Bezahl-Apps beschäftigen nicht nur die Banken. Nun erkennen Kirchen ebenfalls den Segen des digitalen Kanals – und das auch in der Schweiz, wie Recherchen von finews.ch zeigen.
Im Gottesdienst sind schrillende Handys schlecht gelitten. Dennoch sieht es die Anglikanische Kirche neuerdings gerne, wenn ihre Schäfchen das Smartphone mit zur Predigt nehmen. Der Grund: Die Church of England akzeptiert seit kurzem Spenden über Bezahl-Apps, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.
Dazu wird sie über 16'000 Terminals in Kirchen, Kathedralen und religiösen Stätten im ganzen Land installieren. Für die Digitalisierung des Opferstocks sorgen zwei weltliche Partner: Das schwedische Startup Izettle und das Londoner Fintech Sumup liefern die nötige Technologie.
Hippes Sumup
Sumup ist hierzulande kein unbekannter Name. Mitte 2014 lancierte die grösste Schweizer Bank UBS die Sumup-Zahlterminals in der Schweiz. Das Angebot soll es vor allem Kleinunternehmen ermöglichen, ohne teure Infrastruktur bargeldlose Zahlungen entgegenzunehmen (Bild unten). Seither trifft sind die Sumup-Kästchen im Alltag anzutreffen – gerade in hippen «Pop-up-Stores» gehören sie mittlerweile zur Grundausstattung.
Die digitale Kollekte sucht man in der Schweiz allerdings vergebens – noch. Es lägen keine Anfragen von Kirchen vor, heisst es bei der UBS auf Anfrage von finews.ch. Auch Sumup weiss von keiner solchen Zusammenarbeit in der Schweiz. Doch ganz versalzen ist der Boden dafür nicht, im Gegenteil.
Das Problem mit den Alterssegmenten
«Die Digitalisierung bei der Finanzierung ist bei uns schon in den Köpfen», sagt Dieter Zaugg, Leiter Ressourcen bei der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich. «Wir schauen uns diverse Möglichkeiten an.» Aufgrund der Alterssegmente in einer Mehrzahl der Gottesdienste drängten sich Angebote wie eine digitale Kollekte aber kurzfristig nicht auf, gibt Zaugg zu bedenken.
Laut Zaugg orientiert sich die Landeskirche dabei nicht zuletzt an den vielen in der Schweiz beheimateten Non-profit-Organisationen. «Zahlreiche NGO bauen den digitalen Kanal zu den Spendern aus», beobachtet er.
Tatsächlich haben selbst die Riesen der Digitalisierung den Non-profit-Sektor als Kundengruppe entdeckt. So lud der Schweizer Ableger des Suchdienstes Googles Anfang März zum «NGO/NPO Digital Skills Summit» in Zürich. Dort konnten Hilfsorganisationen mit den Google-Profis an ihrem digitalen «Setup» schleifen.
Betteln mit Wepay
Die Anstrengungen der NGO in diesem Feld dienen dabei durchaus auch dem eigenen Interesse. Denn wie sich zeigt, sind auch sie von Digitalisierungs-Nebenwirkungen wie der Disruption oder der Disintermediation nicht ganz gefeit.
So haben die Allerärmsten in Schwellenländern, wo die Guten Werke oftmals tätig sind, das Heft des digitalen Handelns teils selber in die Hand genommen. So berichtete eine leitende Julius-Bär-Bankerin in Hongkong gegenüber finews.ch, dass chinesische Bettler teils schon mit der Bezahl-App Wepay ausgerüstet seien – weil viele Wohltäter dort gar keine Münzen mehr mit sich tragen würden.