammen, dessen Akteure sich nicht selten einfach im Weg stehen. Gleichzeitig ist der Leidensdruck für eine verstärkte Zusammenarbeit noch immer nicht gross genug.
Vielleicht muss sich Syz am Ende des Tages eingestehen, dass seine rasche Denkweise wie auch seine pragmatische Vorgehensweise nicht so ganz mit der nach wie vor dominierenden Behäbigkeit auf dem Schweizer Finanzplatz zusammenpassen.
Söhne sollen übernehmen
Dass er nun etwas kürzer tritt, ist möglicherweise eine Konsequenz daraus, wobei er es immerhin geschafft hat, die Nachfolgeregelung frühzeitig an die Hand zu nehmen: Seine beiden Söhne Nicolas und Marc Syz kamen unlängst an Bord der Bank, wo sie nun wichtige Funktionen inne haben – um dereinst ihren Vater vollständig zu beerben.
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