Erst vor einem Jahr ist die Zähringer Privatbank in Bern gestartet. Jetzt hat sie bereits die Gewinnschwelle erreicht – während sich die grossen Namen an der Aarestadt die Zähne ausbeissen.
Martin Schenk hat gut lachen. Als er vor einem Jahr mit der Zähringer Privatbank in Bern an den Start ging, hatte er noch gehofft, die Gewinnzone in drei Jahren zu erreichen.
Jetzt ist er bereits an der Ziellinie angelangt. Wie Schenk gegenüber dem Lokalblatt «Bund» erklärte, hat das Institut in bester Lage in der Berner Altstadt bereits 840 Millionen Franken an Kundengeldern angezogen – nach eigenen Angaben das nötige Volumen, um die Gewinnschwelle zu erreichen.
Der «Befreiungsschlag», welchen der Zähringer-Chef mit langer Karriere bei den Privatbanken Wegelin und Notenstein letztes Jahr gegenüber finews.ch in Aussicht stellte, ist damit fürs Erste gelungen.
Auswärtige beissen sich die Zähne aus
Das muss gleich doppelt erstaunen. Erstens, weil der Jungbank angesichts der Marktlage nicht allzuviel zugetraut wurde. Vielmehr aber noch, weil sich illustre Häuser am Berner Markt wiederholt die Zähne ausgebissen haben.
Jüngstes Beispiel ist die brasilianisch-schweizerische Privatbank J. Safra Sarasin. Wie finews.ch exklusiv berichtete, hängte dort Piero Huwyler letzten April sein Amt als Standort-Leiter an den Nagel.
Auch bei der noblen Zürcher Privatbank Julius Bär bezeichnet man die Aarestadt hinter vorgehaltener Hand als besonders harte Nuss. Wer nicht als Einheimischer gelte, könne sie nicht knacken, hiess es im Umfeld der Bank.
Dass CEO Boris Collardi letzten August persönlich nach Bern reiste, um dort das Sponsoring der «Bären» für den dortigen Bärenpark zu feiern, passt gut zu diesem Bild.
Das Gründergeschlecht im Rücken
Schenk gab denn auch gegenüber dem «Bund» zu, dass der Lokalfaktor beim Erfolg der Zähringer Privatbank eine Rolle gespielt hat. «Wir sind überrascht, wie viele Berner uns unterstützen», so Schenk. Vielleicht, so der Banker, hänge das auch mit dem gewählten Namen der Bank zusammen – die Zähringer waren das Gründergeschlecht der Stadt Bern.
Nur eine andere «reine» Privatbank kann sich in Bern auf einen ähnlich geschichtsträchtigen Namen berufen: die Privatbank von Graffenried, die zum Imperium des gleichnamigen Berner Patriziergeschlechts gehört und Vermögen von rund 2,9 Milliarden Franken verwaltet.
Ist das Berner Private Banking also nur Bernern vorbehalten? Im Fall Zähringer würde dieser Befund trotz allem zu kurz greifen.
Exodus bei Notenstein
Denn Schenk und sein 17-köpfiges Team profitieren seit der Gründung von diversen Besonderheiten ihrer Bank. Nicht zu knapp dürften etwa die Vermögen ins Gewicht fallen, welche Schenk und seine Mitstreiter von der Privatbank Notenstein mitnehmen konnten.
Fast die gesamte Berner Notenstein-Mannschaft wechselte nämlich zu Zähringer – damals ein schwerer Schlag für das St. Galler Hauptquartier.
Als Neugründung wurde die Bank zudem schlank aufgestellt und fokussierte bewusst auf Nischen. So wird das gesamte Backoffice von Telekom-Anbieter Swisscom betreut. Die Berater an der Front wiederum spezialisieren sich etwa auf 3.-Säule-Lösungen für Firmen und Selbstständigerwerbende und verkaufen keine eigenen Finanzprodukte.
Lohnobergrenze eingezogen
Bei der Organisation wiederum wählten die «Zähringer» ein sehr traditionelles Modell. So ist die Bank Inhaber-geführt, sämtliche Mitarbeitenden sind am Unternehmen beteiligt. Das spricht für einen langfristigen Ansatz, genauso wie die Lohnpolitik: bei der Gründung sorgte Schenk für Furore, weil er eine Obergrenze für den Fixlohn bei 120'000 Franken einzog.
Die gilt offenbar weiterhin, und zu einem grossen Exodus im Team ist es bis anhin nicht gekommen. Grund genug also, dass sich andere Privatbanken das Modell Zähringer einmal genau anschauen sollten. Nicht nur in Bern.