1. Philippe Hildebrand
Funktion: Präsident der Schweizerischen Nationalbank
Ausgangslage: Der 46-jährige Hildebrand tritt sein neues Amt in einer herausfordernden Zeit an. Eines seiner wichtigsten Dossiers ist die Aufsicht der beiden Schweizer Grossbanken. Zudem muss er an der Spitze der Notenbank beweisen, wie er die Liquidität im Markt rechtzeitig zurückfahren und die Zinsen subtil anheben kann. Die toxischen Papiere der UBS sind weiter zu bewirtschaften und schliesslich muss sich die Nationalbank auch gegen eine übermässige Aufwertung des Franken einsetzen.
Prognose: Hildebrand hat im Verlauf der Finanzkrise eindrücklich beweisen, dass er zu den wenigen Persönlichkeiten auf dem hiesigen Finanzplatz gehört, die den grossen Herausforderungen intellektuell, pragmatisch und glaubwürdig gewachsen sind. Im laufenden Jahr muss sich noch weisen, wie er die Beziehung zu den beiden Grossbanken weiterführt.
2. Patrick Raaflaub
Funktion: Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma).
Ausgangslage: Die Finma entstand vor Jahresfrist aus der Zusammenlegung der Eidgenössischen Bankenkommission, der Kontrollstelle für die Bekämpfung der Geldwäscherei und dem Bundesamt für Privatversicherungen. Verschiedentlich musste sich die Behörde den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig unabhängig und zielstrebig zu handeln. Ausserdem wurde die Arbeit der Finma dadurch belastet, dass sie zunächst personell unterdotiert war sowie auf Grund der für Bankenverhältnisse tiefen Saläre nicht die nötigen Fachleute finden konnte.
Prognose: Mit Patrick Raaflaub ist ein unverbrauchter Finanzmarktexperte im Amt, der neue Zeichen setzen kann. Die gesamte Organisation muss ihre Selbstbestimmung allerdings noch finden und vor allem ihre Arbeit nachvollziehbar mit der Nationalbank koordinieren.
3. Lukas Gähwiler
Funktion: offen für Neues
Ausgangslage: Seit Oswald Grübel vor knapp einem Jahr den CEO-Posten bei der UBS übernahm, sind ihm zahlreiche Credit-Suisse-Leute gefolgt, darunter Ulrich Körner, der heute als Chief Operating Officer amtet. In der Branche geht man davon aus, dass der frühere Risk Officer im Private Banking und enge Vertraute von Ulrich Körner ebenfalls wechseln wird.
Prognose: Das Schweizer Geschäft bei der UBS harzt. Vor diesem Hintergrund scheint Gähwiler der logische Nachfolger für Franco Morra zu sein, der noch vor Grübels Antritt Schweiz-Chef bei der UBS wurde und deswegen auch einen schweren Stand hat.
4. Rolf Bögli
Funktion: Head of Private Banking Switzerland
Ausgangslage: Im letzten Jahr wechselten viele frühere UBS-Leute auch zur Credit Suisse. Dazu zählt der Berner Rolf Bögli. Als Verantwortlicher für die vermögende Privatbankundschaft im Heimmarkt kommt ihm nun nicht nur eine enorm wichtige Rolle zu, sondern auch eine schwierige Aufgabe. Denn der Schweizer Private-Banking-Markt gilt als gesättigt und wächst entsprechend nur noch langsam. Die Konsolidierung, der verschärfte Wettbewerb sowie die Steueramnestien im Ausland machen das Business zudem nicht einfacher.
Prognose: Sofern es der Credit Suisse gelingt, neue Kundensegmente zu gewinnen, etwa die stark wachsende Gruppe vermögendender Zuwanderer aus dem benachbarten Ausland, sowie bei der Konsolidierung eine aktive Rolle zu spielen, hat Rolf Bogli sehr gute Karten, um das Private-Banking-Geschäft der CS in der Schweiz weiter voranzubringen.
5. Boris Collardi
Funktion: CEO der Bank Julius Bär
Ausgangslage: Mit seinen 35 Jahren gilt er gemeinhin als der jüngste CEO einer grossen Privatbank in der Schweiz. Trotz massiver Investitionen noch kurz vor Ausbruch der Finanzkrise steht die Bank Julius Bär heute vergleichsweise gut da. Mit der Abspaltung der Asset-Management-Sparte GAM hat sich das Zürcher Finanzhaus als «pure player» im Private Banking etabliert. Julius Bär wächst im Ausland, etwa in der Golfregion oder in Südoastasien, gleichzeitig hat die Bank ihre Präsenz in der Schweiz ausgebaut (St. Moritz, Brig, Bern).
Prognose: Nach einer Phase der Reorganisation und Standortbestimmung muss der Westschweizer Boris Collardi nun beweisen, ob er die grosse Marke Julius Bär weiter entwickeln und dem Bankhaus in dieser anhaltend schwierigen Grosswetterlage neue Marktanteile verschaffen kann.
6. Peter Fanconi
Funktion: Head of Private Banking Vontobel
Ausgangslage: In der jüngeren Vergangenheit wuchs die Zürcher Bank Vontobel vor allem im Investmentbanking sowie im Geschäft mit strukturierten Produkten. Dadurch geriet die klassische Vermögensverwaltung anteilsmässig etwas ins Hintertreffen. Um das Institut, das im letzten Jahr vor allem auch mit der Übernahme der Commerzbank (Schweiz) auffiel, wieder breiter und damit auch stabiler abzustützen, kommt der Sparte von Peter Fanconi eine enorme strategische Bedeutung zu.
