Obwohl es für die Credit Suisse schwieriger wird, aus eigener Kraft Kapital aufzubauen, sieht Finanzchef Mathers den Börsengang der Schweizer Einheit nicht als zwingend an.
Das Management der Credit Suisse krebst mit seinem Plan, die Schweizer Einheit SUB in diesem Jahr an die Börse zu bringen, mehr und mehr zurück. CEO Tidjane Thiam hatte an der Jahrespressekonferenz den partiellen Verkauf der CS (Schweiz) an der Börse nur noch als eine Option unter mehreren genannt. In seiner im Oktober 2015 präsentierten Strategie war der IPO noch einer der grossen Pfeiler gewesen.
Nun ist auch CS-Finanzchef David Mathers bezüglich der Börsenpläne unentschlossener geworden. Die Bank prüfe und verfolge verschiedene Möglichkeiten, ihre Kapitalziele zu erreichen, schrieb die Nachrichtenagentur «Bloomberg».
«Mehr Flexibilität zu entscheiden»
Nachdem die CS ihre Kernkapitalquote im vergangenen Jahr trotz der Bussenzahlung auf 11,6 Prozent erhöht habe, verfüge die Bank nun «über mehr Flexibilität», sagte Mathers. «Wir können entscheiden, ob wir den IPO wollen und wann er stattfinden soll.»
Allzu gross ist die Anzahl der Optionen für die CS aber nicht. Denn Mathers räumte ein, dass die Verbesserung der Kapitalquote aus eigener Kraft im laufenden Jahr schwieriger werde.
Langsamerer Abbau von Risikopapieren
Denn die Verkäufe von notleidenden Assets aus ihrer «Bad Bank», würden sich wohl verlangsamen, was sich auf die Eigenkapitalquote auswirkt. Je weniger risikogewichtete Aktiven in einer Bilanz, desto weniger hartes Kernkapital muss die Bank unterlegen.
Die sogenannte «Strategic Resolution Unit» der CS verkaufte vergangenes Jahr risikogewichtete Aktiven im Wert von 44 Milliarden Dollar. Das waren 11 Milliarden Dollar mehr als budgetiert, was sich in der Verbesserung der Kapitalquote niederschlug.
Mehr Geschäft verlangt nach mehr Kapital
Gemäss Mathers kann rund die Hälfte der verbleibenden Risikopositionen in der Abwicklungseinheit aber nicht einfach so abgestossen werden, da an diesen auch Rechts- und systemische Risiken hängen würden.
Ein weiterer Grund für den wohl schwieriger werdenden Kapitalaufbau sind die nach wie vor steigenden regulatorischen Anforderungen. Will die CS wachsen, muss sie auch mehr Risiken nehmen, sei es im Handelsgeschäft oder auch im Kreditgeschäft mit wohlhabenden Kunden. Diese Risiken müssen mit mehr Kapital unterlegt werden, was sich wiederum auf die Quote niederschlägt.
Aktionäre wollen nicht
Mathers Ausführungen zeigen, dasss die Kapitalsituation nicht so rosig ist, dass Massnahmen wie der Börsengang oder auch eine weitere Aktienausgabe ausser Frage stehen.
finews.ch hat kürzlich eine Auslegeordnung vorgenommen, warum die CS den Börsengang ihrer Schweizer Einheit abblasen wird. Grossaktionäre wie Harris Asssociates haben sich inzwischen recht deutlich von dem Vorhaben distanziert.
Die CS mache bei ihrer Kapitalsituation grosse Fortschritte, hatte Harris-Investmentchef David Herro gesagt. Einer Kapitalerhöhung steht Herro noch kritischer gegenüber.
Investoren wollen vom Boom profitieren
Im aktuellen Marktumfeld sind Investoren viel weniger bereit, Geld via Börsengang oder Kapitalerhöhung einzuschiessen, wenn sie den Bankaktien-Boom beobachten können, der seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten eingesetzt hat.
Mathers sagte zu «Bloomberg», für das Argument einer Kapitalerhöhung müsse die Bank den Investoren «starke und klare Gründe» liefern. Die Äusserungen Mathers könnten den Schluss zulassen, dass die CS zurzeit Mühe bekundet, auch Investoren für ihre IPO-Pläne zu begeistern.
CS ist bei weitem nicht weich gebettet
Die Investment-Story einer stabilen Bank mit gesicherten Dividendenzahlungen genügt im derzeitigen Umfeld nicht. Derzeit versucht die CS, mit verstärkten Kommunikationsmassnahmen für den IPO zu werben, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» am Freitag schrieb. Die Bank hält so ihre Option auf den Börsengang lebendig.
Insgesamt ist das Lavieren um die Kapitalstärke für die CS aber ein gefährliches Spiel. Allein die latenten Rechtsrisiken sind eine anhaltende Hypothek für ihr Kapitalpolster.
Das zeigt die Einigungszahlung von 5,3 Milliarden Dollar, welche die CS im Hypothekenstreit mit den USA leisten musste. Diese liess zu Ende des dritten Quartals 2016 bei 12 Prozent stehende Kernkapitalquote (CET 1) auf die derzeitigen 11,6 Prozent fallen. Die Flexibilität, von der Mathers spricht, ist demnach noch ziemlich eingeschränkt.