Im jährlichen Ranking der weltgrössten Banken rangieren die Schweizer Grossbanken wie so oft unter ferner liefen. Doch diesmal erregte die Credit Suisse die Aufmerksamkeit der Jury.
Das Branchen-Magazin «The Banker» spricht von einer «Renaissance» nach einer Dekade der Krisenverarbeitung. Weltweit sei das Banking zu teils zweistelligem Ertragswachstum zurückgekehrt; insbesondere die durchgeschüttelten europäischen Häuser zeigten nun deutliche Anzeichen der Genesung, stellt die Publikation in ihrem viel beachteten Ranking der «Top 1'000 World Banks» (Studie bezahlpflichtig) für das Jahr 2018 fest.
In der Rangliste, die jeweils das Kernkapital (Tier 1) der Institute zum Gradmesser nimmt, figuriert allerdings nur ein europäischs Institut unter den zehn gewichtigsten Bankriesen der Welt. Die Rede ist von der britischen HSBC, deren Hauptquartier eigentlich im chinesischen Hongkong liegt.
Tatsächlich sind es die chinesischen Staaatsinstitute, welche die Rangliste mehr denn je dominineren: Die ICBC, die nach einigen Wirren vergangenen Juni auch in Zürich öffnete, gefolgt von der CCB, der Bank of China und der ABC. Erst auf Platz 5 folgt J.P. Morgan, die grösste amerikanische Bank (siehe Tabelle unten).
Anglo-Chinesen und Franzosen an der Spitze
Die westeuropäischen Banken mögen ihre Kapitalisierung nach Berechnungen der Studienautoren im Schnitt um 16,5 Prozent gesteigert haben. Fürs Spiel in der Liga der Branchen-Elefanten reicht es den meisten dieser Häusern trotzdem nicht. Das gilt auch für die grössten Schweizer Banken UBS und Credit Suisse (CS). Im reinen europäischen Ranking schaffen sie es ebenfall nicht unter die Top 10 in Sachen Eigenkapital; das Podest teilen sich dort die HSBC mit den französischen Konkurrenten BNP Paribas und Crédit Agricole.
In der «The Banker»-Liste findet sich die CS europaweit auf dem 14., global auf dem 36. Platz. Obwohl die UBS nach Schweizer «Too big to fail»-Regeln als das besser kapitalisierte Haus gilt, holte sie sich den 19. respektive den 43. Rang.
Noch eine Referenz an Tidjane Thiam
Damit rangieren die Schweizer Top-Häuser auch 2018 unter ferner liefen – hätte nicht die CS die besondere Aufmerksamkeit der Juroren auf sich gezogen.
Die zweite Schweizer Grossbank findet sich nämlich unter den Instituten, die den grössten Wandel von Verlusten zu Gewinn vorweisen können. Zwar schrieb Bank im vergangenen Jahr noch einen Reinverlust von 2,1 Milliarden Franken. Dies aber wegen Abschreibungen auf Steuergutschriften in den USA – der Vorsteuergewinn erreichte bereits wieder 2,8 Milliarden Franken.
Das Ranking dürfte eine weitere Genugtuung für CEO Tidjane Thiam sein, der sich mit der Bank im dritten und letzten Jahr des von ihm eingeleiteten Turnaround befindet. Erst kürzlich wurde ihm von einem anderem Branchenmagazin, «Euromoney», der Titel des «Banker oft the year» verliehen. Doch der Endspurt steht dem gebürtigen Ivorer noch bevor: Am CS-Investorentag vom kommenden Herbst wird jene Bilanz gezogen, die für die Bank wirklich zählt.