Die Covid-19-Pandemie ist ein Ereignis mit bislang unabsehbaren wirtschaftlichen Folgen. Auch der Bankensektor war selektiv betroffen. Die grössten Institute der Welt gehen aber gestärkt aus der Pandemie hervor.
Das Branchenmagazin «The Banker» hat den grossen Test gemacht und den Zustand der 1'000 global wichtigsten Banken nach der Corona-Pandemie bestimmt sowie die Verschiebungen im Machtgefüge.
Das Resultat: Die globale Spitze der grössten Banken ist eine chinesisch-amerikanische Angelegenheit. Grundsätzlich zeigten sich im globalen Banking zwei Trends: Kapitalstärke und Assets stiegen, Gewinne sanken.
Sogar die schwächste Bank legte zu
«The Banker» rechnete aus, dass das kumulierte Tier-1-Eigenkapital aller 1'000 grössten Banken im Laufe des Jahres 2020 um 12,7 Prozent auf 9,9 Billionen Dollar angestiegen ist. Das Wachstum war breit abgestützt. Sogar die kapitalschwächste Bank habe zum ersten Mal überhaupt ihr Eigenkapital auf über 500 Millionen Dollar steigern können, heisst es.
«Der globale Bankensektor ist in einer starken Position, den Sturm auszuhalten», so ein Fazit von «The Banker». Allerdings, so zeigt sich anhand der Berechnungen auch, ist die Fähigkeit der Banken, Verluste zu absorbieren, schwächer geworden. Das Verhältnis von Eigenkapital zu den Assets auf einer Bilanz sank branchenweit von 6,87 auf 6,67 Prozent; dies sei das Niveau von 2018.
Schwacher europäischer Sektor
Deutlich sind die Spuren der Pandemie in den Gewinnausweisen der Top 1'000 Banken. Der kumulierte Vorsteuergewinn sank von 1,25 Billionen auf 936 Milliarden Dollar, ein Sturz von 19,2 Prozent.
Auffällig: Von den weltweit 38 Top-Banken, die 2020 in die Verlustzone gefallen sind, sind 18 europäische Institute. Europas Bankensektor habe schon seit mehreren Jahren mit sinkender Profitabilität zu kämpfen, so «The Banker». Ein Institut sei 2020 allerdings heraus geragt: Die Deutsche Bank, die den ersten Jahresgewinn seit 2014 erzielen konnte.
Globaler Shift von West nach Ost
Doch hat das Pandemie-Jahr 2020 den Trend in der Bankenwelt akzentuiert, dass die globalen Player sich entweder in den USA oder in China befinden. Die ICBC, seit bald einem Jahrzehnt die kapitalstärkste Bank der Welt, wuchs 2020 um 59,7 Milliarden Dollar an. Das ist soviel wie das gesamte Eigenkapital der niederländischen ING, als Nummer 36 der Welt wahrlich auch kein Zwerg.
Unter die Top-1'000 Banken schaffen es inzwischen 144 chinesische, eine mehr als 2019. Und der Blick auf die US-Banken zeigt, dass hier möglicherweise eine globale Verschiebung im Gange ist. Denn nach 184 US-Banken im Vorjahr schafften es 2020 nur noch 178 Institute in die Top 1'000.
Schweizer Banken: Top Ten bei den Abschreibern
Und die Schweizer Banken? Um sie macht «The Banker» einen grossen Bogen. In der öffentlich zugänglichen Datenbank sind Schweizer Finanzinstitute nicht einmal berücksichtigt.
Einzig in einer Rangliste taucht die Schweiz auf: In jener der zehn Länder mit den höchsten Wertberichtigungen im vergangenen Jahr. Die Schweiz nimmt hier mit einem Anstieg von 220 Prozent den 10. Rang ein. Den höchsten Anstieg verzeichnete Belgien mit 1'602 Prozent.
Bekanntlich haben die Schweizer Banken diese Abschreibungen gut verkraftet. «The Banker» zeigt es nochmals schwarz auf weiss: Sie machten nur 3,4 Prozent der Erträge aus. In Belgien waren es 17 Prozent.