Das Enforcement-Verfahren gegen den Ex-Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz hat die Finma still begraben. Für einen Schweizer Privatbankier ist dies ein unerhörter Vorgang.
«Das kann doch nicht wahr sein!» Mit diesen Worten ist der finews.ch vorliegende Brief überschrieben, den die Basler Privatbank Baumann & Cie zum Ersten dieses Monats an ihre Kunden verschickt hat. Gesetzt hat diese Überschrift Daniel O.A. Rüedi, vollhaftender Teilhaber der Bank.
In den Schreiben erklärt Rüedi, was ihn dermassen aufregt: die Einstellung des Enforcement-Verfahrens gegen Pierin Vincenz.
Ein Rücktritt mit Folgen
Die Finma hatte dieses Verfahren gegen den früheren Raiffeisen-Chef im vergangenen Oktober eröffnet, um allfällige Interessenkonflikte im Zusammenhang mit Beteiligungen zu untersuchen. Namentlich ging es dabei um die Beteiligungsgesellschaft Investnet, an der Vincenz mit 15 Prozent beteiligt ist und deren Kauf durch die Raiffeisen er eingefädelt hatte.
Vor Weihnachten 2017 meldete die Finma dann, sie habe das Enforcementverfahren gegen Vincenz eingestellt. Kurz zuvor war dieser als Verwaltungsratspräsident beim Versicherer Helvetia zurückgetreten. Die Finma begründete die Einstellung des Verfahrens damit: Vincenz sei von allen seinen Führungsfunktionen bei Instituten zurückgetreten, die von der Fonma beaufsichtigt würden.
Ein einfacher Verzicht
Diese Geschichte roch nach einem Deal – und zu diesem lässt Privatbankier Rüedi (Bild unten) nun einige deutliche Worte fallen, die neben der Finma insbesondere Vincenz aufs Korn nehmen.
So wiege der mit der Finma ausgehandelte Verzicht Vincenz', künftig keine Führungsfunktionen mehr bei beaufsichtigten Unternehmen auszuüben, «im Alter von 61 Jahren wohl nicht ganz so schwer.»
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