In der Immobilien-Affäre rund um die Credit Suisse in den USA ist belastendes E-Mail-Material aufgetaucht. Es zeigt die dreisten Tricks der Banker bei der Bewertung von Bauprojekten.
Es erinnert fast an die sprachliche Verfehlungen von zwei ranghohen Anglo-Irish-Bankern, als diese inmitten der Finanzkrise über Deutschland herzogen und genüsslich Witze rissen (siehe hier). Diesmal geht es aber um die Grossbank Credit Suisse (CS). Denn erstmals wurde elektronische Korrespondenz zur US-Immobilien-Affäre veröffentlicht, wie das «Wall Street Journal» (Registrierung verlangt) berichtet.
Eine Gruppe von Anlegern werfen der CS vor, zwölf Immobilienressorts hoch mit Schulden beladen zu haben. Dabei handelt es sich Golfanlagen wie «Lake Las Vergas» in Nevada oder um Skiurlaubsorte wie den «Yellowstone Club» in Montana (Bild), den «Promontory Club» in Utah und das «Tamarack Resort» in Idaho (finews.ch berichtete mehrmals darüber).
CS-Top-Manager kommt schlecht weg
In den E-Mails wird besonders die «Kreativität» eines CS-Bankers hervorgehoben, welcher dem «Journal» zufolge noch immer im Kreditgeschäft der Grossbank tätig ist. Von seinen Kollegen gefragt, wo er bloss «all diesen Dreck» finde, antwortete der Banker: «Ich gehe überall hin, wo ich eine Gebühr auftreiben kann.»
In den Mails diskutierten CS-Mitarbeitende auch eine Bewertungsmethode, die das Finanzinstitut dem «Wall Street Journal» zufolge Mitte der 2000er-Jahre bei der Schatzung von einem Dutzend Luxusobjekten wie bebauten Golfanlagen und Ski-Nobelorten angewendet hatte.
Dabei dreht es sich um einen Ansatz, der sich unter der Bezeichnung «Gesamtnettowert» auf die Einnahmen bezieht, die in Zukunft erwartet werden. «Wir haben eine bessere, einzigartige Vermögenswertversion geschaffen, die zu einer bedeutend höheren Bewertung als anfänglich angenommen führt», freute sich gemäss den Unterlagen ein CS-Banker.
Mehrere Verfahren hängig
Nicht von ungefähr. Gemäss traditionelleren Bewertungsmethoden wurde beispielsweise «Lake Las Vegas» mit etwa 450 Millionen Dollar bewertet. Nach der Gesamtnettowert-Methode allerdings erhöhte sich die Einschätzung auf 1,1 Milliarden Dollar.
Zurzeit laufen in den USA mehrere Gerichtsverfahren gegen die Bank wegen angeblich künstlich aufgeblasener Bewertungen. Am Ende ging jedes der Objekte pleite oder musste saniert werden – und die Investoren fuhren Millionenverluste ein.
Einer der Investoren, der Hedgefonds Highland Capital Management, hatte die Bank im Juli 2013 verklagt und ihr vorgeworfen, in unangemessener Weise den Wert der Immobilien aufgebläht zu haben, wie auch finews.ch berichtete.
Bank streitet alles ab
«Es handelt sich hier um einen haltlosen Versuch seitens eines erfahrenen Investors, die Rechtsordnung zu missbrauchen, um Verluste wieder gut zu machen», sagte ein CS-Sprecher dem «Wall Street Journal». «Credit Suisse wird sich vor Gericht mit aller Macht verteidigen.»