Die Credit Suisse ist auf dem besten Weg, eine Übernahmekandidatin zu werden. Das ist die Meinung eines anerkannten Schweizer Finanzexperten. Seine Analyse der neuen Strategie der Bank hat es auch sonst in sich.

Das Ende der «guten alten» Escherbank ist schon mehrmals besungen worden. Doch dieses Mal fehlt dem «Lied» die sonst übliche Nostalgie über die einstige Schweizerische Kreditanstalt (SKA) und ihren Gründer Alfred Escher.

Es ist eine kurze und schonungslose Analyse und Prognose, die aus der Feder von Günter Käser (Bild) stammt und finews.ch vorliegt, Mitgründer und Teilhaber der KK Group, einem alteingesessenen Schweizer Finanzdienstleistungs- Researchunternehmen.

Zweifel an der Kompetenz des VR

Käser teilt aus. Vor allem den Verwaltungsrat der Credit Suisse (CS) kritisiert Käser und äussert Zweifel an dessen Kompetenz. Denn die formulierten strategischen Langfrist-Ziele seien ein Rundumschlag gegen das «alte» CS-Management unter ihrem CEO Brady Dougan.

Insbesondere die enthaltene Feststellung, dass neben Investmentbank auch das Wealth Management im Argen liege und darum zur «Herkules- Aufgabe» werde, liess Käser aufhorchen. Ob denn der Verwaltungrat von all dem seit Jahren nichts mitbekommen habe?

Wetten, dass...?

Vom Strategieplan ist Käser jedenfalls nicht überrascht. Kapitalerhöhung? Erwartungsgemäss. Effizienzsteigerung und Erschliessung der Wachstumsmärkte? Übliche Gepflogenheiten und Massnahmen.

Spannend findet der Reaserch-Profi nur die geplante Abspaltung der «Swiss Universal Bank» und deren geplanten Börsengang bis Ende 2017. «Wetten, dass damit der Weg für eine Übernahme oder Fusion der 'Internationalen Bank' vorgezeichnet ist?», stellt Käser die Frage.

Ein klassischer Übernahmekandidat

Seine Rechnung ist einfach. Nach der Abspaltung der «Schweizer» CS bleibe eine im internationalen Vergleich mittelgrosses im Wealth Management und Investmentbanking tätiges Finanzinstitut, das weniger als 1000 Milliarden Franken verwaltete Vermögen habe und maximal 5 bis 7 Milliarden Franken Vorsteuergewinn erzielen könne.

«Unschwer zu erkennen, dass es sich damit um einen klassischen und begehrten Übernahme-Kandidaten handelt, welcher leicht von global tätigen Instituten geschluckt werden könnte,» so Käser.

Wer ist noch überrascht?

Das «neue» Management habe sich damit eine verlockende Option geschaffen, sich selbst bei Nicht-Erreichen der ambitionierten operativen Ziele gut aus der Affäre ziehen zu können.

Das Ende der «guten alten » Escherbank, also. Überraschen dürfe das nicht. Die CS sei schon vorher von einem amerikanische Investmentbanker geführt worden, der sichstandhaft jeglicher «Swissness» verweigert habe, so Käser.

Nun lägen die Geschicke der ältesten Schweizer Grossbank in den Händen eines Star-Managers franko-angelsächsischer Prägung ohne Erfahrung im Wealth Management und ohne Bezug zur Schweiz.