Im Aufbau seiner Karriere zeigt sich der neue GAM-CEO als hervorragender Stratege. Als Mentor nahm er sich einen General der US-Marines und investierte in Militärschiffe. Kein Problem, wenn man auch Philanthrop ist. 

Nächster Halt: GAM Asset Management, CEO. Bei der Betrachtung von Alex Friedmans (Bild) bisheriger Karriere fällt die hohe Taktzahl auf, mit welcher der Amerikaner von einem hochkarätigen Posten zum nächsten eilt.

Nirgends hält er sich länger als ein paar Jahre auf. Friedman kommt, baut etwas auf oder restrukturiert, und sobald das Fundament gesetzt und die neue Strategie auf dem Weg ist, wandert er weiter.

Das war mehrmals so: Nach drei Jahren als Investmentchef bei der UBS, wo der die ganzen Beratungs- und Investmentprozesse im Wealth Management neu aufsetzte. Nach drei Jahren bei der Bill & Melinda Gates-Stiftung, wo er die Vermögen von Gates und Warren Buffett zusammenlegte.

Investor, Berater, Gutmensch

Davor war er einige Jahre M&A-Banker bei Lazard, Firmenentwickler beim Biotech-Unternehmen Medarex, er beriet und berät immer noch verschiedene Private-Equity-Unternehmen, sitzt im Council of Foreign Relations, im Investment Komitee des Kunstmuseums in Seattle – und Alex Friedman ist erst 44 Jahre alt.

Wenn seine bisherige Karriere eine gewisse Sprunghaftigkeit offenbart, so ist sie dennoch wohl geplant. Friedman wollte nie nur etwas sein: Investor oder Berater oder Gutmensch. Er wollte alles in einem sein, eine Schnittstelle zwischen der Geschäftswelt, der Politik und der Philanthropie.

Netzwerker in Washington und an der Wall Street

Um dieses Ziel zu erreichen, ging Friedman nach der Universität erst nach Washington, wo er unter US-Präsident Bill Clinton im Verteidigungsministerium arbeitete. Dann wechselt er an die Wall Street, wo er Investmentbanker wurde. So baute er sich in beiden Epizentren der USA sein Netzwerk.

Noch an der Universität Princeton hatte Friedman 1991 eine eigene Stiftung gegründet, «Climb for the Cure» für AIDS-Forschung. Für den guten Zweck stieg Friedman auch auf den Denali, den höchsten Berg Nordamerikas.

Damit war das Fundament für seine Karriere gebaut. Was Friedman noch brauchte, war ein Mentor, einer, der ihm auch die Lebensmaximen und -weisheiten beibrachte, die ihm als moralischen Kompass dienen sollten.

Als Mentor ein US-General

Und Friedman fand ihn in General Charles Krulak (Bild unten). Krulak war ein ehemaliger General der US-Marines, den Elitesoldaten der US-Armee. Als 27-Jähriger traf Friedman im Pentagon mit Krulak zusammen, der auch im Beraterstab des Verteidigungsministers sass.

Charles Krulak 500

Von ihm habe er so viel gelernt, wie von kaum jemand anderem, sagte Friedman kürzlich der News-Plattform «Weld» in Birmingham, wo Krulak Präsident der Universität ist.

Der moralische Kompass der Marines

Auch der General ist ein Beispiel für eine Karriere, die auf mehreren Fundamenten baut, und wo sich Politik und Wirtschaft  gegenseitig befruchten.

Der hochdekorierte Krulak ging 1999 zum Finanzunternehmen MBNA als Chief Administration Officer und sass im Aufsichtsrat des Ölkonzerns ConocoPhillips und ist Boardmitglied des Rohstoffkonzern Freeport McMoran und der Eisenbahn Union Pacific.

Von Krulak habe er gelernt, sagte Friedman, dass ein «moralischer Kompass wichtiger ist als alles andere». Krulak habe seinen Marines immer den Leitfaden mitgegeben: Tue das Richtige auf die richtige Art aus den richtigen Gründen. «Ich habe immer versucht, danach zu leben», so der neue GAM-Chef.

Gute Beziehungen brachten Militäraufträge

Friedman und Krulak brachten ihre Maximen auch in eine gemeinsame Unternehmung ein: der privaten Investmentfirma Asymmetry LLC in Seattle. Diese wurde 2010 als Geldgeberin von Safe Boats genannt, einem Unternehmen, das auch Militärschiffe baut, die unter anderem im Irak zum Einsatz kommen.

Kriegsschiff

Kurz nachdem Asymmetry bei Safe Boats eingestiegen war, erhielt das Unternehmen einen 180-Millionen-Auftrag der US-Regierung für den Bau und die Lieferung von 500 Schiffen, unter anderem für die Navy. Krulaks Beziehungen ins Pentagon trugen offensichtlich Früchte. Und der Investor Friedman konnte einen weiteren Erfolg verbuchen.

Kriegsgerät und Wohlfahrtsprojekte

Für den Philanthropen Friedman war das Engagement bei einem Hersteller von Kriegsgerät auch kein Problem. Asymmetry habe er gegründet, um in amerikanische Unternehmen zu investieren, die in den USA etwas bewirkten, verrät Friedman auf der Alumni-Website von Princeton. «Bis zu 50 Prozent aller meiner Profite spende ich in Wohlfahrtsprojekte in jenen Regionen, in welchen das Unternehmen tätig ist.»