Prognose: Die vollständige Integration der Commerzbank (Schweiz) dürfte zum Gesellenstück für Fanconi werden, der im März 2009 seinen aktuellen Posten übernahm. Ausserdem will das Institut in der Schweiz wachsen; im 1. Quartal 2010 mit neuen Standorten in Basel und Bern. Schliesslich ist Vontobel auch stark in Deutschland vertreten. Fanconi verfügt über eine vielseitige Erfahrung als Berater, aber auch im M&A-Bereich sowie in der Geschäftsentwicklung. Das sind keine schlechten Voraussetzungen.
7. Lukas Ruflin
Funktion: stellvertretender CEO von EFG International
Ausgangslage: Die EFG-Privatbankengruppe wuchs nach ihrem Börsengang 2005 zunächst rasant, musste im letzten Jahr aber Rückschläge in Kauf nehmen. Dies führte nicht zuletzt zu einer Reorganisation des Managements. Der 35-jährige Ruflin stieg dabei zum stellvertretenden CEO neben Lonnie Howell auf. Er ist Gründungspartner von EFG Financial Products und blickt auf eine vielseitige Karriere im Banking zurück; er arbeitete unter anderem bei Lehman Brothers, JP Morgan und PwC. Er gilt in der Branche als überaus kompetent und besonnen.
Prognose: Das Geschäftsmodell der EFG-Gruppe mit ihren relativ unabhängig agierenden Vermögensverwaltern gilt in der Branche nach wie vor als einzigartig. Bislang konnte das Konzept aber nicht nachhaltig überzeugen. Mit Lukas Rufflin hat die Bank nun einen Fachmann in Position, der das ändern könnte.
8. Martin Senn
Funktion: CEO der Zurich Financial Services
Ausgangslage: Der Amerikaner James J. Schiro steuerte den Zurich-Konzern souverän durch die Finanzkrise und trat per Ende 2009 zurück. Frühzeitig leitete er seine Nachfolge ein, so dass bereits im letzten August bekannt wurde, dass Martin Senn per Anfang 2010 in seine Fussstapfen tritt. Mit dem gebürtigen Basler übernimmt der bisherige Chief Investment Officer die Leitung. Dank seiner Erfahrung schafft Senn den Spagat zwischen Banking und Assekuranz, arbeitete er doch lange Jahre beim Bankverein, später bei der Credit Suisse sowie bei der Swiss Life.
Prognose: Der 52-jährige Martin Senn übernimmt einen austarierten Konzern und ist so auch in der Lage das Unternehmen zu neuen Erfolgen zu führen. Nach der Amtszeit von James J. Schiro wird die Zürich an der obersten Spitze wieder schweizerisch. Es wird interessant sein, zu sehen, ob daraus neue Impulse ausgehen.
9. Peter Siegenthaler
Funktion: designierter Präsident des Verbands der Schweizerischen Kantonalbanken
Ausgangslage: Der 61-jährige Peter Siegenthaler hat in seiner langen Karriere in Bundesbern zur Genüge seine grosse Kompetenz bewiesen, zuletzt als Direktor der Eidgenössischen Finanzwerwaltung. Per Mitte Jahr wechselt er an die Spitze des Verbands der Schweizerischen Kantonalbanken. Dabei handelt es sich um eine heterogene Organisation, die zum einen viel Eigenständigkeit und Initiative beweist, und auch mal auf Konfrontationskurs zu dem Grossbanken geht. Angesichts des Wandels auf dem Schweizer Finanzplatz und dem Einfluss, der nun von der Politik her kommt, werden die Kantonalbanken ihre Rolle in diesem Ganzen neu definieren müssen.
Prognose: Mit Siegenthaler rückt kein bisheriger Kantonalbanken-Mann an die Spitze der Verbands, sondern ein Finanzfachmann, der beste Kontakte in Bern hat. Für die Kantonalbank ist seine Zusage ein absoluter Glücksfall. Nun liegt es an Siegenthaler, die unterschiedlichen Interessen zu bündeln, um so eine wichtige Rolle bei der Neugestaltung der Schweizer Finanzbranche zu spielen. Kein einfaches Unterfangen, aber Siegenthaler durchaus zuzutrauen.
10. Thomas Matter
Funktion: Initiant einer neuen Bank
Ausgangslage: Als Gründer und einer der jüngsten Bankbesitzer (Swissfirst) der Schweiz machte Thomas Matter eine Zeit lang stark von sich reden, bis er wegen der glücklosen Fusion mit der Bellevue-Gruppe scheiterte und um sein Lebenswerk gebracht wurde. Unlängst kündigte der gebürtige Baselbieter nun aber an, eine neue Bank für Unternehmer zu gründen.
Prognose: Thomas Matter hat in der Vergangenhang nicht nur Tatendrang, sondern auch Umsetzungsvermögen bewiesen. Gleichzeitig zählt er zu den wenigen Schweizer Bankiers, die sich auch Gedanken über die Branche hinaus machen und mitunter eine politische Meinung prononciert und öffentlich vertreten. Das hat ihm einige Neider und Feinde verschafft. Eine Bank für Unternehmer wäre aber sicherlich eine Bereicherung für den hiesigen Finanzplatz. Thomas Matter bringt die fachlichen Voraussetzungen und auch die erforderliche Unabhängigkeit mit für ein solch spannendes Projekt.