Das kommt nicht von ungefähr – und zwar aus mehreren Gründen: Erstens blieb die UBS seit der Finanzkrise in Sachen Grossakquisitionen aussen vor, was ihr unter manchen Aktionären den Ruf eingetragen hat, langweilig zu sein. Unter diesen Prämissen könnte eine Transaktion in Europa der UBS als Ganzes durchaus neue Dynamik verleihen und würde auch die Aktionäre erfreuen.
Zweitens: Die Commerzbank wäre von der Grössenordnung her ideal, allerdings stellt sich die Frage, was mit dem Retailbanking geschähe. Denn die UBS ist nur im Heimmarkt Schweiz im Geschäft mit Kleinkunden aktiv. Eine Verselbständigung dieses Bereichs wäre aber eine prüfenswerte Option – auch wenn dies die Commerzbank bestreitet.
Einen Fuss in Deutschland
Drittens: Kommt hinzu, dass Martin Blessing, der neuerdings – zusammen mit dem Amerikaner Tom Naratil – das Wealth-Management-Geschäft der UBS leitet, früher CEO der Commerzbank war. Folglich kennt er das Institut sehr gut.
Interesse an der Commerzbank bekundet allerdings auch die italienische Unicredit, die mit der früheren Hypovereinsbank bereits einen Fuss in Deutschland hat. Unter der Ägide ihres CEOs Jean-Pierre Mustier hat die Unicredit in den vergangenen Jahren ihre Bilanz gestärkt, indem sie notleidende Kredit rigoros abbaute und sich einem tiefgreifenden Kostensenkungsprogramm unterzog.
Offensive von Westen
Diese Massnahmen dürften allmählich abgeschlossenen sein respektive greifen, so dass das italienische Kreditinstitut für einen Akquisitionsschritt nun durchaus bereit wäre. Gespräche soll es offenbar schon gegeben haben.
Gut möglich, dass die nächste Akquisitions-Offensive jedoch von Westen kommt. Denn seit der Brexit beschlossene Sache ist, müssen sich die britischen Finanzinstitute Gedanken darüber machen, wie sie den europäischen Markt künftig bewirtschaften wollen.
Unter diesen Prämissen wäre eine Übernahme geradezu naheliegend. Etwa für die Lloyds Banking Group, die in den vergangenen sechss Jahren ebenfalls eine weitreichende Reorganisation unter ihrem portugiesischen CEO Antonio Horta-Osorio durchmachte.
Gefahr im Mittelfeld
Ihm respektive der Bank gelang es zuletzt auch, sich der Staatsfesseln aus der Finanzkrise zu entledigen, so dass einer Übernahme nichts mehr im Wege stünde. Für den Lloyds-Chef könnte allerdings auch der holländische Konzern ABN Amro ein Übernahmeziel sein, sofern man sich vergegenwärtigt, dass es all jene Players im Mittelfeld sein werden, die aufgrund der eingangs beschriebenen Rahmenbedingungen künftig am meisten zu kämpfen haben werden.
Vor dem Hintergrund, dass auch im Fall von ABN Amro der Staat noch ein Paket an Aktien besitzt, wäre nun ein günstiger Moment gekommen, einen Verkauf in die Wege zu leiten. Bereits 2016 führte die holländische Regierung diesbezügliche Gespräche mit der skandinavischen Nordea Bank.
Allerdings scheiterten diese Verhandlungen, während es sich Nordea zur Priorität setzte, den Firmensitz aus regulatorischen und wirtschaftlichen Überlegungen von Stockholm nach Helsinki zu verlegen.
Offene Fenster
Auch dieser Schritt zeigt, dass zehn Jahre nach der Finanzkrise Veränderungen möglich sind, die zuvor noch undenkbar gewesen wären. Vor dem Hintergrund des beschleunigten technologischen Wandels und der inzwischen wieder gestiegenen Erwartungen vieler Investoren dürften die nächsten grossen Transaktionen vermutlich in den nächsten 12 bis maximal 18 Monaten erfolgen. Denn ewig wird das Fenster der Möglichkeiten – das window of opportunities – nicht offen bleiben. Dafür sind die Börsen bereits zu hoch bewertet.
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