Seit der Finanzkrise ist der UBS-Aktionär der Geprellte. Einzig für einige Bezüger exorbitanter Boni zahlte sich das Geschäft aus, wie sich der frühere UBS-Historiker Robert U. Vogler für finews.ch erinnert.
Insgesamt verdiente die UBS in den ersten zehn Jahren bis 2007 nicht wirklich viel Geld. Gewinnen von knapp 62 Milliarden Franken standen Aufwendungen von 86 Milliarden Franken gegenüber.
Darunter fallen nicht nur die erwähnten zwei grossen Akquisitionen (Paine Webber und Banco Pactual), sondern viele weitere, unzählige Käufe von Banken und Gesellschaften und Aktienrückkäufe im Wert von mehr als 26 Milliarden Franken – Kapital, das dann ausgerechnet in der Finanzkrise fehlte.
Amerikanische Mentalität
Seit der Finanzkrise ist der Aktionär der Geprellte. Einzig für einige Bezüger exorbitanter Boni in der ersten und zweiten Führungsebene zahlte sich das Geschäft aus. Die amerikanische Banker-Mentalität hatte sich nach der Fusion, insbesondere ausgehend von den zugekauften Einheiten rasend schnell ausgebreitet, auch in der Schweiz. Leider wurden dadurch charakterlich schwache und kaum loyale «Cracks» angezogen, die lediglich auf das schnelle Geld aus waren.
Übrigens: Schon der Name «United Bank of Switzerland» war ein Fehlschuss. Die Marke war geschützt und liess sich nicht verwenden. Man einigte sich dann einfach auf UBS, ein Name ohne sichtbare Bedeutung. Allerdings war das früher die englische und französische Abkürzung der Schweizerischen Bankgesellschaft!
Und heute?
Über die UBS von 2017 können und wollen wir an dieser Stelle kein Urteil fällen. Das soll man der Geschichtsschreibung überlassen. Tatsache und zu begrüssen ist aber die vollzogene Redimensionierung. Betrug die Bilanzsumme 2004 rund 2,4 Billionen Franken, so ist sie heute auf etwas über 900 Milliarden gesunken, damit aber auch die Börsenkapitalisierung, die auf dem Höhepunkt 160 Milliarden betrug und heute rund 100 Milliarden tiefer liegt.
Geblieben sind, wenn auch in abgeschwächter Form, die nach wie vor zu hohen Boni. Das Eigenkapital ist noch immer zu tief: Die Basis, die im Ernst- und Krisenfall wirklich zählt, die so genannte Leverage Ratio, ist mit lediglich etwas über drei Prozent weit entfernt von den mindestens zehn Prozent, die von vielen Fachleuten als absolutes Minimum angesehen werden.
Und die Rentabilität?
Die Cost-IncomeRatio, also das Verhältnis von Aufwand und Ertrag, steht auf erschreckend hohen Werten von über 80 Prozent. Auch unter Berücksichtigung der heute sehr schwierigen Umwelt in der Finanzindustrie ist das keine Glanzleistung und dürfte seinen Ausdruck im nach wie vor absolut ungenügenden Aktienkurs finden, der deutlich unter 20 Franken oszilliert, fernab des ehemaligen Höchstwerts von über 70 Franken.
Bei aller Kritik, die es auch heute noch anzubringen gilt, darf man feststellen, dass die Bank nach ihrer Rettung durch den Bund und die Schweizerische Nationalbank 2008 auf deutlich sichereren Beinen steht und eine durchaus erfreuliche Entwicklung durchgemacht hat. Sie befindet sich auf gutem Weg, um wieder zur einstigen Stärke schweizerischer Grossbanken zurückzufinden, nämlich mit Solidität und Sicherheit, gepaart mit Vertrauen.
Robert U. Vogler ist promovierter Historiker. Er war von 1988 bis 1998 Pressesprecher der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG), danach Leiter Historical Research und bis 2009 Senior Politicial Analyst bei Public Policy von UBS. Heute arbeitet er als unabhängiger Historiker. Lesen Sie den ersten Teil seiner Erinnerungen hier.