Innovatoren ins Unternehmen zu holen, ist das Eine – sie erfolgreich ins Geschäft einzu binden, eine andere Angelegenheit. Zehn Dinge, die zwischen Fintech-Köpfen und Konzernmanagern schief laufen können.
Keine Bank, kein Versicherer mehr, der sich nicht der Innovation verschrieben hat. Fintech ist längst ein Schlagwort – gleichzeitig trennen sich immer mehr kreative Köpfe von den Finanzkonzernen, in deren Sold sie bisher ihre Tüfteleien vorantrieben. Wie eine Aufstellung des amerikanischen Magazins «Forbes» zeigt, gibt es dafür wohl zahlreiche Gründe.
1. Wenn «coole» Ideen verlangt sind
Es kann befreiend sein, vom Chef «carte blanche» zu erhalten. Doch wenn ohne jegliche Strategie nach Ideen gesucht wird, sind Innovatoren von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Mit «macht nur, ihr seid ja schliesslich die Startup-Jungs» ist es also längst nicht getan.
2. Wenn der Business Case eingefordert wird
Hat sich die Idee gefestigt, braucht es Mittel zur Entwicklung – und als Erstes einen Business Case. Ansonsten spricht ein Grosskonzern kein Budget. Das Problem ist, dass Business-Pläne die Innovation nicht unbedingt fördern, und Fünfjahres-Projektionen eines neuartigen Angebots von vornherein Spekulation sind. Bleibt ein Ritual, das kreative Köpfe abschreckt.
3. Wenn der Pitch zum Jekami verkommt
Trotz allem ist der Business Case formuliert. Nun steht der Pitch an, die Innovatoren müssen ihr Projekt vor der versammelten Geschäftsleitung präsentieren. Daraus kann ein unheilvolles Jekami resultieren, wenn jeder Manager seine cleveren Fangfragen stellt und seine «Lieblingsidee» durch dick und dünn verteidigt. Am Ende bleibt völlig unklar, welche Idee aus welchen Gründen ein Budget erhalten hat.
4. Wenn sich der Vertrieb querstellt
Das Budget ist gesprochen, doch zur Weiterentwicklung müssten nun konkrete Kundenwünsche ins Projekt einfliessen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn der Vertrieb bewacht die Schnittstelle zur Kundschaft argwöhnisch – und verzögert oder blockiert das Unterfangen schlimmstenfalls.
5. Wenn das Brand-Management in Panik gerät
Am Ende braucht es die Probe aufs Exempel – und das geht nur mit Praxistests. Wenn aber unausgegorene Produkte unter dem Firmennamen lanciert werden, versetzt dies den Brand-Manager in helle Aufregung. Denn er muss einen Image-Schaden befürchten. Entsprechend braucht es klare Regeln, wie die Tests verlaufen müssen.
6. Ohne die IT geht nichts
Auch in der Finanzbranche müssen alle technologischen Innovationen am Ende von der IT-Abteilung umgesetzt werden. Doch die Tech-Experten haben meist noch für Monate genug mit anderen Aufträgen zu tun – und das sind in der schnellen Fintech-Welt gefühlte Jahre.
7. Wenn strikt nach Plan vorgegangen wird
Wenn ein Innovations-Team all diese Hürden nimmt, wird es erst richtig schwierig. Denn nun gelten die Regeln des Konzerns – das heisst, Business- und Budgetplan werden vierteljährlich überprüft. Da ist es Nebensache, dass die Planung nur auf Annahmen beruhte.
8. Wenn es zu plötzlichen Budget-Kürzungen kommt
Anders als im Startup-Milieu, wo Wagniskapital verbrannt und dann Neues gesucht wird, ist das Innovations-Budget in Konzernen schwer planbar. Denn oftmals steht und fällt es damit, wie gut das traditionelle Geschäft vorankommt. Stete Finanzierungssorgen sind indes Gift für die Kreativität.
9. Wenn Innovatoren nur eine Chance bekommen
Du hast versagt – du bist gefeuert. Diese Haltung gegenüber Innovatoren sorgt nicht nur für Ängste, sondern auch dazu, dass sie nicht mehr zu Fehlern stehen. Dies wiederum hat zur Folge, dass Projekte zu spät abgebrochen werden und viel mehr Geld verschlingen.
10. Wenn die Idee nur eine Eintagsfliege ist
Design Thinking und Innovations-Workshops kommen auch bei Finanzkonzernen zunehmend in Mode. Doch wenn Mitarbeitende von ihren kreativen Höhenflügen einfach zurück in den Berufsalltag geschickt werden, führt das zu Frustration.