Der Vizepräsident der Banque Pasche sitzt in Untersuchungshaft. Er hat auf seine Krankenpflegerin geschossen – angeblich nur, um ihr Angst zu machen.
Dominique Warluzel, angesehener Anwalt und Vizepräsident der in Turbulenzen steckenden Genfer Banque Pasche, hat am vergangenen Samstag im Genfer Luxushotel La Réserve auf seine Krankenpflegerin geschossen.
Der 58-Jährige sitzt seither in Untersuchungshaft wegen versuchter vorsätzlicher Tötung, wie Henri Della Case, Mediensprecher der Genfer Justizbehörden, einen Bericht der Westschweizer Zeitung «Le Temps» bestätigte.
Streit um Geld
Der Fall ist bizarr und tragisch zugleich. Die Krankenpflegerin blieb unverletzt. Sie und Warluzel hatten gemäss ersten Erkenntnissen um ihren Lohn gestritten. Als sie das Hotelzimmer verlassen wollte, zog Warluzel die Waffe und schoss. Die Kugel bohrte sich in den Türrahmen.
Warluzel hat gemäss «Le Temps» in einer ersten Erklärung dargelegt, er habe die Frau nicht töten wollen. Er habe den Schuss abgefeuert, um ihr Angst zu machen und ihr so klarzumachen, dass er mit ihrer Arbeit nicht zufrieden sei. Er schulde ihr zudem kein Geld.
Seit zwei Jahren pflegebedürftig
Sein Verteidiger Nicholas Antenen sagte, die Versionen über den Hergang seines Klienten und der Krankenpflegerin seien völlig verschieden. Darum soll es zu einer Konfrontations-Einvernahmen kommen. Sein Klient bleibt so lange in Haft.
Warluzel hat vor rund zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten und ist seither pflegebedürftig. Der Genfer sitzt gemäss Handelsregister aber noch immer im Verwaltungsrat der Banque Pasche, die im Strudel von Geldwäscherei- und Steuerhinterziehungsaffären steckt.
Eine Bank in der Schwebe
Warluzel war 2010 in das Gremium gewählt worden. Von 2012 bis 2013 präsidierte er auch die Personalvorsorge-Stiftung der Genfer Privatbank. Ihre Besitzerin, die französische Grossbank Crédit Mutuel-CIC, sucht seit geraumer Zeit einen Käufer für ihre Schweizer Private-Banking-Ablegerin.
Wie finews.ch Ende November schrieb, hat die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) einen Verkauf an die luxemburgische Banque Havilland aber vorerst abgeblockt.
Verdienstorden der Ehrenlegion
In der Westschweiz und in Frankreich ist Warlutzel eine prominente Persönlichkeit, der illustre Klienten vor Gericht verteidigte, in der französischen High-Society verkehrte, TV-Sendungen produzierte und auch ein Theaterstück schrieb.
Er zählt die Schauspieler Alain Delon und Christopher Lambert zu seinen Freunden. Mit der ehemaligen französischen Justizministerin Rachida Dati soll er eine Affäre gehabt haben.
Jähzorn und unkontrolliertes Verhalten
2005 verlieh ihm Frankreich den Verdienstorden der Ehrenlegion. Im Jahr 2011 liess sich Warluzel auf den Bahamas nieder. Zwei Jahre später erlitt er einen schweren Schlaganfall, von dem er sich nie mehr richtig erholte.
Dem Magazin «L' illustré» sagte er diesen vergangenen Herbst, er kämpfe teilweise mit Jähzorn und unkontrolliertem Verhalten. Warluzel leidet seit dem Schlaganfall unter epileptischen Anfällen. Der TV-Sender RTS berichtete letzten November in einer Dokumentation über ihn und seine Genesung.