Marcel Chevrolet, einst selber Kundenberater bei diversen Banken und nun mit seiner Firma Chevrolet Consulting als Vermögensberater unterwegs, erkennt derzeit drei Typen von Wechselwilligen.
Zum einen diejenigen, die sich aus eigener Stärke selbständig machen. Das seien in der Regel zwei bis drei Kollegen mit demselben Kundenstamm, die sich seit Jahren kennen und erfolgreich zusammenarbeiten. Überall höre man von diesen die gleichen Beweggründe, sagt Chevrolet. «Man will dem Kunden dienen und nicht nur Produkteverkäufer sein.»
Des Weiteren gebe es Bankkader, die wieder unternehmerisch tätig sein wollen. «Gerade letzte Woche hat mir ein Kollege berichtet, dass er ein neues Produkt einführen wollte und dazu die Visa von 15 verschiedenen Abteilungen einholen musste», erklärt der Ex-Banker. Vielen Machern sei das mit der Zeit zuviel. Sie möchten Ideen umsetzen und nicht ihre gesamte Energie in der Administration aufreiben.
Schliesslich gebe es diejenigen, die entlassen werden. «Das sind vor allem Banker über 50 Jahren, die keine Stelle mehr finden», weiss Chevrolet. Der Wechsel in die unabhängige Vermögensverwaltung sei für viele die letzte Möglichkeit.
Der Platz ist begrenzt
Und die Frage stellt sich, wie lange diese Möglichkeit weiter besteht. Unabhängige Finanzfirmen wie Zwei Wealth Experts haben zwar Wachtsums-Initiativen angekündigt. Doch auch CEO Müller kommt dort zu Schluss: «Der Platz in der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter ist begrenzt.» Aus der eigenen Praxis berichtet Müller, dass die Firma derzeit viele Diskussionen mit Wechselwilligen führe. Zum Abschluss komme es aber eher selten.
Müller gibt insbesondere zu bedenken, dass es für unabhängige Vermögensverwalter wichtig sei, dass Banker Kundenvermögen mitbringen. «Viele Senior Banker betreuen jedoch selber keine Kunden mehr», stellt er fest.
Ungewohnter Freiraum
Ebenfalls ist das Unternehmertum, das in den Finanz-KMU gefordert ist, langjährigen Bankangestellten nicht unbedingt geläufig. «Wir geben den Kundenberatern mehr Freiheit als bei den Banken», erklärt Reuss-Private-Chef Brem. Um diesen Freiraum zu nutzen, sei jedoch Selbstinitiative entscheidend. «Diese Umstellung», sagt Brem, «fällt nicht immer leicht.»
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