Der Privatbankier François M. Labhardt ärgert sich, dass man alle Banken in den gleichen Topf wirft. Ein bemerkenswerter Kommentar.

In seinem Beitrag in den neusten «Anlageperspektiven» der Basler Privatbank La Roche 1787 stellt Teilhaber François M. Labhardt fest, dass die der Schweizerischen Bankiervereinigung angehörenden Finanzinstitute oftmals als eine «geschlossene Einheit» wahrgenommen würden.

Die Medien würden dann noch das Ihre dazu beitragen, dass der Eindruck entstehe, alle Institute hätten die gleichen Probleme, weil sie die gleichen «Fehler» begangen hätten, so Labhardt. «Wir möchten an dieser Stelle deshalb wieder einmal klarstellen, dass es «die Banken» und «die Bankiers» nicht gibt.»

Nicht eben dienliche Aussagen

Natürlich seien es auch Personen seiner Berufsgattung gewesen, die durch ihre Aussagen den Eindruck erweckten, alle Banken hätten sich gleich verhalten, so der Basler Privatbankier weiter. «Die in den Medien ausgeführte Aussage durch einen Vertreter einer Privatbank vor der US-Justizbehörde, es sei für Banken in der Schweiz üblich (common practice) gewesen, US-Kunden mit dem Bankkundengeheimnis anzuwerben, war nicht eben dienlich», betont Labhardt.

Und daraus folgert er: «Jede Bank hat ihr Geschäftsmodell, und es ist nicht anzunehmen, dass dieser Bankier alle Geschäftsmodelle kennt und kannte.»

Kundenstamm in der Schweiz ausgebaut

La Roche 1787, also Labhardts Arbeitgeberin, habe nie Kunden in den USA angeworben und auch explizit keine Kunden von der UBS übernommen, als letztere sich von ihnen entledigen wollte. Schon vor 18, respektive 15 Jahren habe La Roche 1787 Tochtergesellschaften in Olten und Bern, um «unseren grossen Kundenstamm in der Schweiz im Mittelland und der Region Bern und Seeland weiter auszubauen», unter streicht der Privatbankier.

«Wir waren es auch nicht, die vom Staat gerettet werden mussten, weil wir 2008 toxische Papiere aus den USA in unseren Büchern verbucht gehabt hätten. Wir haben keine solchen Papiere an unsere Kunden verkauft. Das Gleiche gilt natürlich für Madoff, Behring, ASE oder andere Geschichten», geht Labhardt mit einigen Konkurrenten hart ins Gericht.

Schon etwas ärgerlich

«Es ist deshalb schon hin und wieder etwas ärgerlich, wenn wir feststellen müssen, dass wir wegen einem Fehlverhalten von anderen Instituten ebenfalls in Sippenhaft genommen werden», lautet Labhardts Fazit.

Und weiter: «Es ist schmerzhaft, feststellen zu müssen, dass durch solch ein ungeschicktes – das mindeste, was man bemerken kann – Verhalten das Kundengeschäft aus der Schweiz heraus einen enormen Dämpfer erhalten wird», sagt Labhardt.

Grosse Rechtsunsicherheit

Die Rechtsunsicherheit, die um den Finanzplatz Schweiz entstanden sei, könne auch durch einen guten Service und eine qualifizierte Beratung in Vermögensverwaltungsfragen nicht durchgehend kompensiert werden. Dies werde deutliche Spuren hinterlassen. Davon würden zunehmend Arbeitsplätze und Steuereinnahmen betroffen sein, sagt der Privatbankier.

«Wenigstens sollte man den Industriestandort Schweiz schon jetzt mächtig fördern, um die Ausfälle durch andere Tätigkeiten wettmachen zu können», so Labhardt.

Hoffnung im Schwinden

Noch bleibe ein Quäntchen Hoffnung, dass dem Kniefall vor den ausländischen Druckversuchen gegen den Finanzplatz Schweiz doch noch begegnet werden können. Dazu müsste aber die ganze Schweiz eine klare und unmissverständliche Haltung einnehmen.

«Eine Forderung, die bestehen bleibt, aber die Hoffnung auf das Eintreffen befindet sich im Schwinden», glaubt Labhardt.