Die Royal Bank of Scotland vergibt in diesen Tagen das Verkaufsmandat für ihre Tochter Coutts International an eine Investmentbank. Das Finanzinstitut mag zwar attraktiv sein, doch Interessenten werden die Bank vorerst einmal verschmähen.
Der Startschuss für den Verkaufsprozess der Coutts International ist gefallen. Diese Woche durften Investmentbanken und M&A-Berater in Zürich für das Mandat werben, die Bank beim Verkaufsprozess zu beraten. Wie finews.ch von zwei unabhängigen Quellen erfahren hat, ist Morgan Stanley der Favorit, das Mandat zu erhalten.
Den Entscheid dafür wird in London von der RBS gefällt. Diese unterhält bereits exzellente Beziehungen zu Morgan Stanley. Wie der Verkaufsprozess strukturiert wird, sei hingegen noch unklar, so die Quellen weiter. Die Ausgangslage für RBS und Coutts International ist schwieriger als den Anschein machen könnte.
Praktischer ist Verkauf als Ganzes
In den vergangenen Wochen haben zahlreiche Banken-CEO (lesen Sie dazu hier und hier) ihr Interesse an Coutts International bekundet. Die Privatbank mit Sitz in Zürich ist denn auch in mancher Hinsicht eine attraktive Braut: Sie ist international aufgestellt, verwaltet interessante Kundenportfolios in Asien wie in Europa und hat sich im vergangenen Jahr personell stärker auf die Wachstummärkte ausgerichtet.
Mit mehr als 32 Milliarden Franken an Kundengeldern hat sie eine relevante Grösse, die es Käufern ermöglichen würde, mit einem Schlag über eine internationale Private-Banking-Plattform zu verfügen.
RBS will aus praktischen wie auch aus pekuniären Überlegungen Coutts International als Ganzes verkaufen. So lässt sich auch ein möglichst rascher Übertrag der Kunden-Portfolios bewerkstelligen.
Gesucht sind die Asset-Deals
Allerdings wird das nicht ganz einfach sein. Es fehlt zwar nicht an Kandidaten, welche die Kunden-Portfolios kaufen würden. Doch kaum jemand scheint offenbar die ganze Bank zu wollen.
Denn im Zuge der Bereinigung ihrer Portfolios sind die meisten Privatbanken daran, ihre Strategie auf bestimmte und vor allem auch auf weniger Märkte zu fokussieren.
Aus diesem Grund dominieren in der bisherigen Konsolidierung im Schweizer Private Banking bislang die so genannten Asset-Deals, in denen nur Kunden-Portfolios und Berater übernommen werden. Jüngstes Beispiel ist die Notenstein Privatbank, die am Freitag die Übernahme von Kunden der LBBW Schweiz angekündigt hat.
Niemand will sich Rechtsrisiken kaufen
Ein weiterer Grund für das voraussichtlich verhaltene Interesse an der gesamten Bank Coutts International ist, dass im gegenwärtigen Umfeld niemand Interesse hat, eine Rechtsträgerin zu kaufen, in der noch potenzielle Risiken schlummern.
Während Coutts International die Schwarzgeld-Problematik wohl selber in die Hand genommen hat, sind noch immer offene «Fälle» vorhanden: Coutts macht in der Kategorie 2 im US-Steuerprogramm mit. Und in Deutschland durchsuchen Steuerfahnder Bankunterlagen von Coutts, die im vergangenen Juni im Hamburger Hafen beschlagnahmt worden waren.
Grösse ist gut – hier aber ein Nachteil
Ein drittes Problem ist die Grösse von Coutts: Konservativ geschätzt ist die Bank rund 700 Millionen Franken wert. Das übersteigt die finanziellen Kapazitäten der meisten möglichen Käufer in der Schweiz. In Frage kämen allenfalls Banken im Ausland, die ein Standbein im internationalen Wealth Management suchen.
RBS tut demnach gut daran, den Verkauf von Einzelteilen der Coutts zu prüfen. Zieht sich ein Verkaufprozess zu sehr in die Länge, verliert die Bank an Wert. Die Unsicherheit lähmt sie, und die Kundenberater werden den Absprung suchen.
Für einzelne Coutts-Tranchen stehen Käufer Schlange
Dem Beispiel BSI, wo Generali zwei Jahre einen Käufer gesucht hatte, wird RBS nicht folgen wollen. Bereits wird denn auch schon darüber reflektiert, Coutts in eine europäische und in eine asiatische Einheit aufzuspalten.
Geschieht dies, würden die Käufer in der Schweiz Schlange stehen. Wer sie sind, und welche Bereiche der Coutts International für sie interessant sein können, lesen Sie demnächst hier auf finews.ch.