Software, IT, Technologie, Digitalisierung, Silicon Valley – das sind Begriffe, welche die Geschäftswelt in Atem halten. Ganz anders als Banking. Die Karriere von Ex-CS-Banker Imran Khan ist der beste Beweis dafür.
Imran Khan war nur drei Jahre bei der Credit Suisse tätig. Aber diese drei Jahre als globaler Chef Internet Investment Banking hatten es in sich. Khan erwischte eine Periode, in der nach der Finanzkrise wieder richtig viel Kapital in Technologie- und IT-Unternehmen floss.
Er machte sich innerhalb der CS einen Namen als «Zahlenzauberer», schloss zahlreiche Deals im Silicon Valley ab und fädelte für die Grossbank auch den Börsengang des chinesischen Technologie-Riesen Alibaba ein.
Vom Investmentbanker zum Social-Media-Strategen
Ende 2014 verliess der aus Bangladesch stammende Khan die CS in Richtung Snapchat, damals schon ein heiss gehandeltes Social-Media-Unternehmen, und übernahm dort die Leitung der Strategie.
Vom Investmentbanker zum Social-Media- und Innovationsstrategen – Khan gelang der Spagat mühelos, und das Timing war perfekt. Denn wie sich nun herausstellt, bringt ihm allein der Wechsel von der CS zu Snapchat einen dreistelligen Millionenbetrag ein.
Ein Paket mit Millionen von Aktien
Khan hatte, wie das in der boomenden Startup-Szene so üblich ist, bei seinem Wechsel Snapchat-Aktien erhalten, insgesamt 7,09 Millionen an der Zahl, wie aus Dokumenten des Unternehmens nun hervorgeht.
Wert des gesperrten Aktienpakets vor rund zwei Jahren: 145,3 Millionen Dollar. Seither hat Snapchat in weiteren Finanzierungsrunden rund 1,2 Milliarden Dollar frisches Kapital erhalten, was den Unternehmenswert mehr als verdoppelte.
Wall Street kann das nicht zahlen
Snapchat dürfte beim Börsengang im nächsten Jahr eine Bewertung von rund 25 Milliarden Dollar erreichen. Khan kann ab 2019 mit seinen Aktien tun und lassen, was er will, sofern er dann noch Angestellter von Snapchat ist. Der Wert des Pakets könnte dann ein Mehrfaches der 145 Millionen Dollar betragen.
Soviel Geld hätte Khan selbst als weiterhin überaus erfolgreicher CS-Investmentbanker nicht verdienen können. So ist er ein Paradebeispiel dafür, dass «Tech» inzwischen viel «cooler» ist als Wall Street.
Teil einer neuen Risikokultur
Cooler, aber auch riskanter: Als gut bezahlter CS-Banker hat Khan mehrere Millionen Dollar in den Wind geschlagen. Stattdessen nahm er das Aktienpaket von Snapchat an, das ein Vielfaches wert war – aber verbunden mit einem Kursrisiko.
Denn auch Snapchat wird nach dem Börsengang beweisen müssen, dass das Unternehmen effektiv so viel wert ist.
Einer von vielen
Der 39-jährige Khan ist nur ein Beispiel für viele Wall-Street-Banker, die in den vergangenen Jahren auf «Technologie» umgesattelt haben. Laurence Tosi vom Private-Equity-Riesen Blackstone wechselte 2015 zum Zimmer- und Wohnungsvermittler Airbnb. Ruth Porat, ehemals Finanzchefin von Morgan Stanley, heuerte bei Google an.
Goldman-Sachs-Banker Anthony Noto liess sich den Wechsel zu Twitter, wo er nun Finanzchef ist, mit einem Aktienpaket in der Höhe von 73 Millionen Dollar vergolden.